
Waldgutachten stuft Forst als „erheblich gefährdet“ ein
Bechelner Wald – Potential und Herausforderung
17 Personen waren am 2. April der Einladung zum Waldbegang mit Förster Jonas Fröhlich gefolgt. Einige Gemeinderatsmitglieder, Bürger aus Becheln und die Jägerschaft hatten sich vom kalt-feuchten Wetter nicht abschrecken lassen und trafen sich um 10 Uhr am Friedhofsparkplatz. Von dort ging es in das Waldstück zwischen der K 8 und L333.
Der Förster gab einen Einblick in das vergangene Forstjahr. Die Planung für 2022 sah einen Holzeinschlag von 630 Festmetern vor. Bedingt durch notwendige Verkehrssicherungs-maßnahmen musste unter anderem ein Lärchensammelhieb durchgeführt werden. Der tatsächliche Holzeinschlag fiel mit circa 1.500 Festmetern weit höher aus als geplant und bescherte der Gemeinde ein Plus von rund 25.000 Euro.
Um nach Windwurf, Trockenschäden und Borkenkäferbefall die Kalamitätsfläche wieder zu bewalden, wurden rund 14.000 Euro investiert, davon konnten 12.000 Euro durch eine Landesförderung finanziert werden. Die Wiederaufforstung mit Eiche, Nussbaum, Kirsche, Ahorn und Weißtanne erfolgt relativ dicht, in sogenannten Klumpen. Diese Art der Pflanzung ermöglicht einerseits die natürliche Astreinigung beim Aufwuchs und bietet andererseits die Möglichkeit, einzelne Bäume, die aufgrund ihrer Wuchsform beziehungsweise -stärke nicht zum Hauptbaum werden können, zu entnehmen und zu verkaufen. Eine gute Einnahmequelle, die auch die stetig steigende Nachfrage nach Brennholz befriedigen könnte.
Die Bewirtschaftung des Bechelner Waldes soll nachhaltig sein, das heißt es darf nur so viel Holz entnommen werden, wie in einem Jahr nachwachsen kann. Aus diesem Grund ist für dieses Jahr ein Holzeinschlag von 681 Festmetern geplant. Nach Investitionen für Waldpflege (10.000 Euro), Schutzmaßnahmen (2.000 Euro) und Wege (5.000 Euro) wird für das laufende Forstjahr mit einem Überschuss von 1.600 Euro gerechnet.
Um die Artenvielfalt im Wald zu sichern, sind abgestorbene Bäume, aber auch Bäume, die eine Höhle, ein Astloch oder einen Horst beherbergen, besonders wichtig. Sie werden mit einer weißen Welle um den Stamm markiert, aus der Bewirtschaftung genommen und ihrem natürlichen Verfall überlassen. Spechte, Fledermäuse und baumbrütende Vogelarten finden in diesen Bäumen ihren natürlichen Lebensraum.
Die Ortsgemeinde Becheln hat zu Beginn des Jahres eine forstbehördliche Stellungnahme zum Zustand des Waldes erhalten. Dieses Waldgutachten stützt sich auf die feststellbaren Verbiss- und Schälschäden an Bäumen und jungen Trieben. Im Gutachten wurde unser Wald als „erheblich gefährdet“ eingestuft. Herr Fröhlich zeigte an kleinen Trieben die Verbissspuren und erläuterte, dass bei einem Verbiss von mindestens 25 Prozent die höchste von drei Gefährdungsstufen erreicht ist. Der Verbiss im Wald von Becheln lag bei einem Drittel also bei 33 Prozent.
Gerade die Aufforstung als Mischwald ist schwierig, da Rehe die selteneren Baumarten als besondere Köstlichkeit empfinden. Deshalb werden die Nebenbaumarten häufiger verbissen als die Hauptbaumart.
Nach zweistündiger Waldbesichtigung waren sich alle Beteiligten einig, dass die Pflege und der Erhalt des Waldes eine echte Herausforderung darstellen, die durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Forst, Jägerschaft und Gemeinde gemeistert werden kann.
Pressemitteilung und Foto: Ortsgemeinde Becheln / Anke Seil, 1. Beigeordnete
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