Närrische Hochzeit - feiern, schunkeln, viel Arbeit für Einsatzkräfte

Sicherheitskonzepte an Weiberfastnacht

Närrische Hochzeit - feiern, schunkeln, viel Arbeit für Einsatzkräfte

Mainz/Trier (dpa/lrs) - Mit der Weiberfastnacht am Donnerstag beginnt in den rheinland-pfälzischen Fastnachts- und Karnevalshochburgen die große Zeit des Feierns, bis am Aschermittwoch einmal mehr alles vorbei sein wird. Während bei den Sicherheitsbehörden die Vorbereitungen auf diese arbeitsreichen Tage schon lange laufen, basteln Narren noch an Kostümen - und viele fragen sich, welche politischen Themen diesmal aufgegriffen werden. 

SICHERHEIT: Nach Angaben des Innenministeriums in Mainz haben die Sicherheitsbehörden aktuell keine Hinweise auf konkrete Gefährdungen bei den diesjährigen Veranstaltungen. «Aufgrund der allgemeinen Sicherheitslage, auch unter Berücksichtigung des Nahostkonfliktes, prüfen und bewerten die rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden die Lage fortlaufend und stehen auf Landes- und Bundesebene in engem Austausch», erklärte Innenminister Michael Ebling (SPD). 

In Mainz werden am Rosenmontag über den Tag verteilt rund 1000 Polizisten draußen sein - uniformiert und zivil. Neuerungen gebe es zu den Vorjahren nicht, erklärte eine Sprecherin. Die seien aufgrund der vergleichsweise wenigen Straftaten trotz großer Besucherzahlen in der Vergangenheit auch nicht nötig. Mit Pollern und Lastwagen werden nach Angaben der Stadt wie auch in den vergangenen Jahren Zufahrtsstraßen abgesperrt, in der Innenstadt gilt ein Lkw-Fahrverbot. 

Auch drumherum wird viel für die Sicherheit der Narren getan. Im Rahmen der Präventionskampagne «Weck, Worscht un Wasser» gegen zu viel Alkoholkonsum sprechen Streetworker von Altweiber bis zum Rosenmontag gezielt junge Menschen an. Der Frauennotruf Mainz wird am Rosenmontag von 13 bis 21 Uhr durchgehend besetzt sein. In Teilen der Innenstadt wird an Weiberfastnacht und an Rosenmontag ein Glasverbot gelten. Entlang der Strecke des Rosenmontagszuges werden laut Stadt Sperrgitter auf einer Gesamtlänge von zwei Kilometern aufgestellt, für die medizinische Versorgung rund um den Rosenmontagszug in Mainz werden knapp 400 Einsatzkräfte verschiedener Rettungsorganisationen sorgen.

Auch die Polizei in Koblenz will auf die Erfahrungen der vergangenen Jahre setzen, hier werden an Rosenmontag rund 200 Polizeikräfte im Einsatz sein. Wichtig seien stets Vorbesprechungen mit Veranstaltern, der Stadt und anderen Behörden, hieß es vom dortigen Präsidium. In der Rhein-Mosel-Stadt wurde das Verkehrskonzept angepasst, weil sich die Strecke des Rosenmontagszuges im Vergleich zum Vorjahr geändert hat. 

In Trier wird an Rosenmontag im Bereich des Hauptmarktes wieder ein Glasverbot gelten. Im Einsatz seien uniformierte und zivil gekleidete Polizisten, teilte die Polizei mit. Auch mobile Eingreifkräfte stünden bereit. Schwerpunkte der Polizeiarbeit bildeten auch Jugendschutzkontrollen, im Palais Walderdorff Trier sei eine Anlauf- und Aufnahmestelle für alkoholisierte Minderjährige eingerichtet, dort seien auch Sozialarbeiter des Jugendamtes. 

Das Polizeipräsidium Rheinpfalz erklärte, Schwerpunkte der Arbeit seien Verkehrsmaßnahmen und Präventionsarbeit. Wie bei allen größeren Veranstaltungen könne es auch bei Umzügen mit dichtem Gedränge zum Beispiel zu Taschendiebstählen oder Auseinandersetzungen kommen.  

Das Landeskriminalamt (LKA) gab vor dem Start des ganz großen närrischen Treibens noch ein paar Tipps: Die Behörde empfiehlt unter anderem, in der Gruppe wegzugehen, Getränke sollten nicht unbeaufsichtigt stehen gelassen werden. Auch solle darauf geachtet werden, dass das eigene Handy aufgeladen und griffbereit sei, um im Notfall Hilfe holen zu können. 

