
14 Monate nach der tödlichen Flut im Ahrtal
ADD-Sachbearbeiter: Ausmaß der Flut war erst am Tag danach klar
Mainz (dpa/lrs) – Der Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe hat die Rolle der für den Katastrophenschutz zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in den Blick genommen. Ein Sachbearbeiter der Behörde sagte am Donnerstag in dem Ausschuss in Mainz, ihm sei erst am Mittag nach der Flutnacht aus den Nachrichten klar geworden, dass die Lage im Kreis Ahrweiler eskaliert war, so Thomas Friedrich am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtages in Mainz.
In der Nacht habe er noch keine Informationen bekommen, die es erforderlich gemacht hätten, zu überlegen, ob die dem Innenministerium unterstellte ADD die Einsatzleitung vom Kreis Ahrweiler übernehmen sollte, berichtete er. Friedrich war am Donnerstag der erste von insgesamt neun geladenen Zeugen aus der ADD. ADD-Chef Thomas Linnertz und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) werden am Freitagnachmittag im Untersuchungsausschuss erwartet.
Der 52-jährige Friedrich war nach eigenen Angaben am Abend der Flutkatastrophe als Zweiter in der von der ADD einberufenen Koordinierungsstelle. Kontakt zum Lagezentrum des Innenministeriums oder zu ADD-Chef Linnertz habe er in der Nacht nicht gehabt.
Er habe in der später mit insgesamt sieben ADD-Beschäftigten besetzten Koordinierungsstelle - vergeblich - versucht, Hubschrauber mit Winden zu bekommen, berichtete Friedrich im Ausschuss. Diese habe der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur im Kreis Ahrweiler zuvor angefordert, um Menschen zu retten, die auf einem Campingplatz vor den Wassermassen auf das Dach eines Wohnwagens geflüchtet waren. «Alle konnten nicht fliegen wegen dieser Gewitterzelle.»
Bei der Flutkatastrophe vor rund 14 Monaten waren mindestens 135 Menschen im nördlichen Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen, darunter 134 im Ahrtal. 766 Menschen wurden verletzt. Auf einer Länge von 40 Kilometern an der Ahr wurden Straßen, Brücken, Gas-, Strom- und Wasserleitungen und rund 9000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Allein im Ahrtal sind rund 42 000 Menschen betroffen, landesweit etwa 65 000. Viele leben noch immer in Ausweichquartieren.
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