
Bahnfahrende müssen jetzt tiefer in die Tasche greifen
Preisanstieg - Fahren Reisende noch auf das Deutschlandticket ab?
Mainz (dpa/lrs) - «Fahrscheine, bitte.» Es ist in Zügen auch in Rheinland-Pfalz längst Alltag: Routiniert scannt eine Zugbegleiterin oder ein Zugbegleiter den Code des Deutschlandtickets ein und fragt gelegentlich nach dem Ausweis. Tausende im pendlerstarken Bundesland nutzen die ÖPNV-Flatrate zur Fahrt zur Arbeit, zum Ausflug oder anders. Vor wenigen Tagen erhöhte sich der Preis allerdings um gut 18 Prozent: Künftig kostet das bundesweite Monatsabo im Nah- und Regionalverkehr 58 Euro - statt 49 Euro.
Die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) nennt die Preiserhöhung «bedauerlich, aber dennoch unvermeidbar». Da die Zuschüsse von Bund und Ländern gedeckelt seien, wäre das Ticket ohne die Erhöhung nicht mehr vollständig finanzierbar gewesen. Und deutschlandweit hätten nicht alle Verkehrsunternehmen das Ticket anerkannt. Der Zuschuss von jährlich insgesamt drei Milliarden Euro (Bund und Länder) für das Deutschlandticket, so Eder, «bedeutet für Rheinland-Pfalz Ausgaben von rund 52 Millionen Euro».
Auch Busverbindungen von und nach Luxemburg
Seit Mai 2023 ermöglicht die Fahrkarte bundesweit Reisen in sämtlichen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs zum einheitlichen Monatspreis. Es hat die Tarifstruktur im öffentlichen Verkehrssektor vereinfacht. Doch für die Verkehrsunternehmen bedeutet das Angebot hohe Umsatzeinbußen, weil die meisten ÖPNV-Abos zuvor deutlich teurer waren.
Interessant wohl besonders für Rheinland-Pfalz und das Saarland: Seit dem 1. Januar 2025 gilt das Ticket auch für Busverbindungen von und nach Luxemburg. Bislang galt es bereits für sieben grenzüberschreitende Linien des Verkehrsverbundes Region Trier (VRT) sowie den grenzüberschreitenden Zugverkehr zwischen Deutschland und Luxemburg.
Wissing: Sehr attraktives Angebot
Das Deutschlandticket hat den Nahverkehr in Deutschland revolutioniert - davon ist Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) überzeugt. Das bundesweite Abo für Bus und Bahn sollte deshalb verstetigt werden, meint der frühere rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister. Insbesondere im ländlichen Raum hätten Kundinnen und Kunden für ein Nahverkehrsabo früher schnell mehr als 200 Euro bezahlt. «Und deswegen bleibt das Deutschlandticket auch mit dem jetzt von den Ländern etwas angehobenen Preis ein sehr attraktives Angebot», sagte Wissing Ende Dezember der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir hätten natürlich nichts gegen einen gleichbleibenden Preis gehabt, gleichwohl ist die Erhöhung in einem verkraftbaren Rahmen», sagt der Vorsitzende Noah Wand vom Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland-Pfalz/Saarland. «Aber wichtiger wäre eine belastbare Perspektive - erhöht sich zum Beispiel der Preis in den nächsten Jahren dynamisch? Davon werden ja auch Investitionen abhängig gemacht. Manche Pendler entscheiden je nach Ticketpreis, ob sie sich vielleicht ein Auto, ein Fahrrad oder eine BahnCard 100 kaufen.»
Pro Bahn schlägt Einfachtarif vor
Pro Bahn habe einen sogenannten Einfachtarif erarbeitet. «Hier haben wir feste Preisstrukturen für jede Region. Da heißt, in Hamburg würde ich für ein Stadtticket so viel zahlen wie in München. Ich könnte aber auch sagen, ich möchte ins Umland fahren oder deutschlandweit. Das fände ich die interessantere Option», meint Wand. Wirklich fair sei nämlich die aktuelle Regelung nicht. «Wir sehen das etwa in Rheinland-Pfalz am Mittelrhein. Hier wird der Fernverkehr leerer, während der Nahverkehr gnadenlos überlastet ist.»
Im laufenden Jahr dürfte es bei 58 Euro bleiben. Für die Zeit danach ist aber ungeklärt, ob es das Ticket noch gibt. Bisher ist die Finanzierung nur für 2025 gesichert, die notwendige Gesetzesänderung haben Bundestag und Bundesrat kurz vor Weihnachten beschlossen. Weitere Preissteigerungen hängen wohl auch davon ab, ob es bei den bisherigen Bundes- und Ländermitteln bleibt - und ob diese aufgestockt oder gekürzt werden.
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