"UNESCO muss mit der Zeit gehen"

VG-Bürgermeister Mike Weiland zieht gemischtes Fazit zu Bericht von UNESCO und ICOMOS und hat klare Forderungen an die beteiligten Akteure

"UNESCO muss mit der Zeit gehen"

Ein gemischtes Fazit zieht der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley, Mike Weiland, zum Bericht von UNESCO und ICOMOS zu deren Besuch um Mittelrheintal im vergangenen Mai 2022. „In einigen Punkten gebe ich den Welterbehütern ausdrücklich Recht und unterstütze deren Forderungen, jedoch müssen auch diese Institutionen definitiv mit der Zeit gehen“, so Mike Weiland zu den Belangen der Verbandsgemeinde Loreley.

Mike Weiland begrüßt es ausdrücklich, dass die Vertreter von UNESCO und ICOMOS seinen damals vorgetragenen Forderungen folgen, dass kurzfristig zur Minderung des Güterbahnlärms im Mittelrheintal für die Züge ein Tempolimit von 50 Kilometer pro Stunde umgesetzt werden muss, um die Gesundheit der Menschen zu schützen und Hab und Gut vor Erschütterungen zu bewahren und diese zu reduzieren. „Hier ist zu hoffen, dass Verkehrsminister Dr. Wissing bald durchgreift und vor allem auch beweist, dass ihm die Planung einer Alternativtrasse nicht aus dem Sinn gekommen ist“, so Mike Weiland.

Erfreut nimmt der Bürgermeister auch zur Kenntnis, dass die Vertreter zu der Einschätzung gekommen sind, dass die Verbandsgemeinde als Eigentümer in Bezug auf dem Kultur- und Landschaftspark auf der Loreley gegenüber anderen Projekten „deutlich mehr Rücksichtnahme und sorgfältige Planung hat walten lassen. Das Loreley Plateau sei bisher recht respektvoll gegenüber den lokalen Werten des Welterbes errichtet worden. Zwar stellt die Besuchskommission die Notwendigkeit zur Realisierung des Gläsernen Felsens auf der neuen Mythoshalle in Frage und würde dort lieber ein Flachdach sehen, jedoch fand der Besuch der Kommission noch vor der modellhaften Visualisierung des Gläsernen Felsens an Ort und Stelle statt. Im Juni 2022 war der Gläserne Fels nämlich aus Gerüststangen und mit Bespannung der  Außenhaut nachgestellt worden und von den rheinland-pfälzischen das Welterbe vertretenden und schützenden Behörden Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, Generaldirektion Kulturelles Erbe, das Mainzer Innenministerium sowie dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal und einer Vertreterin von ICOMOS Deutschland mit dem Fazit in Augenschein genommen worden, dass die Konstruktion das Welterbe nicht beeinträchtigen wird, weil sie der Sichtachsenstudie entspricht. Damit sind die Aussagen entkräftet. „Im Gutachten ist zudem schlichtweg eine falsche Höhenangabe zum Gläsernen Felsens enthalten“, so der Bürgermeister. Im UNESCO-Bericht wird dargestellt, der Felsen werde in seinen Ausmaßen höher als der Dachfirst des früheren Berghotels, dass exakt an dieser Stelle gestanden hat. „Ich habe der Kommission genau das Gegenteil entlang von Plänen gezeigt“, so Mike Weiland. Fakt ist, dass die Dachspitze des früheren Hotels auf dem Niveau 210,00 Meter über Normalnull lag. Nach dem Abriss wurde der heute gültige Bebauungsplan zur Umgestaltung des Plateaus hinsichtlich der bebaubaren Höhe um einen Meter auf maximal 209,00 Meter über Normalnull abgesenkt, wodurch sich die Verbandsgemeinde Loreley sogar selbst eingeschränkt hat, um das Welterbe zu schützen. Der Gläserne Felsen wird an seiner höchsten Stelle das Niveau von 208,90 Meter über Normalnull erreichen und damit um 1,10 Meter niedriger ausfallen als es das frühere Hoteldach war. Das Hoteldach ragte damals bis auf eine Höhe von 10,50 Meter über dem ursprünglichen Geländeniveau (199,50 Meter über Normalnull). Der Fels wird demnach künftig nur noch 9,40 Meter über das ursprüngliche Geländeniveau reichen. „Die Aussage im Bericht von 12 Meter ist nicht korrekt und sie trägt mit Blick auf die Fakten und darauf, dass der Felsen ein Alleinstellungsmerkmal nach einem internationalen Wettbewerbsergebnis, an dessen Ergebnis ICOMOS mitgewirkt hat, ist, und die Anzahl der ursprünglich fünf vorgesehenen Bauwerke schon auf eines reduziert wurde, nicht ausreichend Würdigung bei den Welterbevertretern“, so Mike Weiland. „Die Aussage habe lediglich empfehlenden Charakter und offensichtlich wurde sie auch auf Annahmen getroffen, denen andere Fakten zugrunde liegen“, mutmaßt der Bürgermeister. Dem Wunsch Bäume auf der neu gestalteten Multifunktionsfläche zu pflanzen, ist die Verbandsgemeinde nach dem Besuch ohnehin im Zuge der Gestaltung bereits nachgekommen. Im UNESCO-Bericht heißt es, dass sich die Situation auf der Loreley wesentlich verbessert habe und allen Verantwortlichen für ihre Bemühungen zu gratulieren sei. Das ist entscheidend.

