Handwerker von Mosel und Rhein schrauben und maurern in Ruanda

Projekt der Handwerkskammer Koblenz

Handwerker von Mosel und Rhein schrauben und maurern in Ruanda

Kigali/Koblenz (dpa/lrs) – Ümit Alex Demimörs greift sich das Multimeter und erklärt, was damit alles gemessen werden kann. Was der Kfz-Meister aus Bonn sonst Azubis in Deutschland vermittelt, bringt er nun zwei Wochen Handwerkern ruandischer Werkstätten bei, die ihr Wissen dann weitertragen. Er tut das für die Handwerkskammer Koblenz, die in dem ostafrikanischen Land die Berufsbildung fördert – in mehrerlei Hinsicht.

Demimörs hat seinen Meister in Koblenz gemacht, deswegen ist er für die HwK der Rhein-Mosel-Stadt in Ruanda, obwohl sein eigener Betrieb in Bonn sitzt. In den Kursen in Ruanda in einer Schule in der Hauptstadt Kigali zeigt er das Auslesen von Motoren, wie Schaltpläne zu lesen sind und was eine Reihen- von einer Parallelschaltung unterscheidet. An seiner Seite ist Richard Gakuba, er hat in Deutschland gelebt und studiert, übersetzt jetzt in Kursen.

Das Projekt der Koblenzer ist Teil des Programms «Partner Afrika». Es bietet auch Beratung für Existenzgründer. Ziel ist zudem, einen Bachelor-Studiengang für Bau- und Kfz-Bereiche aufzubauen, perspektivisch einen Master-Studiengang – das geschieht in Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium. Finanziert wird das zunächst bis 2023 laufende Projekt mit einem Volumen von 1,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Handwerkskammer stellt Personal und Fachwissen.

Die Kammer ist seit Anfang der 1990er Jahre international aktiv, derzeit im Westbalkan, der Ukraine, Burundi, Uganda, Malawi und seit 2021 Ruanda. Die Nachfrage nach dem dualen System, wie es in Deutschland umgesetzt wird, steigt weltweit, betont Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich bei seinem Besuch in Kigali im Rahmen der Delegationsreise von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

Wichtig sei der Kammer, die ein Büro mit einer Mitarbeiterin im Gebäude des rheinland-pfälzischen Koordinationsbüros in Kigali hat, dass die Projekte nachhaltig seien, erklärt Constanze Küsel, die bei der HwK für Internationales zuständig ist. In Ruanda sei eine bei einem mittlerweile ausgelaufenen Projekt in Kibihekane im Norden aufgebaute Schulungsanlage für Fotovoltaik, Solarthermie und Trinkwasserzubereitung noch immer in Betrieb und versorge eine Schule.

Esperance Mutezinka sieht in der Nutzung von Sonnenenergie großes Potenzial für Ruanda. Auch sie ist Trainerin in dem Programm, im Bereich Solar wie Ingenieur James Turyagyenda. Noch gebe es in Privathäusern nur wenige solcher Anlagen, was auch an den Kosten von etwa 20 000 bis 25 000 Euro je Haushalt liege, sagt Mutezinka. Ob Photovoltaik auf Ebene eines Haushalts oder kollektiv für ein Dorf, wichtig ist der Aufbau von Wissen. Bei den Kursen zu diesem Thema gehe es damit los, wie eine Solarzelle aufgebaut ist, wie Turyagyenda erklärt. Verwendet würden möglichst Material und Technik von vor Ort. Vermittelt wird auch, wie Anlagen gewartet und instandgehalten werden und wo Solarenergie ganz praktisch genutzt werden kann.

Viel praktisches Wissen trägt zwei Wochen lang in Kigali auch Achim Dehen weiter, Maurer- und Betonbaumeister aus Müden an der Mosel. Neben dem Handwerk an sich geht es um Themen wie Kalkulation, Baustellenmanagement oder Zeitplanung.

Für den Aufbau des Studiengangs in Ruanda wiederum ist Markus Böhner zuständig. Er ist vom Bildungsministerium in Mainz auf Zeit freigestellt, in Rheinland-Pfalz ist er beim Studienseminar in Mainz für die Trainerausbildung im technischen Bereich zuständig. Er entwickelt mit seinem Team das Curriculum für den Bachelor-Studiengang in Ruanda, hofft auf eine Zulassung noch in diesem Jahr.

Zuvor hat Böhner geschaut, an was es dafür in Ruanda mangelt. Es fehle etwa an Maschinen und Ausbildern. Um an Maschinen oder Geräte zu kommen, werde mit Privatfirmen kooperiert, was in Ruanda unüblich sei. Und bei der Ausbildung von Ausbildern helfen nun Kollegen von der Hochschule Kaiserslautern - virtuell und persönlich. Zwei kommen im Januar nach Ruanda.

«Die Stärkung der Wirtschaft eines Landes ebenso wie die Schaffung von Perspektiven der jungen Generationen geht nicht ohne das Handwerk», sagt Hwk-Hauptgeschäftsführer Hellrich. Und Ruandas Bevölkerung ist sehr jung, viele Menschen in dem 13-Millionen-Einwohner-Land brauchen eine Perspektive. Die Zusammenarbeit sei keine Einbahnstraße, so die Kammer. Sie bringe gegenseitiges Lernen, in fachlicher und kultureller Hinsicht.

 Foto: Christian Schultz/dpa

Das Video-Newsportal der Region Koblenz.

Datum: 02.11.2022
Rubrik: Soziales
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