Louise Lang erhält den "Diffring Preis Für Skulptur" 2021

Eröffnung der Ausstellung "Capturing" im Mittelrhein-Museum Koblenz

Louise Lang erhält den "Diffring Preis Für Skulptur" 2021

Seit circa 4000 Jahren ist Glas elementarer Bestandteil unserer Zivilisationsgeschichte. Ohne Glas gäbe es keine Renaissance der Wissenschaften und der Kunst. Unsere Gegenwart und Zukunft ist ohne Glas und Glasfaser nicht denkbar und wohl kein anderes Material symbolisiert in seinen elementaren Eigenschaften so sehr die Fragilität aktueller globaler Situationen.

Glas in seiner unendlichen Formenvielfalt wird bei Louise Lang schon in frühen Jahren ihrer Jugend zur Passion. Konsequent erlernt sie das Handwerk der Glasmacherin, es ist die Quelle ihres künstlerischen Schaffens sowie Experimentier- und Forschungsfeld. Atem, Temperatur und Zeit sind maßgebliche und zielführende Bedingungen des kreativen Prozesses, der vom flüssigen zum festen Zustand einer Idee der Künstlerin folgt.

Grenzen des Machbaren ausloten, Risiken kalkulieren, Balance halten, den Drang zu alles vernichtenden Überschreitungen überwinden oder zulassen, sind ihre Herausforderungen und zugleich aktuelle Belange angesichts heutiger gesamtgesellschaftlicher Bedrohungen und der des Planeten Erde.

Lang schärft die Wahrnehmung an uns täglich begegnenden Gegenständen aus Glas. Sie durchschreitet den Bereich von innen nach außen, von außen nach innen, thematisiert durchsichtige Trennung, Zerbrechlichkeit und Spaltung. Sie schleift, ritzt, schneidet, bricht. Temperaturunterschiede provozieren Spannungen, verursachen Strukturen, Spuren im Glas. Es gehe um die knackenden Momente und den wahren Purismus des Glases, so Lang. Sprünge zulassen, Lücken, Bruchstücke, Scherben. Diese greift sie in linearen Zeichnungen auf, ausdrucksstarke Lichtphänomene hält sie in Siebdrucken, Videos und Fotografien fest.

Eine Affinität zu Paul Klee, Eduardo Chillida, James Turell oder Pierre Huyghe ist naheliegend. Die Arbeiten von Lang eröffnen eine erweiterte ästhetische Dimension des Materials. In Spiegelungen der Materialoberfläche wird Unsichtbares erfasst. Die Künstlerin verweist auf eine Wahrheit über die Form hinaus. Perspektiven werden relativiert. Hauchdünn ausgeblasene Glasfolien, zart in ihrer Leichtigkeit bilden eine kompakte, transzendierende („mutierte“) Form der ursprünglichen Blase. Eine magische Anziehungskraft setzt Imagination, Assoziationen frei.

Louise Lang spielt mit Risikofaktoren und reflektiert dabei die Vulnerabilität der Menschheit. Sie bündelt in ihren variationsreichen Arbeiten energetische wie spirituelle Fragen. Transparent und Licht/Schatten spiegeln poetisch und erkenntnisreich das Bewusstsein eines Menschen im Anthropozän und stellt ihn – in absentia – ins Zentrum einer „Artificial Landscape“ (2020).

Die Vernissage von "Capturing" mit der Verleihung des "Diffring Preises Für Skulptur" 2021 an die Künstlerin Louise Lang findet am 3. Februar um 19 Uhr im Mittelrhein-Museum am Zentralplatz in Koblenz statt, Laufzeit der Ausstellung  ist vom 4. Februar bis 30. April.

Text: Joachim Becker, künstlerischer Berater der Jacqueline Diffring Collection

Foto: Stadt Koblenz

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Datum: 27.01.2023
Rubrik: Stadt
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