Ärztliche Versorgung bleibt wichtiges Thema in der  Verbandsgemeinde Loreley

19. Zukunftsgespräch in Nochern mit Bürgermeister Mike Weiland und Ministerialdirektor Daniel Stich

Ärztliche Versorgung bleibt wichtiges Thema in der Verbandsgemeinde Loreley

Kaum ein anderes Gesellschaftsthema lässt sich für eine Verbandsgemeinde auch aufgrund fehlender Aufgabenzuweisung und Handlungsfelder schwieriger unterstützen als die Sicherung der ärztlichen Versorgung, denn hierzu liegt die Planung auf viel höherer Ebene. „Wir haben den Runden Tisch Gesundheit mit Hausärzten, Zahnärzten, Apothekern und Physiotherapeuten aus der gesamten Verbandsgemeinde eingeführt, machen Banner-Werbung bei Menschen, die unsere Heimat besuchen unter dem Motto ‚Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen‘, sind im Austausch mit Aktiven im Gesundheitswesen, der Kassenärztlichen Vereinigung, haben auch einen Image-Film für unsere Verbandsgemeinde herausgebracht und kümmern uns um eine Verbesserung der Infrastruktur und der Lebensbedingungen der Menschen“, fasste Bürgermeister Mike Weiland gleich bei seiner Begrüßung beim 19. Zukunftsgespräch in Nochern die Stellschrauben zusammen, die in einer Kommunalverwaltung als Möglichkeiten auf dem Tisch liegen. „Aber darüber hinaus müssen auch höhere Ebenen in deren Zuständigkeit ihre Aufgaben erledigen, dass das Gesundheitssystem funktioniert und mehr Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden, die bereit sind, im ländlichen Raum zu arbeiten“, so der Bürgermeister.

Auch wenn die beschriebenen Handlungsansätze begrenzt sind, lässt sich der Bürgermeister nicht entmutigen. Schließlich konnte er auch über gute Gespräche und Ansätze der zurückliegenden Monate nach dem Start der Banner-Kampagne berichten, die jedoch leider nicht von heute auf morgen direkt Früchte tragen. Um das Thema fundiert zu beleuchten, hatte Mike Weiland mit Ministerialdirektor Daniel Stich aus dem rheinland-pfälzischen Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit einen fachkundigen Referenten aus Mainz zum 19. Zukunftsgespräch eingeladen, den er gemeinsam mit der Beigeordneten der Gemeinde Nochern, Katrin Kopp, begrüßen konnte. Daniel Stich stellte auch gleich zu Beginn ein Gerücht klar: „Wir haben heute landesweit rund 2000 Ärzte mehr als noch vor 10 Jahren“, so Daniel Stich, jedoch bestehe ein absolutes Missverhältnis zwischen Ärzten in Kliniken und Hausarztpraxen. Etwa 35 bis 40 Prozent dieser Ärzte könnten sich nicht vorstellen, im ländlichen Raum zu arbeiten, bedauerte der Ministerialdirektor, der selbst als Kind in einer kleinen Gemeinde aufgewachsen ist und daher die Probleme längerer Wege als in der Stadt kennt. Daher muss es aus Sicht des Gesundheitsministeriums der Weg sein, Krankenhäuser mehr für die Ambulante Versorgung zu öffnen und daher sei es bei den derzeit laufenden Verhandlungen auch wichtig, eine Krankenhausstrukturreform richtig anzugehen, um eine neue unterste Versorgungsstufe zu schaffen. Das sei aber nur der erste Teil einer möglichen Lösung.

„Der zweite Teil muss es sein, Ärzte mehr zu entlasten, dass sie sich auf ihre ureigenen Aufgaben konzentrieren und dafür ihre Zeit aufbringen können“, so Daniel Stich weiter. In der Verbandsgemeinde Loreley herrscht laut Kassenärztlicher Vereinigung gerade im Hausarztbereich eine Versorgungsquote von 107 Prozent. „Diese Berechnung kann kein Mensch nachvollziehen, weil ständig durch Praxisschließungen Ärzte aus der Fläche verschwinden“, so Bürgermeister Mike Weiland und Daniel Stich unterstrich: „Genau deswegen ist es wichtig, dass heute der Hausarzt ein Team um sich herum hat, das jedem Patienten seine geeignete Betreuung zukommen lassen kann.“ Es brauche daher nicht nur Ärzte, sondern auch Fachpersonal, das sozusagen eine Stufe unter den eigentlichen Ärzten stehe. Das persönliche Kümmern um die Patienten ist wichtig, aber eben fallbezogen. Wenn der Arzt sich um wirklich die Fälle kümmern kann, die seiner eigentlichen Hilfe bedürfen, kann sich das Team um ihn herum den Menschen annehmen, denen vielleicht auch ohne einen direkten Arztkontakt geholfen werden kann.

Der dritte Teil der Lösung könne die eingeführte Landarztquote des Landes sein. Doch neben der Studienplatzerhöhung für Ärzte bedürfe es laut Stich eben auch der Strukturreform. „Das Modell der Vergabe von Arztsitzen stammt noch aus einer Zeit, in der der ländliche Raum mehr Ärzte hatte“, so Daniel Stich. Das Modell sei aber überholt und müsse zugunsten des ländlichen Raums geändert werden. Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch wie so oft verschiedene Praxismodelle diskutiert. „Wenn man ein medizinisches Versorgungszentrum bilden möchte, eventuell sogar in kommunaler Trägerschaft, braucht man ausreichend Mitspieler“, betonte Bürgermeister Mike Weiland und genau die fehlen in der Verbandsgemeinde Loreley. Darüber habe er schon oft mit Ärzten am Runden Tisch gesprochen. Auch stehe man immer wieder nach ersten Ansätzen mit Ärzten, die Interesse an einer Arbeit in der Verbandsgemeinde hätten, mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Kontakt. Daniel Stich attestierte, dass das genau der richtige Weg sei, der irgendwann auch zum Erfolg führe. Übergangsberatungsgespräche, mögliche Förderungen generieren – das sind die Dinge, die auch von Bürgermeister Mike Weiland immer wieder aufs Neue vermittelt werden und Daniel Stich ergänzte, dass man bei der Strukturreform darauf achten müsse, dass sich Ärzte künftig mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können müssen. Außerdem müsse dabei genau überlegt werden, wofür es sinnvoller sei, finanzielle Anreize bei Praxisgründungen zu schaffen – für die Niederlassung oder für die zeitliche Entlastung der Ärzte.

Auch wenn im 19. Zukunftsgespräch keine finalen Antworten zur künftigen Ausrichtung der Ärztlichen Versorgung gegeben werden konnten, zeigte das Interesse der zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer und deren Fragestellungen und natürlich auch das Angebot der Verbandsgemeinde, dieses Thema mit Ministerialdirektor Daniel Stich zu besprechen, dass das Thema nach wie vor einen hohen Stellenwert genießt, obwohl die Lage insgesamt schwierig ist. „Chancen, die sich uns bieten, werden wir weiterhin ergreifen“, unterstrich Mike Weiland am Ende der Veranstaltung noch einmal und man werde daher auch den Runden Tisch regelmäßig fortsetzen und die Weiterentwicklung der Verbandsgemeinde in vielerlei Hinsicht vorantreiben, weil das einer der wichtigsten Werbefaktoren für den ländlichen Raum ist.

 

Pressemitteilung der Verbandsgemeinde Loreley

Foto: Mike Weiland

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Datum: 26.04.2023
Rubrik: Loreley
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