Vor 50 Jahren öffneten die Kurthermen Rhein-Lahn

Lahnstein hat Geschichte, Folge 743

Vor 50 Jahren öffneten die Kurthermen Rhein-Lahn

Der Wunsch der Stadt (Ober-)Lahnstein, ein Thermalbad zu bauen, lässt sich viele Jahrzehnte zurückverfolgen. Im Jahr 1964 wurde im Verkehrsverein Oberlahnstein ein Thermalbadausschuss gegründet. Dieser erarbeitete in enger Zusammenarbeit mit der Stadt die Basis für die spätere Gründung einer teilkommunalen Fördergesellschaft in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. 1966 wurde ein Thermalwasserlieferungsvertrag zwischen der Victoria-Brunnen AG und der Stadt Oberlahnstein abgeschlossen.

Zudem wurde im gleichen Jahr zur Verwirklichung des Thermalbad-Projektes durch Beschluss des Stadtrates der Stadtgemeinde Oberlahnstein circa 35 Hektar Waldgelände auf der Höhe von Oberlahnstein zur Verfügung gestellt. Die Victoria Thermal- und Mineralbad Lahnstein GmbH wurde im Jahre 1967 gegründet. Gründungsgesellschafter waren die Stadtgemeinde Oberlahnstein, die VictoriaBrunnen AG, die Stadtgemeinde Niederlahnstein und der Verkehrsverein Oberlahnstein. Als Gegenstand des Unternehmens wurden die Errichtung und der Betrieb eines Mineral- und Thermalbades zu Heil- und Kurzwecken auf der Oberlahnsteiner Höhe festgelegt. Diese Gesellschaft verkaufte die städtischen Grundstücke und finanzierte hierdurch die Baumaßnahmen einschließlich Kurklinik, Tennisanlagen und mehreren 100 Wohnungen, die in den Jahren 1971 bis 1975 errichtet wurden.

1972 erfolgte der Bau der Thermalwasserfernleitung und der Ferngasleitung. Das 30 Grad Celsius warme Thermalwasser des im Rheintal gelegenen Victoriabrunnens wurde in einer drei Kilometer langen Leitung auf den Berg geführt. Zur Abrundung der Gesamtanlage wurde das Hotel- und Kongressprojekt durch den Unternehmer Ernst Wagner verwirklicht.

Der Bau des Mineral- und Thermalbades (Kurthermen) und der Erschließungsanlagen erfolgte in den Jahren 1969 bis 1973 – und am 15. März 1973 nahm das Mineral- und Thermalbad seinen Betrieb auf. Die Kurthermen warben mit drei Innen- und Außenbecken mit 30, 33 und 37 Grad Celsius warmen Wasser, Kurarzt, Großsolarium, Saunen und Kurmittelhaus. In den ersten zwanzig Tagen konnte Kurdirektor Fritz Berlin bereits 35.000 Badegäste zählen.

Die offizielle Übergabe der Kurthermen sowie des Hotels „Rhein-Lahn“ erfolgte im Rahmen einer Festveranstaltung im Kursaal im ersten Obergeschoss des Hotels. Der damalige Oberbürgermeister Rolf Weiler hieß 600 Gäste willkommen und dankte dem Land Rheinland-Pfalz und allen anderen Förderern für die geleistete Unterstützung. Das Land hatte 5,5 Millionen D-Mark Zuschüsse gegeben. Ministerpräsident Helmut Kohl würdigte das Kurzentrum als Errungenschaft von hohem Rang für Erholung, Gesundheit und Fremdenverkehr.

Zwei Jahre später erfolgte die staatliche Anerkennung der Kurthermen Rhein-Lahn als „Heilquellen-Kurbetrieb“. Hierfür bedarf es nach den „Begriffsbestimmungen für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen“ einer Heilquelle, die nach den Vorschriften des Landeswassergesetzes staatlich anerkannt ist, einem gesundheitsfördernden Klima sowie „leistungsfähigen Einrichtungen zur Anwendung des Heilwassers mit angemessener kurärztlicher und pflegerischer Betreuung“. Die staatliche Anerkennung der Victoriaquelle als Heilquelle erfolgte bereits 1961. Das Heilwasser hilft besonders bei Magen-Darm-Erkrankungen, Gallenwegserkrankungen und Erkrankungen der Harnwege.

Die Victoria Thermal- und Mineralbad Lahnstein Gesellschaft führte ihren Betrieb von 1973 bis 1986. Aufgrund der nachhaltigen Verlustsituation der Gesellschaft – die finanzielle und wirtschaftliche Situation war seit Beginn äußerst schwierig – wurde auf der Gesellschafterversammlung vom 22. August 1986 deren Auflösung beschlossen. Die Löschung der Gesellschaft im Handelsregister erfolgte am 14. Mai 1990. 

Initiator für den Aufbau des Kurzentrums Rhein-Lahn war der Lahnsteiner Kaufmann Ernst Wagner (1920-1986). Das von ihm erbaute Hotel Rhein-Lahn umfasst 15 Stockwerke mit rund 300 Betten. Es wurde mit den Thermen durch eine Wandelhalle verbunden. Noch vor seinem Tod musste Wagner das Hotel an die Dorint-Gruppe verkaufen, die es zunächst als Dorint-Hotel, später als Hotel Mercure Lahnstein betrieb. 2008 wurde das Hotel an eine internationale Investorengruppe verkauft, die es unter dem Namen „Wyndham Garden" weiterbetreibt. Die Kurthermen wurden im Februar 2006 geschlossen.

 

Foto: Werbefoto der Mineralbad GmbH, 1973

Außenbecken des Thermalbads mit dem Hotel im Hintergrund.

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Datum: 09.03.2023
Rubrik: Lahnstein
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