Unglücke oft zu vermeiden, sagen Experten - und nennen Vorsichtsmaßnahmen.
"Ertrinken ist ein leiser Tod" - Warum Gewässer unterschätzt werden
Mainz (dpa/lrs) - Elf Badetote in Rheinland-Pfalz in diesem Jahr. Das ist nach Einschätzung des DLRG-Landesverbands «trauriges Normalniveau» für das Bundesland. «Grund ist meist ein Mix aus vielen Dingen», sagte DLRG-Sprecher Marco Vogt der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Alkohol nennt er als einige Gründe.
Bei Jugendlichen komme Imponiergehabe dazu, die meisten Ertrunkenen seien Männer. Bei Menschen ab 40, 50 Jahren kämen Herz-Kreislauf-Probleme als Ursache dazu. Besonders gefährlich sei, nach dem Sonnenbad ohne Abkühlen ins Wasser zu springen. Mancher schlafe auf einer Luftmatratze auf dem Wasser ein und falle oder springe ins eiskalte Wasser.
Kaum eine Chance auf Rettung
«Ertrinken ist ein leiser Tod», mahnte Vogt. Ertrinkenden fehle größtenteils die Kraft, zu rufen oder mit den Armen zu wedeln und auf sich aufmerksam zu machen. Wenn das Badegewässer nicht bewacht werde, hätten diese Menschen kaum eine Chance auf Rettung. «So schnell können andere Badegäste nicht reagieren.» Bei allem Verständnis für das Bedürfnis nach Abkühlung bei Sommer-Temperaturen rät Vogt, nur an bewachten Badeseen zu schwimmen.
Der Fachmann warnt davor, in Flüssen zu baden. Gefährliche Strömungen seien von oben nicht zu erkennen. «Je mehr sich das Wasser zurückzieht, desto gefährlicher wird es.» Denn die besonders tiefen Fahrrinnen für Schiffe seien für Schwimmer nicht zu sehen. «Da herrschen ganz andere Strömungsverhältnisse.» Sich nähernde Schiffe erkennen Schwimmer nicht. Und: «Ein großes Schiff merkt gar nicht, wenn es über einen Schwimmer fährt.»
Vogt appellierte an Eltern, gut auf ihre Kinder aufzupassen. «Wasser und Kinder haben eine natürliche Affinität.» Beim Spielen seien Kinder schnell ins Wasser gefallen. An großen Flüssen könnten ihre Beine von der Sogwirkung großer Schiffe weggerissen und die Kinder ins Wasser gezogen werden. «Eltern müssen ein Auge auf ihre Kinder haben und nicht etwas anderes machen», betonte Vogt. Das gelte auch für Schwimmbäder und bewachte Seen.
Viele Kinder können nicht richtig schwimmen
Rund 60 Prozent der Zehnjährigen könnten nicht richtig schwimmen, mahnte Vogt. Und das wachse von Generation zu Generation weiter. Wenn Jugendliche einfach einmal schnell ans andere Ufer schwimmen wollten und mitten im Fluss oder See merkten, das schaffe man nicht, sei niemand da, der helfen könne - auch Freunde nicht.
Allein in den vergangenen Tagen waren Menschen beim Baden ums Leben gekommen. Vor der Insel Usedom starb eine Urlauberin aus Rheinland-Pfalz beim Schwimmen in der Ostsee. Die 63-Jährige habe offensichtlich die Strömung unterschätzt und sei entkräftet in Not geraten, teilte die Polizei mit. Nach einem Badeunfall im Pfarrwiesensee in Gimbsheim (Kreis Alzey-Worms) starb ein 19-Jähriger im Krankenhaus. Der junge Mann aus Mainz wollte eine abgetriebene Luftmatratze zurückzuholen, wie es hieß. Im Binsfeldsee in Speyer war ein vermisster 40 Jahre alter Schwimmer nach langer Suchaktion tot geborgen worden.
Notrufsäulen retten Leben
Was aber tun bei Gefahr? Die Björn Steiger Stiftung betreibt in Kooperation mit der DLRG mittlerweile 30 Notrufsäulen in Rheinland-Pfalz. Mit einem Knopfdruck erreicht man die Rettungsleitstelle, ihr ist der jeweilige Standort der Säule bekannt. Denn nicht jeder in Badehose oder Bikini hat gerade ein Handy dabei, zudem funktioniert die Mobiltelefon-Ortung nicht bei allen Rettungsleitstellen sofort.
Eine charakteristische rot-weiße Notrufsäule steht zum Beispiel in Jockgrim und in Andernach, aber auch etwa in Schalkenmehren, Vallendar und Remagen. Aktuell gebe es weitere Anfragen, sagte ein Sprecher der Stiftung. Allerdings befänden sich die meisten dieser Standorte innerhalb von umzäunten und eintrittspflichtigen Badeanstalten. «Daher stellen wir die Melder dort nicht kostenlos zur Verfügung, sondern erwarten von den jeweiligen Betreibern auch eigenes Engagement.»
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