
Blockbuster sorgen für ersten Auftrieb
Wenige Besucher: Kinobranche vermeldet deutliches Umsatzminus seit Pandemieausbruch
Mainz (dpa/lrs) - Blockbuster wie «Top Gun Maverick» oder die Fortsetzung von «Avatar» haben auch bei der angeschlagenen Kinobranche in Rheinland-Pfalz für Auftrieb gesorgt. «Das war fast so wie früher, diese Filme haben das Leid gelindert», sagt Ralf Holl, Inhaber des «Kino-Centers» in Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis. Die Besucherzahlen waren landesweit mit der Pandemie eingebrochen, in den Jahren 2020 und 2021 hatten die Kinos jeweils mehrere Monate lang geschlossen.
Im vergangenen Jahr hätten die Menschen wieder reichlich Gelegenheit für einen Kinobesuch gehabt, doch sie kamen nur zögerlich. So lag die Besucherzahl in Rheinland-Pfalz laut den Daten der Filmförderanstalt in Berlin im ersten Halbjahr 2022 immer noch rund 37 Prozent unter der des ersten Halbjahrs 2019, beim Umsatz betrug das Minus 30 Prozent.
Der Ticketpreis stieg kräftig auf fast zehn Euro, vor Beginn der Pandemie hatte ein Ticket noch knapp 8,90 Euro gekostet. «Besonders hart trifft der Umsatzrückgang die Programmkinos», erklärt Jens Steinbrenner von der Filmförderanstalt. Denn vor allem ältere Menschen und damit die Stammkunden der Programmkinos bleiben den Sälen fern. Zudem profitieren diese Kinos nicht von den aktuellen Blockbustern.
Die Kinobetreiber waren mit staatlichen Hilfen durch die Krisenzeit gekommen - und trotz der Pandemie gibt es heute sogar sechs Kinos mehr in Rheinland-Pfalz als im Jahr 2019. Die derzeitige Lage wird von den Besitzern unterschiedlich eingeschätzt.
So berichtet Jochen Seehuber, Mitbetreiber der beiden Mainzer Kinos «Palatin» und «Capitol», von aktuell erstaunlich vielen Besuchern. «Das ging im Herbst plötzlich los, es fehlt nicht mehr viel zu den Vor-Corona-Zahlen», sagt er. Freudig gestimmt ist der Mainzer trotzdem nicht, denn eine Immobiliengesellschaft habe das «Palatin»-Gebäude gekauft und wolle es abreißen. Das «Capitol» als Haus mit nur einer Leinwand sei alleine nicht wirtschaftlich zu betreiben und müsse daher laut aktuellem Stand ebenfalls geschlossen werden.
Ein Auf und Nieder war das vergangene Jahr auch für Dirk Ziesenhenne vom «Broadway-Kino» in Trier, einem Programmkino, das immer mal wieder Mainstream spielt. «Im Herbst waren wir erstmals wieder frohen Mutes, da hatten wir 70 Prozent unserer früheren Besucherzahlen», erzählt er. «Doch dann ging es deutlich nach unten, vielleicht wegen der Inflation.» Ziesenhenne will künftig auch andere Formate ausprobieren, um die Gäste wieder zu locken, denkbar für ihn sind etwa seien Live-Übertragungen von Veranstaltungen.
Ralf Holl aus dem kleinen Nastätten berichtet ebenfalls von immer noch 30 bis 40 Prozent weniger Einnahmen als vor der Pandemie. Zwar seien die Blockbuster auch auf dem Land sehr gut angenommen worden. «Aber die anderen Filme laufen extrem unter Wert», sagt er.
Doch der Kinobetreiber blickt optimistisch in die Zukunft. Natürlich hätten sich die Menschen während der Lockdowns an das Streaming gewöhnt, doch das werde auf Dauer langweilig. «Im Kino erlebt man den Film, da kommen die Leute strahlend raus und nehmen das Erlebnis mit. So was kann Streaming nicht bieten.»
Foto: Thomas Frey/dpa
Alle Meldungen, aktuell und regional aus Koblenz und dem Mittelrhein-Gebiet auf tv-mittelrhein.de