Erde hebt sich - Rätsel um den Vulkanismus in der Eifel

Chance aber auch Gefahr?

Erde hebt sich - Rätsel um den Vulkanismus in der Eifel

Potsdam/Mainz (dpa) - Der noch aktive Vulkanismus in der Eifel gibt Forschern weiter Rätsel auf. Nach Studien aus den vergangenen Jahren weiß man bereits, dass sich die Erde dort hebt. Nur ganz leicht, um einen Millimeter pro Jahr. Gemessen hat man auch über Jahre Serien von sogenannten niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe. Und am Laacher See, wo der letzte Vulkan-Ausbruch knapp 13 000 Jahre zurückliegt, zeugen aufsteigende Gase aus großer Tiefe von magmatischer Aktivität.

Unter der Erde schlummert aber noch viel Unbekanntes. «Wir wissen, dass es irgendwo unter dem Laacher See ein altes magmatisches Reservoir gibt, aber wir wissen nicht, wo das genau sitzt», sagt Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam. Dies aufzuspüren - und auch mehr über die Erdkruste und Mantelstruktur zu erfahren - das waren Ziele einer großen Untersuchung, die das GFZ mit Partnern bis Herbst 2023 leitete. 

Mehr als 350 seismische Stationen seien dafür temporär um die Vulkanfelder der Eifel aufgebaut und ein Jahr lang Erdbeben und Hintergrundrauschen registriert worden, erklärt Dahm als Projektverantwortlicher. Die Daten würden jetzt ausgewertet. «Wenn wir wüssten, wo das Reservoir ist, könnten wir gezielt untersuchen, in welchem Zustand es heute ist. Es kann ja auch noch warm sein und möglicherweise für Geothermie genutzt werden.» 

Bessere Überwachung

Der Vulkanismus in der Eifel sei der Einzige bundesweit, der noch aktiv sei, sagt Dahm, der beim GFZ die Sektion Erdbeben- und Vulkanphysik leitet. Um Beben dort besser erfassen zu können, werde das Messnetz ausgeweitet. Denn es gebe Lücken. «Ziel ist auch, die Überwachungssituation zu verbessern», so Dahm. 

Bei dem Projekt «Eifel-Observatorium» ist das Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz mit im Boot. Mittelfristig sollen elf neue Erdbebenmesstationen über die Eifel verteilt errichtet werden, wie Direktor Andreas Tschauder sagt. «Wir hoffen, dass wir durch ein besseres Verständnis des Vulkanismus auch die Qualität unserer Prognosen verbessern können.» 

Nach Angaben des Leiters des Landeserdbebendienstes Rheinland-Pfalz, Bernd Schmidt, gehen die neuen Messstationen nach und nach an den Start. Die ersten vier sollten im Juni in der Region um das Ahrtal in der Nordeifel sowie in Münstermaifeld und Bad Ems errichtet werden. Bisher gibt es 28 Erdbebenstationen in Rheinland-Pfalz. 

Neue Erkenntnisse mit GPS und Bohrungen

Wie sich der Boden genau hebt? Das nehmen die Wissenschaftler aus Potsdam auch in den Blick. «Von 24 geplanten GPS-Stationen sind in den vergangenen Jahren bereits 20 um den Laacher See aufgebaut worden, um mögliche Bodenbewegungen zu messen», sagt Zhiguo Deng vom GFZ.  «Wenn man kleinräumige Signale genauer untersuchen will, braucht man ein engmaschiges Netz über einen langen Zeitraum.»

In Planung seien auch wissenschaftliche Bohrungen am Laacher See. Erst flache Vorbohrungen in einem Kilometer Tiefe. «Langfristig macht es aber auch Sinn, über eine tiefe Bohrung nachzudenken», erklärt der Geophysiker und Seismologe Dahm. «Da rede ich aber eher über zehn Jahre, bis es klappt.» 

Dass die Eifel nach wie vor ein aktives vulkanisches System ist, hatten deutsche Forscher Anfang 2019 belegt. Sie stellten seit 2013 unter dem Laacher See acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in bis zu 45 Kilometer Tiefe fest. Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie damals im «Geophysical Journal International».

Der letzte Vulkan-Ausbruch in der Eifel vor knapp 13 000 Jahren hatte laut Forschern eine Wucht wie der philippinische Vulkan Pinatubo, der 1991 fünf Milliarden Kubikmeter Asche und Staub in die Luft katapultierte. Man gehe davon aus, dass sich unter der Eifel Magma in einer Tiefe von rund 50 Kilometern ansammle, schrieben die Wissenschaftler. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande.

Gefahr und Chance

«Der Vulkanismus in der Eifel ist jung. Man kann nicht ausschließen, dass es irgendwann wieder zu einem Ausbruch kommt», sagt Dahm. Ob das in 100 oder 1000 Jahren der Fall sein wird, könne keiner sagen. «Deshalb ist es auch wichtig, besser zu beobachten, weil wir damit rechnen, dass, wenn sich etwas ändern würde, wir das an den Messdaten sehen könnten.» Die Forscher hätten aber nicht nur möglichen Gefahren durch den Vulkanismus im Kopf. Er sei auch unter vielen Aspekten wissenschaftlich spannend. Und er biete Chancen - wie etwa die mögliche Nutzung für Geothermie-Projekte.

Foto: Thomas Frey/dpa

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Datum: 19.04.2024
Rubrik: Vermischtes
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