Auch die immer wieder angeführte Forderung, der Sommerrodelbahn die Betriebserlaubnis nicht zu verlängern, kann der Bürgermeister nicht nachvollziehen. „Die Sommerrodelbahn ist nicht nur eine wertvolle Bereicherung für Besucher:innen, sondern sie hat auch eine rechtsgültige Baugenehmigung“, so der Bürgermeister Mike Weiland. Da greife das Argument einer Betriebserlaubnis überhaupt nicht, denn diese laufe auch niemals aus.

Zum durch private Investoren angedachte Planungen eines Hotelbaus auf dem Plateau waren sich zuletzt alle Beteiligten einig, dass ein solches Vorhaben welterbeverträglich sein muss. „Das wird der Zweckverband Welterbe mit den zuständigen Behörden eng begleiten“, zeigt sich Mike Weiland optimistisch, denn allen ist die Sensibilität des Themas sehr bewusst.

Zur Mittelrheinbrücke sagt Mike Weiland: „Die UNESCO hat in Brasilia im Jahr 2010 bereits den Beschluss gefasst, dass in Wellmich/Fellen die Brücke unter Berücksichtigung der Umwelt- und Welterbebelange visuell vertretbar wäre. Gegen die weitere enge Einbindung der UNESCO und einen internationalen Gestaltungswettbewerb würde ja nichts sprechen, aber darüber hinausgehende Forderungen sind rückwärts gerichtet und nicht akzeptabel.“ Es bleibt zu hoffen, dass die Landesregierung das Raumordnungsverfahren nun möglichst bald abschließt und die Planung beginnen kann“, so der Bürgermeister.

Zwei weitere Themen kann Bürgermeister Mike Weiland dagegen nicht in ihrer Einschätzung mit der Kommission teilen: Die Haltung der Kommission zu Erneuerbaren Energien und zur Ortsumgehung Braubach im Zuge der Landesstraße 335. „Welterbe erhalten muss auch Fortentwickeln heißen, um mit der Zeit zu gehen“, so Mike Weiland und er führt fort: „Als unsere wunderschöne Heimat und das Rheintal entstanden ist, gab es weder den Klimawandel noch so viele Fahrzeuge wie heute.“ Hier müssen sich UNESCO und ICOMOS bewegen. Ein Welterbe muss sich weiterentwickeln können. „Auch ein Welterbe muss den Klimawandel ernst nehmen und seinen Anteil daran leisten, den Auswirkungen entgegen zu treten“, so die klare Haltung von Bürgermeister Mike Weiland. „Und zwar mit Maß und Ziel“, ergänzt er. „Es gibt Unternehmen, die auf nicht von außen einsehbaren Flächen zwischen Wäldern auf den Rheinhöhen Großflächenphotovoltaikanlagen errichten möchten“, so der Bürgermeister. Das würde das Welterbe in keiner Weise beeinträchtigen. Aus dem Welterbetal heraus kann man eine zunehmende Zahl von Windkraftanlagen sehen, so zuletzt in Höhe der Ortslage von Wellmich, die dazu gekommen sind. Man dürfte es nicht übertreiben wie andernorts in der Region, aber man müsste seitens der UNESCO den Wandel der Zeit endlich erkennen und auch für die Interessen der jungen Generationen offen sein. Zu diesem Thema wird sich der Bürgermeister nun an Ministerpräsidentin Malu Dreyer wenden.

Die klare Ablehnung zu den beiden Trassenvarianten der Ortsumgehung Braubach war für Weiland von Seiten der Welterbevertreter leider zu erahnen. Doch auch hier hat der Bürgermeister klare Forderungen und stärkt damit der Bürgerinitiative "Braubach lebenswerter e.V." den Rücken „Wenn nun beide Varianten von der Kommission vom Tisch gefegt werden, obwohl die Belange der Menschen von Braubach beim persönlichen Gespräch mit der Kommission eindrucksvoll dargelegt worden sind, ist es auch an deren Stelle, welterbegerechte Alternativen aufzuzeigen und nicht nur zu sagen, dass es nicht geht“, zeigt sich Mike Weiland erbost. Es steht die Forderung der Kommission, weniger LKW zuzulassen und weitere Alternativen zu prüfen. „Das hilft der Stadt und den betroffenen Menschen nicht weiter“, so Mike Weiland. Als UNESCO müsse man auch zum Schutz und Erhalt der Braubacher Altstadt an anderer Stelle Kompromisse eingehen, wenn man wirklich vorankommen wolle. In Richtung Mainzer Verkehrsministerium richtet der Bürgermeister nun seinen dringenden Appell: „Legen Sie der Braubacher Bevölkerung die Alternativvorschläge schnellstmöglich auf den Tisch“, so Mike Weiland abschließend.

Pressemitteilung der VG Loreley

Symbolfoto: Pixabay

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Datum: 13.01.2023
Rubrik: Loreley
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