Vor 150 Jahren erhielt Oberlahnstein eine Höhere Bürgerschule

Lahnstein hat Geschichte, Folge 757

Vor 150 Jahren erhielt Oberlahnstein eine Höhere Bürgerschule

Das öffentliche höhere Schulwesen in Lahnstein gründete sich im 19. Jahrhundert auf privaten Unternehmungen wie dem „Dr. Schmidtchen privaten Knabeninstitut“. Daraus entstand 1870 die „Rectoratsschule“, geleitet vom Limburger Domkapitular Antonius Abt. Diese wurde am 20. September 1873 von der Stadt Oberlahnstein übernommen und in eine öffentliche „Höhere Bürgerschule“ umgewandelt. Damit wurde der Grundstein für das heutige Marion-Dönhoff-Gymnasium gelegt.

Feierlich eröffnet wurde die Höhere Bürgerschule am 15. Oktober 1873. Nach einem Gottesdienst fand um 9 Uhr der offizielle Festakt statt. Das Schulgebäude befand sich damals in der Westallee, erste Fremdsprache war Latein. Fünf Jahre später gab es die erste Abiturprüfung; der Abschluss ist aber nicht vergleichbar mit dem heutigen Abitur, sondern entspricht eher der Mittleren Reife. Im gleichen Jahr verlieh der preußische Kultusminister der Schule die Anerkennung als vollberechtigte Schule. Daraufhin wuchs sie unerwartet schnell, sodass bereits 1879 ein Neubau an der Gutenberg-/Adolfstraße bezogen wurde. 1882 erfolgte die Umbenennung der Höheren Bürgerschule in „Realprogymnasium“. Es handelte sich um ein Gymnasium ohne die Jahrgangsstufen 12 und 13. Das erste Abitur im heutigen Sinne fand 1905 statt. Dies geschah bereits im neuen Gebäude in der Gymnasialstraße, das 1895/96 erbaut und 1905 erweitert worden war. Durch das Ministerium wurde die Schule als Vollgymnasium anerkannt, sodass ein vollständig ausgebautes humanistisches Gymnasium entstand. Da die Stadt der Träger war, musste sie viele finanzielle Kraftakte bewältigen, um die Existenz des Gymnasiums zu sichern. Seit Ostern 1924 wurden auch Mädchen auf der Schule aufgenommen. Im gleichen Jahr gründete sich der Verein der ehemaligen Schüler des Gymnasiums Oberlahnstein, der 1974 mit dem 1951 entstandenen Verein der Freunde des städtischen Gymnasiums zu Oberlahnstein zum heutigen Förderverein verschmolz.

1937 wurde die Schule umbenannt in „Oberschule für Jungen“, obwohl weiterhin Mädchen aufgenommen wurden und bald ein Drittel der Gesamtschülerzahl stellten. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem das Gebäude durch Bomben zerstört wurde, fand der Unterricht ab Herbst 1945 in Ausweichräumen über das Stadtgebiet verteilt statt.

Die Schule wurde abermals umbenannt in „Städtisches Realgymnasium Oberlahnstein“ bzw. 1952 in „Städtisches Neusprachliches Gymnasium Oberlahnstein:“ In dieser Zeit scheiterten auch mehrere Anträge der Stadt auf Verstaatlichung der Schule, da der Stadt die Kosten auch für den Wiederaufbau zu immens schienen.

Der zerstörte Schultrakt an der Gymnasialstraße wurde wiederaufgebaut und Mitte der 1950er Jahre bezogen. Ostern 1960 wurde die Schule verstaatlicht und dem Kultusministerium in Mainz unterstellt. Damit endete die seit 1873 bestehende Unterhaltspflicht zur Stadt Oberlahnstein und auch der ständige Kampf ums Überleben des Gymnasiums. Schließlich beschloss der Kreistag des ehemaligen Loreleykreises den Neubau am Oberheckerweg, der 1969 begonnen und 1971 bezogen wurde.

1975 übernahm der Rhein-Lahn-Kreis die Schulträgerschaft des „Staatlichen Neusprachlichen Gymnasiums Lahnstein“. 1978 wurden mit dem Bau der Turnhalle begonnen, 1984 der Innenhof in eine Grünzone umgestaltet. Seit 1999 trägt das Gymnasium den Namen der Publizistin Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002), Chefredakteurin und Mitherausgeberin der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“.

In der Begründung für die Namensgebung heißt es: „Marion Dönhoff hat sich stets in besonderer Weise der jüngeren Generation verbunden gefühlt und Sympathie gerade auch für die aufbegehrende Jugend aufgebracht. Dieses Zugeständnis endet jedoch stets dort, wo die Anwendung von Gewalt die intellektuelle Auseinandersetzung ablöst.“

Seit dem Schuljahr 2017/18 ist das Marion-Dönhoff-Gymnasium ein „Gymnasium mit neunjährigem Bildungsgang mit Ganztagsschule in Angebotsform“.

 

Foto: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein

Wiederaufbau am Schillerpark 1948.

 

Aus der Region Koblenz immer aktuell mit TV Mittelrhein.

Datum: 27.06.2023
Rubrik: Lahnstein
Das könnte Sie auch interessieren
Livestream
Neu in unserer Mediathek

TALK56

TALK56
Folge: Frühlingserwachen in Neuwied - VR Bank RheinAhrEifel und Wirtschaftsforum bringen lokale Wirtschaft zusammen

Sendung vom 26.04.2024

TALK56

TALK56
Folge: Baufortschritt der Pfaffendorfer Brücke

Sendung vom 26.04.2024

TALK56

TALK56
Folge: Voller Erfolg, trotz Sturm und Regen

Sendung vom 26.04.2024