Trabert nach Ukraine-Reise für mehr "Waffen der Menschlichkeit"

"Zu viel Diskussion um Waffen, zu wenig um die Bevölkerung"

Trabert nach Ukraine-Reise für mehr "Waffen der Menschlichkeit"

Mainz (dpa/lrs) - Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert hat nach einer Reise durch die Ukraine mehr konkrete Hilfe für die Zivilbevölkerung gefordert. Gleichzeitig plädierte er dafür, die Debatte über Waffenlieferungen zu versachlichen. Trabert, der im Februar als Kandidat der Linken bei der Bundespräsidentenwahl angetreten war, war von Dienstag bis Sonntag mit Gregor Gysi und einem weiteren Politiker der Linken nach Lwiw und Kiew gereist und hatte dabei auch den Vorort Butscha mit seinem Massengrab besucht.

«Bei uns wird zu viel über schwere Waffen diskutiert und zu wenig darüber, wie man die Bevölkerung konkret unterstützen kann», sagte Trabert am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Die «Waffen der Menschlichkeit» müssten mehr zum Einsatz kommen. Die Reise durch das Kriegsgebiet fand ohne Personenschutz und ohne Genehmigung deutscher Behörden statt. Während des Aufenthalts in Lwiw habe es mehrfach Raketenangriffe gegeben, berichtete Tarbert. Treffen mit ukrainischen Politikern habe es nicht gegeben.

Anders als Gysi sei er nicht grundsätzlich gegen Waffenlieferungen, sagte Trabert. Seine Erfahrung in vielen Kriegsgebieten habe ihn gelehrt, dass man Despoten nicht allein mit Verhandlungen bekämpfen könne. «Wenn man die Zivilbevölkerung schützen möchte, muss man das bisweilen auch mit Waffen tun.» Die Debatte in Deutschland ist seiner Meinung nach inzwischen aus dem Ruder gelaufen: Menschen, die Waffenlieferungen ablehnten, dürften nicht stigmatisiert werden.

Trabert hat nach eigenen Angaben medizinisches Material in ein Krankenhaus gebracht, darunter ein Gerät, mit dem Eigenhaut transplantiert werden kann, und Schienen zur Stabilisierung von Brüchen. Er übergab Spenden an Notküchen und Kliniken und sprach dabei mit Kriegsopfern und Helfern. Die Berichte hätten ihn sehr betroffen gemacht. «Was oft vergessen wird: Auch die Helfer sind traumatisiert.» Ihnen will Trabert weiter von Deutschland aus helfen.

 

Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Datum: 09.05.2022
Rubrik: Gesellschaft
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