Vermüllung und volle Altkleidercontainer

Nachhaltige Lösung gesucht

Vermüllung und volle Altkleidercontainer

Mainz (dpa/lrs) - In einigen Kommunen in Rheinland-Pfalz füllen sich die Altkleidercontainer. Sind die erst einmal voll, werden Kleidung und Müll immer wieder rund um die Container abgeladen. Kürzlich meldete etwa die Stadt Mainz überfüllte Altkleidercontainer. Mitte Oktober stapelten sich Säcke mit Altkleidung neben den Containern, weil viele Mitarbeiter der Kommunalen Abfallwirtschaft Mainz und Mainz-Bingen AöR krankheitsbedingt ausfielen. Die Stadt erklärt, dass nicht alle Entsorgungstouren besetzt werden konnten.

Wenn Ferien- und Erkältungszeit zusammenfallen, werde die ohnehin knappe Personaldecke in den Verwaltungen spürbar, so der Gemeinde- und Städtebund. Vereinzelt könne es daher temporär zu einem eingeschränkten Dienstbetrieb kommen. Die Gemeinden und Städte seien aber bemüht, Personalausfälle durch Überstunden zu kompensieren, um so den Bürgerinnen und Bürgern sowie der Wirtschaft zuverlässigen Service anzubieten.

Markteinbruch bei Altkleidern

Auch kommunale und private Entsorgungsunternehmen spüren die dünne Personaldecke, besonders bei Fahrern, sagt ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Zudem breche der Markt für Altkleider ein. Absatzmärkte und Preise würden sinken, erste Sortierbetriebe meldeten Insolvenz an, die Lager seien voll. Sammler stellen demnach deutschlandweit ihre Arbeit ein und ziehen Container ab. Der Export nach Osteuropa und Afrika lohne sich immer seltener, was zu überfüllten Sammelstellen führe.

Die Kleidersammlung unterliege saisonalen Schwankungen, sodass durchaus Sammlungskapazitäten temporär an Grenzen kommen können, bestätigt ein Sprecher des Landesverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Das DRK in Rheinland-Pfalz hat den Angaben zufolge 2023 rund 7.000 Tonnen Alttextilien gesammelt. Derzeit gibt es etwa 2.000 DRK-Altkleidercontainer in dem Bundesland.

Sind die ersten Container voll, landen die Altkleider daneben - und nicht nur die. Die Hemmschwelle für illegale Müllablagerung sinke, stellt die Firma Jakob Becker fest, die in mehreren Kommunen in Rheinland-Pfalz Abfälle sammelt. Dabei spielt der Standort der Container wohl eine große Rolle.

In vielen Städten stehen Altglas- und Altkleidercontainer zusammen, so in Koblenz, Zweibrücken oder Frankenthal. An abgelegenen oder uneinsehbaren Standorten häufe sich Müll, besonders wenn die Reinigung selten erfolgt, sagt Marc Grutza, Geschäftsführer von Jakob Becker. «Oftmals fängt die Vermüllung mit überfüllten Altkleidercontainern an, denn liegt da schon etwas daneben, sinkt die Hemmschwelle.»

Müllhotspot Glas- und Altkleidercontainer

Laut einer Sprecherin der Stadtverwaltung wird in Frankenthal an vielen Stellen Müll neben den Containern abgestellt. Auch aus Pirmasens berichtet eine Sprecherin, dass die Bürger und Bürgerinnen ihre Abfälle oft nicht in den Containern entsorgen, sondern diese nur davor stellen. Illegaler Müll lande ebenfalls dort. Kann der Verursacher oder die Verursacherin ermittelt werden, wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, die Kosten für die Müllbeseitigung muss die Person übernehmen.

Nach Angaben eines Sprechers aus Ludwigshafen können je nach Menge des illegal entsorgten Abfalls im Schnitt Geldbußen in Höhen von 50 bis 300 Euro anfallen. Die Stadt startete im August ein Pilotprojekt zur Videoüberwachung von Müllsammelplätzen und städtischen Wohnbereichen. In enger Abstimmung mit dem Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit wurde für die mobile Videoüberwachung eigens ein Fahrzeug ausgestattet. Es ist flexibel im Stadtgebiet im Einsatz. Ein erster Evaluationsbericht ist für Mitte November geplant.

Illegale Sammlung

Immer wieder tauchen Altkleidercontainer ohne Genehmigung auf. Das berichten mehrere Städte und auch der Gemeinde- und Städtebund sowie der VKU bestätigen das Phänomen. In Neustadt an der Weinstraße wurden 2023 eine Handvoll Altkleidercontainer ohne Erlaubnis aufgestellt. Diese standen oft auf privatem Grund, aber so, dass Nutzer öffentlichen Raum betreten mussten, erklärt eine Sprecherin. Solche Nutzungen sind erlaubnispflichtig, es drohen Verwarnungen oder Bußgelder. Der Verursacher muss die Entfernung des Containers bezahlen.

Der VKU rät Städten und Gemeinden dazu, ein eigenes Konzept zu entwerfen und geeignete Standorte für Wertstoffinseln auszuweisen, um Vermüllung zu vermeiden. Ohnehin wird ab 2025 EU-weit die separate Textilsammlung vorgeschrieben. Dann sind die Kreise und kreisfreien Städte verpflichtet, die getrennte Sammlung von Alttextilien sicherzustellen, nicht nur, wenn karitative und private Sammler ausfallen. Dabei darf die Stadt jedoch keine marktbeherrschende Stellung einnehmen.

Kommunen, die nicht selbst in die Sammlung einsteigen wollen, können zur Erfüllung ihrer Sammelpflicht auch Flächen auf ihren Wertstoffhöfen oder Wertstoffinseln zur Bewirtschaftung durch Dritte zur Verfügung stellen, so der Gemeinde- und Städtebund. Allerdings, warnt ein VKU-Sprecher, liefen Kommunen mittlerweile Gefahr, aufgrund der Marktsituation niemanden dafür zu finden oder draufzuzahlen.

Kleidung so lange wie möglich tragen

Kleidung sollte so lange wie möglich getragen werden, so der VKU. Als Verband habe man jedoch keinen Einfluss auf die weltweite Nachfrage auf dem Secondhand-Markt. Um die Altkleiderberge zu bewältigen, fordert der VKU mehr Nachhaltigkeit und langlebige Produkte statt Fast Fashion. Die Idee: ein von den Herstellern finanzierter Reparaturfonds könnte Verbrauchern einen Teil der Reparaturkosten erstatten.

Eine weitere Alternative zu Altkleidercontainern können zumindest für gut erhaltene Kleidung Secondhand-Kaufhäuser, Kleidertreffs oder Tauschpartys, Sozialkaufhäuser und Repair-Cafés sein. Solche Einrichtungen gibt es in vielen Städten in Rheinland-Pfalz.

In Mainz hat sich derweil die Lage wieder normalisiert. Die Stadt teilt mit, der Krankenstand sei weiterhin erhöht, die Altkleidersammlung finde aber mittlerweile wie geplant statt.

 

Altkleidercontainer (Symbolbild)
Foto: Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en | User: Reise | Bild Naumburg

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Datum: 18.11.2024
Rubrik: Vermischtes
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