
Eigentümer bangen
Rheinvertiefung: Geht die Inselromantik verloren?
Bacharach (dpa) - Seit mehr als 200 Jahren ist die Rheininsel vor Bacharach im Eigentum der Winzerfamilie Bastian. Doch nun hat Weingutsbesitzer Friedrich Bastian Angst, «dass die Inselromantik wegfällt». Im Herzen des Welterbes Oberes Mittelrheintal soll künftig ein Querbauwerk, also ein Steinwall, die Insel Heyles'en Werth mit dem Bacharacher Ufer verbinden. Abgesehen von einer abgesenkten «Überflutungsschwelle» von 15 Metern wäre das lange Querbauwerk laut Bastian meist sichtbar - und das Eiland somit eigentlich kein Eiland mehr.
Zudem befürchtet der Winzer mehr Verlandung zwischen dem Rheinufer und seiner Insel. Mit dem neuen Strömungsbauwerk soll mehr Wasser in die Fahrrinne auf die andere Seite des Eilands geleitet werden, damit Frachtschiffe auch bei Niedrigwasser mehr laden können.
Die Beseitigung von Untiefen im Mittelrhein für die Schifffahrt verzögert und verteuert sich allerdings. Zugleich wird zunehmend Kritik laut. Ziel des Projekts ist es, die Fahrrinne zwischen Wiesbaden und St. Goar von garantierten 1,90 Metern auf durchgängig 2,10 Meter in Bezug auf einen definierten Wasserstand zu vertiefen.
Sechs «Tiefenengstellen» unter anderem nahe dem weltberühmten Loreley-Felsen sollen beseitigt werden. Experten sollen im Rhein Felsgrund abfräsen und kiessandigen Flussboden wegbaggern sowie mit Längs- und Querbauwerken den Wasserspiegel anheben. Besonders das Niedrigwasser im extrem trockenen Jahr 2018 soll im bundesweiten Wasserstraßennetz Milliardenschäden verursacht haben - sehr viele Schiffe konnten damals lange nur zum Teil beladen werden. Im Zuge des Klimawandels erwarten Experten künftig mehr Niedrigwasserphasen.
Im Bundesverkehrswegeplan 2030 heißt es zur Vertiefung von Europas meistbefahrender Binnenwasserstraße im Welterbegebiet von Rheinland-Pfalz und Hessen: «Wasserqualität, Gewässerdynamik und die Durchgängigkeit des Wasserkörpers werden vorhabenbedingt nicht beeinträchtigt.» Ökologisch hochwertige flache und vor Schiffswellen geschützte Wasserbereiche für Fische würden sogar erweitert. Doch es ist auch zu lesen: «Eine erhebliche Beeinträchtigung der Vogelschutzgebiete kann nicht ausgeschlossen werden (Wasservögel).»
Foto: Thomas Frey/dpa
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