GROSSE UMZÜGE: Beim Mainzer Rosenmontagszug, der am 12. Februar um 11.11 Uhr zum 71. Mal seit dem Zweiten Weltkrieg losrollen wird, sind rund 9500 Aktive - darunter 2040 Musiker - dabei, der Lindwurm wird 9 Kilometer lang sein bei einer Streckenlänge von 7,2 Kilometern. Das Motto lautet: «Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein die ganze Welt zum Schoppe ein».

Der Trierer Rosenmontagszug startet um 12.11 Uhr unter der Überschrift «Gäggisch wie nie unnerm Säulenmarie». Mit letzterem ist die Mariensäule auf einem Berg am anderen Moselufer gemeint. Davor steht in Trier an Weiberfastnacht am Donnerstag um 11.11 Uhr noch der Rathaussturm an. An Fastnachtsdienstag ist in Trier-Biewer der traditionelle Schärensprung. Hier werden die Narren von einer Kette springender Karnevalisten angeführt, mit diesem jahrhundertealten Brauch soll der Winter verabschiedet werden.

Ludwigshafen erwartet zum gemeinsamen Fastnachtsumzug mit Mannheim am Sonntag mehrere Zehntausend feierfreudige Karnevalisten - der Lindwurm wird sich erstmals nach dreijähriger Pause wieder durch Ludwigshafen schlängeln. In der zweitgrößten Stadt von Rheinland-Pfalz werden 69 Zugnummern und etwa 2300 Teilnehmer dabei sein. 

Der Rosenmontagszug durch die Koblenzer Innenstadt startet am 12. Februar um 12.11 Uhr. Zum Jubiläum «200 Jahre Kowelenzer Faasenacht» gibt es auch wieder die Rosenmontags-Jugend-Party. Unter dem Motto «Alkoholfrei und Spaß dabei» können Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren feiern. In Heimbach-Weis, einem Stadtteil von Neuwied, steht einen Tag später der große Veilchendienstagsumzug der Karnevalsgesellschaften Heimbach und Weis mit dem Prinzenpaar Marco I. mit seiner Lieblichkeit Prinzessin Tanja an.

KOSTÜME: Es werden wieder viele Menschen in fantasievollen, häufig selbst gebastelten Verkleidungen unterwegs sein. Im Trend sind nach Angaben des Kostümhändlers Deiters aus dem nordrhein-westfälischen Frechen etwa Metallic-Verkleidungen, nach dem Erfolg des «Barbie»-Films auch Barbie- und Ken-Kostüme oder ein oft quietschbunter Look aus den 1980er oder 1990er Jahren, gerne mit großen Ohrringen, Sonnenbrillen im Retro-Stil und reichlich auffälligem Schmuck. Dazu kämen Klassiker wie beispielsweise Piloten-Kostüme, aber auch Bärenkostüme, die bei kaltem Wetter gut wärmen könnten.  

Die Polizei betonte, wer mit dem Gedanken spiele, sich beispielsweise als Polizistin oder Polizist zu verkleiden, sollte bedenken, dass die Verkleidung nicht wie eine echte Uniform aussehen dürfe - «damit es gerade in stressigen oder unübersichtlichen Situationen nicht zu einer ungewollten Verwechslung kommt». Das Anbringen von Dienstwappen oder Hoheitsabzeichen sei rechtlich nicht zulässig. Wer sich damit schmücke, müsse mit einer Anzeige wegen Missbrauchs von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen rechnen.

THEMEN: Vor allem die Motivwagen des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) sind stets ein echter Blickfang. Auf ihnen wird auch 2024 reichlich nachgebaute Polit-Prominenz zu sehen sein: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird mit Augenklappe zu sehen sein, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verliert als fliegender Robert - angetrieben von einer Wärmepumpe - die Bodenhaftung. Und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fliegt als «Master of Desaster» sein Experimentierkasten Gesundheitswesen um die Ohren. AfD-Chefin Alice Weidel und die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht werden als Barbies von dem russischen Präsidenten Wladimir Putin als Ken chauffiert, der hält mit blutigen Händen das Steuer.

Nach Ansicht der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine sind auch die Bauernproteste und die Klimawende dankbare Themen für Büttenreden und Motivwagen. «Aber auch um die AfD wird man nicht umhinkommen», sagte Pressereferent Jochen Willner. Gerade nach dem jüngsten Treffen in Potsdam und nach den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in den vergangenen Wochen. «Das ist wichtig, da wir zur Wahrung der Demokratie ein klares und dauerhaftes Ja gegen rechts brauchen.» Zudem werde die Weltpolitik im Fokus stehen, sagte Willner und verwies etwa auf die anstehende US-Wahl. 

 

Berichterstattung regional und aktuell aus Koblenz und der Region Mittelrhein.

Datum: 07.02.2024
Rubrik: Kultur
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