Neben der Musik scheint auch das Wetter dieses Jahr mitzuspielen
Startschuss für Rock Am Ring
Nürburg (dpa) - Die Sonnencreme in der linken Hand, die kühle Bierdose in der anderen - so steht Raphael aus Oldenburg am Donnerstag auf dem Campingplatz am Nürburgring. «Das Wetter ist ein absoluter Traum», sagt er. «Wir sind uns fleißig mit 50er-Sonnencreme am Einschmieren.» Bei schönstem Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad strömen einen Tag vor dem offiziellen Beginn bereits viele Besucher und Besucherinnen von Rock am Ring auf die Campingplätze. Mehr als 70 000 Feiernde werden auf dem Festival erwartet.
Im vergangenen Jahr waren es noch rund 20 000 mehr gewesen. Im Vergleich zu vor fünf Jahren seien die Lebenshaltungskosten um 30 Prozent gestiegen - das gelte auch für die Ticketpreise, teilten die Veranstalter mit. Die Tagestickets seien dagegen günstiger als vergangenes Jahr. Das scheint einige abgehalten zu haben.
Melena aus Ostfriesland lässt sich von den Preisen nicht abschrecken. «Einmal im Jahr kann man sich das schon mal gönnen», sagt sie als sie am Donnerstag mit dem Bollerwagen und ihren Freundinnen über den Platz zieht. Auch Bernhard, der mit seinen Freunden gerade im Schatten seines Zeltes sitzt, sieht das so. «Bisschen Inflation haben wir alle, aber das ist es allemal wert.» Er ist für das Festival aus Hamburg angereist. Und einen Vorteil gibt es für die Besucher und Besucherinnen: Die Anreise war entspannt, das riesen Chaos blieb am Donnerstag aus. «Das hat dieses Jahr super geklappt, im Gegensatz zum letzten Jahr», sagt Bernhard. «Wir konnten direkt parken.»
Das Line-Up von Rock am Ring hält dieses Jahr wieder einige große Namen vor. Neben den Toten Hosen, Rise Against, Apache 207 und Kings of Leon treten am Wochenende auch Limp Bizkit, Kontra K und die Foo Fighters auf. Das neue Album der US-Rockband Foo Fighters «But Here We Are» erscheint passenderweise 2. Juni. Es ist das erste Album nach dem Tod von Schlagzeuger Taylor Hawkins, der im März vorigen Jahres auf Tournee leblos in einem Hotelzimmer in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá aufgefunden wurde.
Neben der Musik scheint auch das Wetter dieses Jahr mitzuspielen. In der Vergangenheit hatte das Festival mit Schlamm und Unwettern Schlagzeilen gemacht, 2016 wurden Dutzende Menschen verletzt und das Festival abgebrochen. Doch die Vorhersage lässt für dieses Jahr auf Besseres hoffen. Das ganze Wochenende über soll es sonnig und trocken werden, bei Höchstwerten bis zu 27 Grad.
Doch zu viel Sonne könnte - auch in Kombination mit zu viel Alkohol - zu Problemen führen. Armin Link vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) warnt daher die Feiernden. «Wir haben bestes Wetter, Rock am Ring. Das kennt man so aus den Vorjahren gar nicht», sagt der Leiter des DRK am Nürburgring. «Sonnenschutz ist das O und A. Viel, viel trinken, auch mal was Nicht-Alkoholisches, sondern Mineralwasser.» Wichtig seien auch Pausen. «Also nicht durchgehen, das ganze Event, das steht man bei diesen Temperaturen nicht durch.»
Das DRK ist am Rock am Ring-Wochenende mit rund 1000 Einsatzkräften unterwegs. Und die sind gut beschäftigt. «Jetzt haben wir ein bisschen weniger Zuschauer da, aber es gab mal Spitzenzeiten, da hatten wir 10 000 Versorgungen in den Sanitätsstellen gehabt, 1000 im Rettungsdienst», erinnert sich Link. Dieses Jahr rechne er mit 500 bis 700 Einsätzen im Rettungsdienst und etwa 7000 Menschen in den Sanitätsstellen. «Das kommt auf die Lage, das Wetter an und auch wie die Leute sich dann wettermäßig verhalten.»
Auch Raphael ist trotz Sonnencreme in der Hand schon ziemlich rot. Von Beerpong in der prallen Sonne hält ihn das aber nicht ab. Zumindest für Abkühlung ist aber gesorgt: Auf den Campingplätzen stehen große Wassertanks bereit, Wasserpistolen gehören ebenfalls zur Grundausstattung vieler Camperinnen und Camper. Und wenn mit den Bierdosen fest genug angestoßen wird, kühlt das Bier nicht nur von innen, wie eine Gruppe aus Luxemburg eindrücklich vorführt.
Dass die Schlammpfütze vor dem Wassertank die einzige dieses Jahr bleibt, glauben einige Besucher trotz guter Wetterprognosen nicht. «Es regnet safe einmal», sagt Joshua, während er gerade sein Zelt aufbaut. Doch bei seinem fünften Besuch auf dem Festival ist er vorbereitet: «Wir haben auch dafür eingepackt.»
Berichterstattung regional und aktuell aus Koblenz und der Region Mittelrhein.