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Deutschlands Konditor-Elite in Koblenz auf Meisterkurs
Handwerklicher Superlativ bereitet sich gemeinsam auf die Meisterprüfung vor
KOBLENZ. Diese Konstellation ist ungewöhnlich und eine Deutschland-Premiere: Im Konditor-Meisterkurs der Handwerkskammer (HwK) Koblenz bereiten sich aktuell gleich zwei Bundessieger auf ihre Abschlussprüfung vor. Eine Teilnehmerin stammt von den Azoren, eine weitere aus Hamburg, ebenfalls Teilnehmerin am Bundesfinale ihres Berufes. Unterrichtet werden sie unter anderem von Konditor- und Ausbildungsmeisterin Rowena Redwanz, die nach ihren Siegen in mehreren Fernsehshows längst eine „kleine Berühmtheit“ ist. Zuletzt gewann sie die Sat1-Show „Das große Backen – Die Profis“, 2022 holte sie den Sieg bei der Deutschen Meisterschaft der Konditoren.
Meisterkurse bietet die HwK seit 1902 an, „doch so etwas haben wir hier noch nicht erleben dürfen und das ist auch für uns eine ganz ungewöhnliche Situation“, sagt HwK-Fachbereichsleiter und Konditor- wie auch Bäckermeister Joachim Schäfer. Er ist Chef der Meistermacher, die sich von A bis Z um die Kursabsolventen kümmern und ihnen Dinge beibringen, die es so nur in Koblenz gibt. „Die Meisterausbildung hier genießt bundesweit einen exzellenten Ruf“, schwärmt Laura Veeser aus Sigmaringen (Baden-Württemberg). Die 23-jährige gewann 2023 das große Bundesfinale der besten deutschen Nachwuchskonditoren, bringt also als Deutschlands Nummer eins nachweislich fachliches Wissen und Können mit in den Meisterkurs. „Dennoch sage ich ganz klar: hier lernt man noch sehr viel Neues dazu und perfektioniert das, was man schon konnte. Wir alle im Meisterkurs bekommen volle Unterstützung, bei Fragen oder Problemen ist sofort jemand da und hilft. Die Rahmenbedingungen sind wirklich perfekt.“ Ihre Entscheidung für die Koblenzer Meisterschule hat sie im Vorfeld sehr wohl durchdacht. „Der Bundesentscheid 2023 fand hier im Bundesleistungszentrum der HwK statt, ich kannte also die Einrichtung und hatte erste Kontakte zu den Dozenten. Das hat mich schon damals überzeugt.“ Nun ist sie seit Mitte August Meisterschülerin und hat ihren Lebensmittelpunkt in die Rhein-Mosel-Stadt verlegt.
Auch Leonard Will aus Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) erkämpfte sich das oberste Treppchen bei den Bundesentscheidungen im Nachwuchsbereich. Das war 2022. Anschließend übte er in den Koblenzer HwK-Fachwerkstätten für die Weltmeisterschaft „und so weiß ich sehr genau, warum ich heute hier bin. Die Einrichtung wird in Fachkreisen hoch gelobt und die Dozenten sind sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit, fachlich ohnehin Spitze. Hier lerne ich vieles, was ich bisher in meinem beruflichen Alltag noch nicht gemacht habe – also eine wirkliche Bereicherung. Meine Erwartungen an die Meistervorbereitung wurden bisher übererfüllt!“ Ganz nebenbei findet der 25-Jährige Koblenz und die Region „sehr, sehr schön. Das Gesamtpaket passt!“
Den weitesten Weg zur Koblenzer Schule haben Finja Grunau (25) und Magdalena Wietreich (24) zurückgelegt. Die beiden Konditorinnen leben in Hamburg, wobei Magdalena eigentlich von den Azoren stammt. Dort lebt ihre Familie „und für die handwerkliche Ausbildung bin ich nach Deutschland zurückgekehrt.“ Mit sechs Lebensjahren erfolgte der Umzug von Deutschland Richtung Azoren. Die Inselgruppe im Atlantik liegt rund 3.000 Kilometer von Koblenz entfernt und zählt zu Portugal. „Es ist ein Naturparadies, in dem ich aufgewachsen bin. Doch nach der Schule stand die Frage im Raum: was nun? Ich wollte immer Handwerkerin werden und so habe ich mich entschieden, für die Ausbildung zurück nach Deutschland zu gehen. Das Ausbildungssystem hier ist einfach besser, als das in Portugal.“ So verließ sie „ihre“ Insel mit den rund 8.000 Einwohnern Richtung Hamburg. Dort lernte sie Finja kennen, ebenfalls ausgebildete Konditorin. Beide mussten dann irgendwann die Frage beantworten: Meisterschule oder nicht, und wenn ja, wo? „Wir haben uns umgehört und eigentlich immer wieder erfahren: München oder Koblenz, das sind die besten. Auch das haben wir genau geprüft, die Wahl fiel schließlich auf Koblenz.“ Nun wohnen sie zusammen in einer Konditor-Meisterschule-WG und büffeln mit 22 weiteren Kursteilnehmern für das ganz große Ziel Meisterbrief.
Dabei begleitet wie auch unterstützt werden sie von rund 15 HwK-Dozenten sowohl im praktischen wie auch theoretischen Bereich. Gerade bei der Arbeit in der Werkstatt – quasi eine XXXL-Backstube mit allen technischen Finessen – geht allen das Herz auf. An diesem Tag wird aus filigranen Schokoladenelementen eine Skulptur zusammengebaut. Keine ganz einfache Sache, wenn mal mit Hitze die Schokolade an der Oberfläche leicht flüssig gemacht wird, um sie im nächsten Sekundenbruchteil mit Eisspray am Hauptobjekt „anzuschweißen“. „Der Unterrichtsstoff geht in die Breite und wir stehen hier quasi mittendrin in einer hochmodernen Konditorei, die uns alles bietet, was man auch im Alltag braucht – eigentlich viel mehr als das“, lobt Leonard Will. Was er nach dem Abschluss und als Konditormeister vorhat, weiß er auch schon recht genau. „Ich möchte zunächst in Hamburg, München oder Berlin weitere Erfahrungen sammeln. Später soll es die Selbstständigkeit sein.“ Ein eigener Laden, eine feine Konditorei – das ist der Traum vieler Teilnehmer. Denn eigenverantwortlich entscheiden, sich austoben, Dinge ausprobieren und die Kunden mit kreativen wie unerwarteten Leckereien zu überraschen, ist eine Form innerer Zufriedenheit wie auch beruflicher Zielsetzung. Das nötige Rüstzeug wird ihnen gerade in Koblenz vermittelt. Im Dezember steht sie dann an … die mit Spannung wie auch Zuversicht erwartete Meisterprüfung …
Quelle: Handwerkskammer Koblenz | Foto: Handwerkskammer Koblenz Jörg Diester
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