4. Unternehmerforum der VG Loreley – Austausch in Kestert

Einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Rhein-LahnKreis im zurückliegenden Herbst zufolge lag der Konjunkturklimaindex mit 72 Punkten auf einem Langzeittief – so die erste Botschaft des Regionalgeschäftsführers der IHK, Richard Hover, gleich zu Beginn des 4. Unternehmerforums der Verbandsgemeinde Loreley auf Einladung von Bürgermeister Mike Weiland in Kestert. „Die Geschäftslage ist noch gut bis befriedigend“, so Richard Hover, jedoch die Angabe von 22 Prozent der Unternehmen, dass sie die Lage als schlecht einstufen würden, sei als sehr ernst anzusehen. „Ein dramatischer Einstieg ist immer ein guter Grund, den anwesenden Unternehmen zu zuhören und deren Feedback zur aktuellen Lage abzufragen“, reagierte Bürgermeister Mike Weiland und davon machten die Unternehmer aus der Verbandsgemeinde Loreley an diesem Abend regen Gebrauch.

Richard Hover skizzierte, dass gerade im Bereich des Groß- und Einzelhandels die Werte am schlechtesten seien. Die anwesenden Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen von Garten- und Landschaftsbau, über Finanz- und Unternehmensberatung, Immobilienmakler, Versicherungsgewerbe, Landwirtschaft und Einzelhandel sowie Handwerk sahen das jedoch gleich zu Beginn sehr unterschiedlich. Sie wollten Richard Hovers Aussagen so nicht gleich bestätigen, wenngleich es gerade in kleinen Lebensmittelläden derzeit alles andere als rosig aussieht. „Der Garten- und Landschaftsbau boomt. Die Auftragsbücher sind seit Monaten voll“, so ein anderer Unternehmer. Auch auf dem Immobilienmarkt kann die schlechte Umfrage im Bereich der Verbandsgemeinde Loreley so nicht direkt bestätigt werden. Allenfalls die Häuslebauer überlegen sich derzeit, ob sie aufgrund der Preissteigerungen ein Projekt wirklich beginnen oder schieben. Richard Hover führte aus, dass über 50 Prozent der Unternehmen im Rhein-Lahn-Kreis im nächsten Halbjahr eine schlechtere Geschäftserwartung hätten. Gerade der Export in der Industrie hänge sehr in den Seilen. Positiv bei allem sei jedoch, dass die Unternehmen bei der Umfrage auch angegeben hätten, dass sie aufgrund der aktuellen Lage derzeit weniger Investitionen tätigen, dafür aber kaum Personal kündigen würden. „Der Vorteil des Rhein-Lahn-Kreises ist in einer solchen Situation dessen heterogene Aufstellung“, so Hover weiter. Da schlage eine Sparte nicht so in der Gesamtschau durch. Die Frage sei jedoch immer, wie lange eine solche Situation andauere. Daher unterstütze die IHK das Aufrechterhalten der Kurzarbeitergeldregelung sowie die kommende Energiepreisdeckelung, die man sich bereits früher gewünscht hätte.

Die hiesigen Unternehmer warfen bei der Veranstaltung aber auch vor allem den Blick auf den Bereich der Verbandsgemeinde Loreley und hier war man sich auch in vielen Dingen mit Bürgermeister Mike Weiland einig, der aus Sicht der Verwaltung und der dort in den zurückliegenden Monaten erzielten Errungenschaften und Verbesserungen vor allem auf die Themen ÖPNV, Tourismus, BUGA 2029, den beschlossenen Wegfall der Einwohnergleichwerte bei der Berechnung der Schmutz- beziehungsweise Abwassergebühren sowie den Glasfaserausbau einging. „Im Tourismus haben wir uns mit der neuen GmbH und ihrer Geschäftsführerin sowie mit vielen Ideen, die die Verwaltung mit voranbringt genau richtig aufgestellt und auf den richtigen Weg gemacht. Zudem bin ich über den Erfolg der Verwaltung froh, dass es uns gelungen ist, mit der Deutschen Glasfaser sowie dem Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser zwei Unternehmen gewinnen konnten, die alle Gemeinden und Städte in der Verbandsgemeinde Loreley eigenwirtschaftlich ausbauen werden“, so Mike Weiland. Das sei ein riesiger Fortschritt auf beiden Gebieten. Die BUGA müsse im Jahr 2023 wichtige Schritte in ihren Vorbereitungen vorankommen und die Menschen weiter mitnehmen, dass hier das Miteinander im Tal wachse und das Kirchturmdenken noch mehr abgelegt werde, so der Bürgermeister weiter.

„Beim ÖPNV gilt es, Lücken und Kritikpunkte auf Kreisebene, wo der Nahverkehr als Aufgabe verankert ist, mit Blick auf die neue Linienausschreibung und -vergabe im Jahr 2025 ernst nehmen“, so Mike Weiland. Man müsse gerade im ländlichen Raum und in Zeiten des Klimawandels vor allem auf individuellere Verkehre, so genannte On-Demand-Systeme (Rufsysteme) und kleinere Fahrzeuge setzen.

Aufgrund von Ausführungen aus der Unternehmerschaft nutzte der Bürgermeister auch gerne die Gelegenheit, im Schnellabriss einen Zeitplan über alle geplanten Straßen- und Radwegebaumaßnahmen im Gebiet der Verbandsgemeinde zu geben, jedoch auch mit dem Hinweis, dass der Landesbetrieb Mobilität die ausführende Behörde ist. Logisch, dass bei einer solchen Veranstaltung auch IHK und Verbandsgemeinde gemeinsam sich klar für die Mittelrheinbrücke bekennen. „Ich habe dazu die beiden zuständigen Ministerien angeschrieben, um dem erwartenden Abschluss des Raumordnungsverfahrens und den Übergang hin zur Planung der Brücke Ausdruck zu verleihen“, betonte Mike Weiland. Nach einem sehr intensiven, aber guten und kurzweiligen Austausch nutzten die Unternehmer gerne das Forum noch zum Netzwerken – egal ob untereinander, mit dem IHKRegionalgeschäftsführer oder dem Bürgermeister. „Es ist gut, wenn die Verbandsgemeinde ein solches Format anbietet, sich selbst, aber auch die Unternehmen unterstützende Institutionen wie die IHK vor Ort greifbar macht“, dankte nach der Veranstaltung einer der Unternehmer für das Angebot und einem Unternehmen wurde nach der Veranstaltung auch bereits weitere konkrete Beratung und Unterstützung der IHK zuteil. „So stelle ich mir Wirtschaftsförderung im besten Sinne vor“, erläutert Mike Weiland und ergänzt: „Miteinander sprechen, austauschen, einander zuhören und vor allem gegenseitig helfen und unterstützen. Vor allem aber bin ich froh, dass die kleine, aber feine Runde der anwesenden Unternehmen trotz der Krise nach vorne blickt und sich nicht unterkriegen lässt. Das macht auch ein Stück weit unsere Verbandsgemeinde aus.“ Im Frühjahr wird bereits das 5. Unternehmerforum der Verbandsgemeinde Loreley stattfinden.

Foto: VG Loreley