Der Klimawandel als soziale Frage

Klimawerkstatt Andernach lud zu einem Informations- und Diskussionsabend ins Historische Rathaus

Der Klimawandel als soziale Frage

Hitzewellen, langanhaltende Trockenheit, Starkregen, Hagelschlag: Der Klimawandel ist auch in Andernach deutlich zu spüren. Was die Zivilgesellschaft gemeinsam mit überparteilicher Kommunalpolitik gegen den Klimawandel und damit einhergehenden sozialen Schieflagen tun kann, war Thema eines Informations- und Diskussionsabend der Klima-Werkstatt der Ehrenamtsinitiative. Mehr als 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen ins Historische Rathaus, um sich dem Thema zu widmen.

Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Christian Greiner erläuterte der Mainzer Sozialethiker Prof. Dr. Gerhard Kruip in seinem Vortrag die aktuellen Fakten zum menschengemachten Klimawandel: „Wir haben keine Zeit mehr. Stärker noch als wir werden unsere Nachkommen von den Folgen des Klimawandels betroffen sein.“ Er monierte, dass die Menschen, die lokal und global am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben am meisten darunter leiden. Kruip hatte einige Anregungen mitgebracht, wie alle Beteiligten an der notwendigen Transformation teilhaben können. Seine Vorschläge reichten von verstärkter Aufklärung (Bewusstseinsbildung) über monetäre Anreize (finanzielle Unterstützung klimafreundlicher Investitionen, Verteuerung umweltschädlicher Produkte und Verfahrensweisen) bei sozialem Ausgleich, Schaffung guter Bedingungen für das Fahrradfahren bis hin zu einer Neubelebung der bestehenden Nachbarschaften und gezieltem interkommunalem Austausch. Hier liege viel Potenzial, das darauf warte, in Andernach aktiv genutzt zu werden.

In der anschließenden von Bürgermeister Peitz geleiteten Diskussion stellten sich Kruip, Greiner, Abir Ali (Vorsitzenden Beirat Migration und Integration) und Mona Maar (Klimaschutzmanagerin) den Fragen der Zuhörer. „Was können wir noch tun, damit sich endlich etwas bewegt? Welche Protestform ist geeignet und wie weit erfüllen diese ihren Zweck? Wie weit ist das Mobilitätskonzept in Andernach bereits umgesetzt worden und warum brauchen manche Umsetzungen so viel Zeit? Verschiedene aus dem Publikum beklagten den Egoismus von Mitmenschen in Andernach, die nicht die Folgen ihres klimaschädlichen Denkens und Handelns sehen. Verwiesen wurde unter anderem auf die Überschreitung der klimafreundlichen Tempo-30-Begrenzung und darauf, dass einige Eltern glauben, ihren Nachwuchs vor die Schultore chauffieren zu müssen. Auch Greiner zeigte sich überrascht: Alle wollen mehr Grün für Andernach, solange der Baum nicht vor die eigene Haustür gepflanzt wird. Als letzter Diskussionsbeitrag erfolgte der Aufruf, sich aktiv für das Klima einzusetzen zum Beispiel durch Teilnahme an der Klimawerkstatt. Denn es wurde schnell klar, dass es für die politische Durchsetzung auch Druck von unten, durch die Zivilgesellschaft braucht, es aber auch ohne erhebliche Veränderung unseres westlichen Lebensstils nicht möglich ist, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Die Menschen müssen durch klare Kommunikation mitgenommen werden.

Mona Maar, Klimaschutzmanagerin der Stadt, zeigt ihrerseits Verständnis für den geäußerten Frust, verwiese zugleich aber auch darauf, dass in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel Positives erreicht worden sei.

Zu den positiven Ergebnissen des Abends zusammen mit den Anregungen, was sich tun lasse, gehörte auch die Vereinbarung einer engeren Zusammenarbeit von Klima-Werkstatt und Migrations- und Integrationsbeirat, der in der Veranstaltung durch ihre Vorsitzende Abir Ali vertreten war. Auf diesem Weg soll etwas für den Klimaschutz getan werden und zugleich Berührungsängste abgebaut und ein Raum für Austausch geschaffen werden.

Oberbürgermeister Greiner verband seinen Dank an Prof. Kruip und die Teilnehmenden mit der Ankündigung, die nächste Einwohnerversammlung dem Klimaschutz zu widmen.

Infos zur Klimawerkstatt Andernach gibt es beim Ehrenamtsbeauftragten der Stadt Andernach, Rüdiger Schäfer, E-Mail: h.ruediger.schaefer@t-online.de.

 

Pressemitteilung der Stadt Andernach

Foto: Rüdiger Schäfer

Der Mainzer Sozialethiker Prof. Dr. Gerhard Kruip ging im Ratssaal auf das Thema „Klimawandel als soziale Frage“ ein.

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Datum: 21.07.2023
Rubrik: Andernach / Pellenz
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