Berufe im Wandel: Transformationsbegleiter helfen bei Zukunftssorgen

Erste Rückmeldungen scheinen positiv

Berufe im Wandel: Transformationsbegleiter helfen bei Zukunftssorgen

Mainz (dpa/lrs) - Der Job klingt sperrig, der Bedarf ist groß: Transformationsbegleiter helfen Menschen in Rheinland-Pfalz bei der beruflichen Weiterbildung. In vier Modellregionen haben sie im Oktober und November die Arbeit aufgenommen. Einer von ihnen ist René Brüssow. «Ich mache das, weil ich glaube, dass das Thema Transformation der Arbeitswelt einen höheren Stellenwert genießen sollte als bisher», sagt der 41 Jahre alte Mann aus Ludwigshafen.

Brüssow betreut derzeit rund 20 Menschen mit beruflichen Zukunftssorgen. «Die Mehrheit setzt sich aus Handwerksberufen zusammen - vom Gesellen, der gerade die Ausbildung beendet hat, über den Handwerksmeister bis zur Bürokauffrau in der Buchhaltung», sagt der Transformationsbegleiter vom Dienstleistungszentrum Handwerk.

Das Arbeits- und Transformationsministerium von Alexander Schweitzer (SPD) ist Initiator des Projekts. Gründe für die eigene berufliche Weiterbildung gäbe es viele, stellt das Ministerium fest, von der Einführung neuer technischer Verfahren über die Digitalisierung am Arbeitsplatz bis zu neuen Methoden, im Team zu arbeiten. Genauso vielfältig sei das Angebot an Fortbildung und Qualifizierung.

Aber welches passt? Transformationsbegleiter sind in Koblenz und Mayen beim BWRW Bildungswerk angesiedelt, in Mainz und Mainz-Bingen bei Arbeit&Leben und im Raum Pirmasens-Kaiserslautern bei Sefrin& Partner. Das Coaching ist kostenlos und wird vom Land übernommen. Für 2023 hat das Ministerium knapp 450 000 Euro eingeplant.

«Ziel ist es, die Menschen in die Lage zu versetzen, die raschen Veränderungen in der Arbeitswelt als etwas durch sie selbst Gestaltbares wahrzunehmen», sagt Ministeriumssprecherin Esther Höfler. Die Coaches sollen helfen, passende Qualifizierungen zu finden und diese möglichst reibungslos zu beginnen.

Karin Ernst-Betocchi und eine Kollegin - beide Diplompädagoginnen - coachen im Raum Mainz-Bingen Erwerbstätige, die meist wegen der Digitalisierung nicht genau wissen, wie es in ihrem Beruf weiter gehen kann. «Die Motivation ist ganz unterschiedlich», berichtet Ernst-Betocchi. Als Beispiel nennt sie eine Selbstständige, die ihre Tätigkeit von der Digitalisierung bedroht sieht. Bei anderen seien Änderungen im Unternehmen der Grund, sich abgehängt zu fühlen.

Im Mittelpunkt der kostenfreien Beratungstermine stehe der Einzelne, seine Stärken und Kompetenzen, sagt Ernst-Betocchi. Es gehe um «eine ganz individuelle Beratung und Unterstützung auf dem Weg in die berufliche Weiterbildung». Das Coaching sei sowohl im Betrieb, als auch in dem Räumen von Arbeit&Leben oder auch online möglich. Erste Gespräche haben die beiden Transformationsbegleiterinnen seit Anfang November geführt. Für eine Zwischenbilanz sei es aber noch zu früh.

Die ersten Rückmeldungen des Projekts seien vielversprechend, sagt Sprecherin Höfler. Mehr als 50 Menschen wurden bereits beraten oder gecoacht, Tendenz steigend. An einem Ort gebe es eine Warteliste.

Stefan Sefrin ist seit dem Projektstart zum 1. Oktober 2022 im Raum Kaiserslautern-Pirmasens aktiv. «Ziel ist es, durch Beratung und Coaching Erwerbstätige auf dem Weg zu einer individuell passenden Weiterbildung zu begleiten», sagt er. «Wir unterstützen sowohl Beschäftigte als auch Selbstständige dabei, zu erkennen, wie sich die Transformation auf ihre persönliche Situation auswirkt und wie Berufschancen genutzt werden können», sagt der Diplom-Betriebswirt.

Zentrales Instrument sei die Analyse des individuellen Könnens. «Oft sind uns die eigenen Kompetenzen nicht bewusst, und Potenzial liegt ungenutzt brach», berichtet der 52-Jährige. Auf die Analyse folge eine Betrachtung des Arbeitsumfelds: Welche Veränderungen gab es? Welche Neuerungen zeichnen sich ab? Welche Chancen ergeben sich?

«In Kooperation mit der Transformationsagentur Rheinland-Pfalz und der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens finden wir dann passende Weiterbildungsangebote und Fördermöglichkeiten, um die Teilnehmenden für ihre berufliche Zukunft zu stärken», sagt Sefrin.

Konkurrenz gebe es da nicht. «Um die Transformation in der Arbeitswelt erfolgreich gestalten zu können, ist es wichtig, dass alle Partner am Arbeitsmarkt sich mit ihren Kernkompetenzen einbringen», meint Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. «Mit den Transformationsbegleitern arbeiten wir in diesem Zusammenhang zusammen, stimmen uns ab, bündeln unsere Kompetenzen.»

Sefrin kümmert sich um acht Erwerbstätige. «Die Altersspanne der vier Frauen und vier Männer reicht von 33 Jahren bis 59 Jahren, ihr Ausbildungsgrad von gelernter Fachkraft bis Hochschulstudium.» In dieser Anfangsphase des Projekts seien seine Erfahrungen durchweg positiv. «Das Projekt trifft klar auf Bedarf. Vor allem, weil der Zugang so einfach ist und das Thema an Relevanz gewinnt», sagt der Gründer und Geschäftsführer der Sefrin & Partner Unternehmensberatung, die auch im Saarland vertreten ist.

«Grundsätzlich sind meine Erfahrungen positiv», betont auch Brüssow. «Natürlich gibt es Gespräche, die man vergeblich führt, oder auch mal einen Teilnehmer, für den einiges an Arbeit geleistet wurde, der sich dann aber doch gegen die Teilnahme am Projekt entscheidet. Aber das gehört dazu.» Negatives Feedback habe er bisher nicht erhalten.

Foto: Uwe Anspach/dpa

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Datum: 03.02.2023
Rubrik: Gesellschaft
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