
«Die Ursache liegt im gesamten Führungssystem»
Gutachter sieht erhebliche Mängel in Kreisverwaltung bei Ahrflut
Mainz (dpa/lrs) - Bei der Flutkatastrophe im Kreis Ahrweiler vor rund zweieinhalb Jahren hat es nach Einschätzung eines Sachverständigen erhebliche Mängel im Katastrophenschutz gegeben. «Die Technische Einsatzleitung (TEL) hatte kein passendes Modell von der sich aufbauenden Gefährdung», zitierte Dominic Gißler am Montag im Landtags-Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe aus seinem für die Staatsanwaltschaft erstellten Gutachten. «Die Ursache liegt im gesamten Führungssystem», sagte der Berliner Professor für Führung und Bevölkerungsschutz. «Das Führungssystem war strukturell und funktionell unterkomplex.»
So habe es für den Aufbau des Katastrophenschutzes mit einer dreiviertel Stelle in der Kreisverwaltung zu wenig Zeit gegeben, es habe in der TEL keine Stabsdienstordnung und auch kein systematisches Berichtswesen gegeben, und ein Verwaltungsstab sei auch nicht existent gewesen, sagte Gißler. «Grundlegende Sachen waren nicht geregelt.»
Vor dem Landtag gedachten die Eltern einer 22 Jahre alten Frau, die bei der Flut ums Leben kam, mit einer Mahnwache der 135 Toten im Ahrtal.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Ahr-Landrat Jürgen Pföhler (CDU) und einen Mitarbeiter des Krisenstabs des Kreises wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung. Pföhler hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.
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