
Große Sorgen um Esche, Eiche und Buche
Große Sorgen um Esche, Eiche und Buche
Mainz (dpa/lrs) - Die Wälder in Rheinland-Pfalz haben sich nach einem erneut ungewöhnlich trockenen Sommer in diesem Jahr kaum erholt - nach wie vor sind vier von fünf Bäumen geschädigt. Je geschwächter ein Baum aufgrund von Wassermangel sei, desto weniger könne er Pilzkrankheiten oder Befall von Schadinsekten abwehren, sagte die auch für die Wälder zuständige Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) am Donnerstag bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2022.
Der Bericht weist einen Anteil von 81 Prozent geschädigter Bäume aus, nach 82 Prozent im vergangenen Jahr und 84 Prozent im Jahr 2020. Diese hohen Werte zeigen sich erst seit 2018, dem ersten Jahr mit einem sehr heißen und trockenen Sommer. Zu Beginn der regelmäßigen Erhebungen im Jahr 1984 waren nur 41 Prozent der Bäume geschädigt.
Gemessen werden die Werte nach standardisierten Verfahren anhand der sogenannten Verlichtung der Baumkrone als Indikator für die Vitalität eines Baumes. Dabei wird eine Stichprobe von 3696 Bäumen an 154 über das ganze Land verteilten Orten begutachtet.
«Auch in diesem Jahr ist die Diagnose: Der Wald ist klimakrank», sagte Eder. Erst das kommende Jahr werde zeigen, wie viele Bäume aufgrund der diesjährigen Trockenheit abgestorben seien. Den höchsten Anteil abgestorbener Bäume hatte in diesem Jahr erneut die Fichte mit 4,6 Prozent, meist wegen des Befalls mit Borkenkäfern. Dies habe sich in diesem Jahr auch verstärkt im Hunsrück fortgesetzt, während der Pfälzerwald weniger betroffen gewesen sei, sagte Jens Jacob als Leiter von Landesforsten, also der Forstverwaltung des Landes.
«Neben der Fichte hat auch die Esche Probleme», sagte der Leiter der Waldzustandserhebung, Friedrich Engels. Hauptursache sei das von einem Pilz aus Ostasien ausgehende Eschentriebsterben. «Unsere heimische Esche kommt mit diesem Pilz nicht zurecht, der Trieb stirbt ab, bis der ganze Baum absterben kann.» Es gebe die Sorge, «dass wir mit der Esche die zweite wichtige Baumart verlieren».
Für einen Eichenbestand im Pfälzerwald ergaben Messungen, dass die Wasservorräte des Bodens nur im relativ feuchten Jahr 2021 ausreichend waren. In den Jahren 2019, 2020 und 2022 habe es hingegen ab Juli nicht mehr genug Wasser im Boden gegeben. Die Eichen werden dadurch so geschwächt, dass Käferlarven den Saftstrom unterbrechen können. Der Anteil geschädigter Eichen erreichte in diesem Jahr 93 Prozent.
Auch bei der Rotbuche, der häufigsten Baumart in den rheinland-pfälzischen Wäldern gibt es negative Tendenzen. Hier lag der Anteil geschädigter Bäume bei 85 Prozent. «Die Schwächung der Buche im Kerngebiet ihrer Verbreitung ist sehr beunruhigend», heißt es in dem Bericht. Dem Baum machen vor allem die hohen Temperaturen zu schaffen. Die meisten Schäden von Buchen sind denn auch am Oberrhein, an Mosel und Mittelrhein festzustellen.
Der Bericht beschäftigt sich in diesem Jahr besonders mit dem Wasserhaushalt der Wälder. «Naturnahe Wälder haben ein höheres Wasserrückhaltevermögen», sagte Gebhard Schüler von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF). Eine Untersuchung im Pfälzerwald habe aber ergeben, dass die Grundwasserneubildungsrate in den vergangenen 20 Jahren stark zurückgegangen ist - in einzelnen Jahren um 25 bis 40 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt von 1961 bis 1990. «Bodenschutz muss ganz groß geschrieben werden im Wald», sagte Schüler. Jeglicher Abfluss über Gräben oder Wege müsse so weit wie möglich vermieden werden - oder es müsse dafür gesorgt werden, den Abfluss wieder zurück in die Fläche zu leiten.
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