
Ausstattung der Feuerwehr reicht nicht aus
Trockenheit bringt die Feuerwehr an Grenzen
Mainz (dpa/lrs) - Mal brennt ein Waldstück, mal eine Wiese oder ein Acker: Die anhaltende Trockenheit hält die Feuerwehr in Rheinland-Pfalz seit Wochen ständig auf Trab. Die Ausstattung der Berufsfeuerwehr und der vielen freiwilligen Feuerwehrleute reicht dafür nach Einschätzung der Opposition von CDU, Freien Wählern und AfD aber nicht aus. Landesfeuerwehr-Präsident Frank Hachemer sieht auch Nachholbedarf bei Fahrzeugen, Gerät, Kleidung und der «Löschphilosophie». «Unser Fokus war in den vergangen Jahrzehnten auf die Brandbekämpfung in Gebäuden gerichtet und auf die Rettung von Menschen», sagt Hachemer. «In den letzten Jahren kommt mehr und mehr das Thema der Flächen- und Vegetationsbrände auf.»
Zuständig für die Ausstattung der Feuerwehr sind die Kommunen. Das Land habe ihnen dennoch vor zwei Jahren ein Konzept zur Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung zur Verfügung gestellt, und es gebe auch einen Rahmen-Alarm- und Einsatzplan, heißt es im Innenministerium. Zudem würden bereits verstärkt Spezialfahrzeuge und Ausrüstung gefördert. Die 3000 Liter fassenden und für unwegsames Gelände tauglichen Tanklöschfahrzeuge für jede der acht Leitstellenbereiche beispielsweise sollten je nach Schwere eines Brandes aus dem gesamten Land zusammengezogen werden können.
Um flächendeckend sofort Löscheinheiten zur Verfügung zu haben, die auch in Problemlagen wie einem Hang eingesetzt werden könnten, sei noch eine etwas andere Ausstattung notwendig, sagt Hachemer. Die meisten Fahrzeuge seien nicht geländegängig sondern für befestigte Wege. «Echte Waldbrandfahrzeuge sind mit Kabinen ausgestattet, die einen Luftüberdruck erzeugen können, damit kein Brandrauch in die Kabine kommen kann», sagt Hachemer. Sie hätten zudem spezielle Wasserleitungen, um die Besatzung vor der Hitzeentwicklung und den Flammen zu schützen. Die Berufsfeuerwehr Koblenz habe so ein Fahrzeug, aber verbreitet im Land seien sie noch nicht.
Die Schutzkleidung der Feuerwehrleute sei ebenfalls vor allem für die Brandbekämpfung in Gebäuden ausgelegt und sehr dick, weil sie vor gefährlichen, explosionsartigen Hitzewellen von bis zu 1000 Grad schützen solle. Für einen Flächenbrand bei der Sommerhitze sei diese aber gar nicht geeignet und der ein oder andere Feuerwehrmann auch schon kollabiert.
«Wir haben in Rheinland-Pfalz nicht so sehr das Problem der Gipfelbrände», sagt Hachemer. Grund sei der hohe Anteil an Mischwald mit vielen Laubbäumen, die nicht gleich Feuer fingen. «Wir haben keine Feuerwalze, die durch den ganzen Wald rennt.» Es seien eher Bodenfeuer, die sich sehr stark auch tief in den Boden fressen könnten. «Das erfordert starke körperliche Arbeit, dafür brauchen wir persönliche Schutzausrüstung, die das ermöglicht.»
Hubschrauber seien wichtig und in Rheinland-Pfalz viel sinnvoller als Löschflugzeuge, betont der Fachmann. «Löschflugzeuge eignen sich für Brandszenarien in südlichen Ländern.» In Rheinland-Pfalz fehle Wasser zum Tanken, der Rhein etwa sei dafür nicht geeignet. Mit Hubschraubern lasse sich auch viel gezielter löschen.
Für die Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden aus der Luft gebe es ein zwischen allen Bundesländern abgestimmtes Verfahren mit Hubschraubern, heißt es im Innenministerium. Die Landesregierung fördere zudem Außenlastbehälter für Polizei-Hubschrauber. Zwei Polizeihubschrauber, die derzeit beschafft würden, könnten mehr als 800 Liter Löschwasser tragen, fast doppelt so viel wie bisher (450 Liter).
Anschaffungsbedarf sieht der Landesfeurwehr-Präsident auch bei Schläuchen. Diese seien ebenfalls vor allem für Wohnungs- und Industriebrände ausgelegt, wobei «sehr viel Wasser an eine Stelle befördert werden muss». Bei Waldbränden sei aber «eine feine Zerstäubung des Wassers» notwendig, um große Oberflächen zu kühlen und Flächen löschen zu können.
«Wir müssen die Löschphilosophie so entwickeln, dass wir weniger Wasserverbrauch haben», sagt Hachemer. Denn oft gebe es gar keine Stellen zur Wasserentnahme. Daher sei auch eine Diskussion über den Umgang mit dem Wald notwendig. «Müssen Wälder vielleicht zumindest an einigen Stellen wieder aufgeräumt und mit entsprechenden Abstandsstreifen versehen werden?», fragt Hachemer. Es müsse auch aufgepasst werden, «dass man Schneisen lässt, in denen sich Hilfskräfte bewegen können und das Feuer sich nicht so ausbreitet». Auch Löschteiche in Wäldern - oder wegen der Verdunstung verschließbare Zisternen - seien wichtig.
«Es muss eine finanzielle Unterstützung für die Gemeinden her. Und zwar nicht erst in zehn Jahren, sondern so schnell wie möglich», fordert Hachemer. Sie müssten bei der Anschaffung der notwendigen Ausstattung unterstützt werden. Die notwendigen Kosten dafür seien sicherlich «siebenstellig», also einige Millionen Euro. «Das Argument, dass für eine so existenzsichernde Tätigkeit wie die Feuerwehr kein Geld da ist», überzeuge ihn angesichts der Ausgaben für die Bundeswehr und die Pandemie überhaupt nicht.
Foto: Sebastian Schmitt/dpa
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