
Polizei und Stadtbürgermeister bitten um Hinweise
Selters: Jüdische Gedenktafel mutwillig zerstört
In der Nacht zum Sonntag wurde eine Gedenktafel für die Juden, die in Selters im Westerwald stand, mutwillig zerstört. Laut Angaben der Polizei sei die Gedenktafel gegen 0:20 Uhr zerstört worden. Die etwa 100 x 50 Zentimeter große Glastafel sei zerbrochen und der untere Teil hätte in Scherben am Boden gelegen. Zum aktuellen Zeitpunkt habe die Polizei noch keine Auskunft über das Motiv, ermittle aber in jede Richtung. Unter anderem wird auch ermittelt, ob die Tat einen antisemitischen Hintergrund habe. Die Glastafel habe an die ehemalige jüdische Gemeinde in Selters erinnern sollen, die es bis zur Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt gab. Den Angaben des Historikers Uli Jungblut zufolge sei zu diesem Zeitpunkt die 350 Jahre alte jüdische Gemeinde während des Nationalsozialismus ausgelöscht worden. Grund dafür sei die Auswanderung, die Deportationen und der Holocaust gewesen. In Selters habe es im Jahr 1938 mehrere Pogrome gegeben, der größte während der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938. Unter anderem wurden in dieser Nacht Juden aus ihren Häusern entführt und Synagogen angezündet. Einige Juden seien aus diesen Gründen in andere Länder geflohen, die meisten von ihnen wurden allerdings von den Nationalsozialisten entführt und in verschiedenen Konzentrationslagern ermordet. Aus diesem Grund sei die Zerstörung der Tafel so schlimm, so der Stadtbürgermeister Jung. Laut Aussage von Jung lobe er Hinweise, die zur Aufklärung führen würden, 500 Euro aus. Die Polizei bittet zudem um Hinweise.
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