
Naturschutzgebiet mit rund 5000 Arten
Boppard: Naturschutzgebiet extrem artenreich
Boppard (dpa/lrs) - Rheinland-Pfalz ist einer früheren Untersuchung des renommierten Insektenforschers Martin Sorg zufolge Heimat des Naturschutzgebiets mit der bundesweit größten Artendichte. Nun widmete Sorg sich in einer neuen Studie den genauen Gründen dafür. Zum einen sei das Gebiet namens «Hintere Dick» in der Nähe von Boppard vergleichsweise groß, und die Beweidung durch Tiere halte Flächen offen. Details zu der vom Klimaschutzministerium in Mainz in Auftrag gegebenen Studie wollten Sorg und Ministerin Katrin Eder (Grüne) am Dienstagnachmittag in Boppard vorstellen.
Der früheren Untersuchung Sorgs zufolge leben in dem Naturschutzgebiet rund 5000 Arten. Eine hohe Insektendichte sorgt dem Wissenschaftler zufolge dafür, dass dort auch seltene, insektenfressende Vögel heimisch sind. So gebe es in ganz Deutschland nirgendwo mehr Wendehälse - sie gehören zur Familie der Spechtvögel - als in der «Hinteren Dick». Auch der seltene Mittelspecht oder der Neuntöter kämen dort vergleichsweise häufig vor.
Die Studie zu den Gründen des Artenreichtums ließ sich das Ministerium nach eigenen Angaben 69 000 Euro kosten. Sorg kam etwa zu dem Schluss, dass die «Hintere Dick» recht gut gegen den Eintrag etwa von Stickstoffen und Pestiziden geschützt ist - einerseits dank einer Kessellage, andererseits dank der Fläche von rund 100 Hektar. Das ist viel im Vergleich zur durchschnittlichen Größe der meisten anderen Naturschutzgebiete in Deutschland mit rund 50 Hektar, wie das Klimaschutzministerium in Mainz erklärte.
Darüber hinaus finde sich in der «Hinteren Dick» der größte Streuobstbestand im Unesco Kultur- und Naturerbe Mittelrhein, zudem würden Flächen mit Rindern, Ziegen und Schafen beweidet. Die Beweidung verhindert eine allzu starke Verbuschung von Flächen. Damit haben Blühpflanzen bessere Chancen, auf die wiederum viele Insekten angewiesen sind, wie das Ministerium erklärte.
Der Krefelder Insektenforscher Sorg war im Zusammenhang mit einer Studie aus dem Jahr 2017 bekannt geworden. Kernaussage dieser Untersuchung des Entomologischen Vereins Krefeld (EVK) war, dass in Teilen Deutschlands die Zahl der Fluginsekten erheblich zurückgegangen ist. Die Studie hatte einen Rückgang der Gesamtmasse an Fluginsekten zwischen 1989 und 2016 um 75 Prozent nachweisen können und sorgte sogar weltweit für Aufsehen.
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