Tierquälerei in RLP: Zahlen bleiben hoch

Hohe Dunkelziffer erwartet

Tierquälerei in RLP: Zahlen bleiben hoch

Mainz (dpa/lrs) - Die Zahl der Straftaten wegen Tierquälerei und Tiertötung in Rheinland-Pfalz bleibt hoch. Das Landeskriminalamt (LKA) schloss allein im vergangenen Jahr insgesamt 461 Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ab, wie die Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Damit lag die Zahl seit 2019 jedes Jahr über 450, teilweise gar über 500. Die Aufklärungsquote betrug dem LKA zufolge im vergangenen Jahr 54,0 Prozent und liegt damit etwa auf dem Niveau der Vorjahre.

Das Landeskriminalamt wertet die Strafanzeigen nicht nach Tierart oder Begehungsform aus, da beides nicht einzeln von der Polizeilichen Kriminalstatistik (PSA) erfasst wird. Allerdings kann das LKA regionale Schwerpunkte nennen. Hier bildeten im vergangenen Jahr die Kreise Bad Kreuznach (35 Fälle) und Trier-Saarburg (25) sowie Stadt/Kreis Neuwied und der Westerwaldkreis (beide je 21) die Spitze. Am unteren Ende stehen die Städte Pirmasens und Speyer mit je zwei Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. In Speyer betrug die Aufklärungsquote 100 Prozent - beide Fälle konnten gelöst werden.

Tierschützer entsetzt

Tierschützer zeigten sich entsetzt über die Landesbilanz. «Die Zahlen sind erschreckend, wenngleich es ein positives Zeichen ist, dass Behörden ermitteln und hoffentlich entsprechende Strafen verhängen, wenn es um Tierquälerei geht», sagte Eva Lindenschmidt von der Auffangstation Tierart in Maßweiler.

Auch Julia Bravetti von der Wildtierpflegestation Koblenz rechnet mit einer sehr hohen Dunkelziffer. «Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Menschen Maulwürfe vom Rasen fernhalten, sich schon an einem Mäuschen im Blumentopf stören oder sogar vom Igel im Garten genervt sind.» Heute sei Rattengift in fast jedem Baumarkt erhältlich. «Da frage ich mich: Wo beginnt Tierquälerei?» 

Immer wieder waren im vergangenen Jahr Fälle von Tierquälerei bekannt geworden. So konnte Ende November 2023 in Montabaur etwa eine lebende Katze aus einer Mülltonne gerettet werden. Der Kopf des Tieres war mit Panzertape umwickelt, wie die Polizei mitgeteilt hatte. In der Mülltonne wurden weitere, tote Katzen gefunden.

«Macht traurig und zornig» 

«Die Zahlen des LKA sind erschreckend», sagte auch Monika Göttler vom Tierschutzverein Mensch und Tier Bingen, Rheinhessen-Naheland. «Vor allen Dingen, wenn man bedenkt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist.» Viel Tierleid spiele sich im Verborgenen ab. Sie sprach von einer «Zweiklassen-Tiergesellschaft.» Haustieren gehe es in der Regel wesentlich besser als den «geschundenen Nutztieren in der Massentierhaltung».

Man wünsche sich von der Landesregierung «endlich eine landesweit gültige, praktikable Katzenschutzverordnung», betonte Göttler. «Viel Katzenelend und eine Dauerbelastung der Tierschutzvereine könnten damit verhindert werden. Tiere sind keine Sachen und werden durch besondere Gesetze geschützt.» 

Ähnlich äußerte sich Andrea Brezina von den Katzenschutzfreunden Rhein-Ahr-Eifel. «Der Zustand des Tierschutzes in unserem Bundesland zeigt sich unter anderem erschreckend deutlich an der Tatsache, dass ein Antrag auf Einführung einer landesweiten Katzenschutzverordnung - also Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigängerkatzen - im Landtag abgewiesen wurde», betonte sie.

Lage in Tierheimen angespannt

Die LKA-Zahlen seien «nur die Spitze des Eisbergs», Fälle von Tierquälerei seien nahezu Alltag. «Der Mensch muss endlich Verantwortung übernehmen, Gesetze und Strafen verschärfen und für die Rechte der Tiere einstehen - wie es fühlende Lebewesen verdienen», unterstrich Brezina.

Auch Lukas Walter vom Tierheim Kaiserslautern schlägt Alarm. «Im vergangenen Jahr waren wir immer wieder mit stark vernachlässigten Tieren konfrontiert», sagte Walter. «Ein direkter Bezug zu den Zahlen des LKA lässt sich zwar nicht herstellen. Aber generell bleibt die Lage in deutschen Tierheimen angespannt.»

Der Tierschutzbund weise wiederholt auf die Überlastung vieler Heime hin, die mit einer wachsenden Zahl verhaltensauffälliger Tiere, besonders Hunde, zu kämpfen hätten. «Diese Belastungen», sagte Walter, «verschärfen die ohnehin schwierige Situation im Tierschutz.»

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Datum: 30.09.2024
Rubrik: Vermischtes
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