RKI gibt keine Entwarnung in der Sommerwelle

Gesundheitsminister Lauterbach nun ebenfalls infiziert

RKI gibt keine Entwarnung in der Sommerwelle

Berlin (dpa) – In der Corona-Sommerwelle gibt das Robert Koch-Institut keine Entwarnung. Zwar seien Inzidenzen und weitere Werte zuletzt teils deutlich gesunken. Der allgemeine Infektionsdruck und die damit verbundene Belastung des Gesundheitssystems bleibe aber hoch, heißt es im Wochenbericht des Instituts zu Covid-19 vom Donnerstagabend. Zugleich sieht das RKI bei Millionen Menschen weiteren Impfbedarf. Derweil teilte das Gesundheitsministerium mit, dass sich Minister Karl Lauterbach mit dem Coronavirus infiziert habe. Die Diskussion über die von der Bundesregierung geplanten Schutzmaßnahmen ab Herbst hielt unterdessen an.

Das RKI verzeichnete bei der bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche einen deutlichen Rückgang um 21 Prozent. Neben der Inzidenz, die das Infektionsgeschehen unvollständig widerspiegelt, blickt das RKI auf weitere Datenquellen. Die Werte zu akuten Atemwegserkrankungen in der Gesamtbevölkerung wie die Zahl der Arztbesuche seien zwar im Vergleich zu denen in der Vorwoche gesunken – dennoch aber weiterhin höher als in den Vorjahren um diese Zeit, stellen die Experten heraus. Zudem hätten Ausbrüche in Pflegeheimen weiter zugenommen.

Die Todesfälle in Verbindung mit dem Virus haben laut RKI zuletzt ein recht stabiles Niveau erreicht - vergangene Woche wurden demnach 444 übermittelt. Die Zahl der Krankenhausaufnahmen von Menschen mit schwerer akuter Atemwegsinfektion und einer Covid-19-Diagnose sei in der letzten Woche zum ersten Mal seit längerem wieder gesunken. Mit Blick auf die nächsten Wochen rechnet das RKI aber mit einer «weiterhin hohen Zahl an Hospitalisierungen, intensivmedizinisch zu betreuenden Covid-19-Patientinnen und -Patienten sowie Todesfällen, insbesondere in höheren Altersgruppen».

Die Omikron-Sublinie BA.5 hat demnach auf hohem Niveau noch etwas zugelegt und ist nach den aktuellsten Daten in mehr als 92 Prozent der positiven Proben gefunden worden. Das RKI stellt erneut die Bedeutung der Corona-Impfung heraus. Die Auffrischimpfung schütze auch in Omikron-Zeiten sehr effektiv vor schweren Verläufen, weshalb neben dem Beginn der Impfung bei Ungeimpften auch bei den bisher lediglich Grundimmunisierten Impflücken geschlossen werden müssten, schreibt ein RKI-Team im neuen Monatsbericht zu Covid-19-Impfungen.

Nach dem bisherigen Tiefststand des Impfgeschehens im Juni seien im Juli mit gut einer Million erstmals wieder etwas mehr Impfungen als im Vormonat registriert worden. Dennoch: Den Experten zufolge müssten noch etwa 1,3 Million Menschen im Alter ab 60 Jahren und etwa 7,8 Millionen Menschen unter 60 Jahren, die lediglich grundimmunisiert sind, ihren Impfschutz mit mindestens einer Impfung auffrischen. Noch gar keine Impfung erhalten hätten rund 7,3 Millionen Erwachsene unter 60 Jahre und 1,9 Millionen ab 60. Laut aktuellem Monitoring mit Stand Anfang August sind gut 85 Prozent der erwachsenen Bevölkerung grundimmunisiert, gut 72 Prozent haben eine erste Auffrischimpfung bekommen, knapp 10 Prozent eine zweite.

Derweil teilte das Gesundheitsministerium am frühen Freitagmorgen mit, Lauterbach habe sich mit dem Coronavirus infiziert. Der 59-Jährige sei am Donnerstagabend positiv getestet worden. Ihm gehe es gut, er habe nur leichte Symptome und nehme seine Amtsgeschäfte vorübergehend aus der häuslichen Isolation war. Lauterbach ist nach Angaben seines Ministeriums vierfach geimpft.

«Dies zeigt, dass bei der hochansteckenden Omikronvariante eine Infektion selbst bei äußerster Vorsicht nicht vollständig auszuschließen ist», schrieb das Ministerium. Der Minister appelliere daher erneut an alle, sich umsichtig zu verhalten und auf einen ausreichenden Impfschutz zu achten, damit Infektionen und schwere Verläufe soweit wie möglich verhindert werden könnten. Lauterbach (SPD) warnt immer wieder vor dem Coronavirus und möglicherweise hochansteckenden Varianten, die noch auftreten können.

Die Debatte über die am Mittwoch vorgestellten Pläne der Bundesregierung für die Corona-Schutzmaßnahmen ab Herbst, in deren Zentrum das Tragen von FFP2- oder medizinischen Masken steht, riss unterdessen nicht ab. Einige Kritik konzentrierte sich auf die geplante Regelung, Menschen von der Maskenpflicht in Restaurants oder bei Kultur- und Sportveranstaltungen zu befreien, wenn ihre Impfung nicht älter als drei Monate ist.

«Natürlich werden sich einige Menschen fragen, weswegen sie sich impfen lassen sollten, wenn die Impfung nach drei Monaten schon an Wert verliert», sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, kritisierte gegenüber dem RND, dass die Ausnahmeregelungen bei der Maskenpflicht «im Alltag kaum wirksam zu kontrollieren und nur sehr schwer umzusetzen» seien. Der Deutsche Kulturrat rechnet mit deutlichem Mehraufwand für Kulturbetriebe wegen der Ausnahmeregelung, wie ebenfalls der RND berichtete.

Ausnahmen bei der Maskenpflicht soll es auch geben, wenn man einen aktuellen negativen Test vorweisen kann. Angesichts dessen wurden erste Forderungen nach der Rückkehr nach kostenlosen Bürgertests laut. «Generell sollte bei dem zu erwartenden hohen Testaufkommen wieder der kostenfreie Bürgertest eingeführt werden», sagte der Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, der «Rheinischen Post».

Foto: Christoph Soeder/dpa

Regionale News aus Koblenz

Datum: 05.08.2022
Rubrik: Corona
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