Mehr Unterstützung für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder

Die Frauenhäuser in Rheinland-Pfalz sind oft voll belegt. Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes bleiben viele Frauen und ihre Kinder länger in den Einrichtungen als sinnvoll.

Mehr Unterstützung für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder

(dpa/lrs) - Von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder werden in Rheinland-Pfalz stärker unterstützt. Die Frauenhäuser in Trier und Koblenz sollen jeweils ein bis zwei Übergangs-Wohnungen und zusätzliche Personalstunden bekommen, wie Frauenministerin Katharina Binz (Grüne) am Mittwoch in Mainz ankündigte. Ziel des Modellprojekts mit dem Titel «Second Stage» (zweite Stufe) sei es, Müttern und ihren Kindern den Übergang aus dem Frauenhaus in ein selbstständiges Leben leichter zu machen. Zugleich sollen sich die überlasteten Frauenhäuser stärker auf ihre Hauptaufgabe der Krisenintervention und des Schutzes konzentrieren können. Für die betroffenen Kinder wird nach Koblenzer Vorbild außerdem in Mainz, Ludwigshafen und Beztdorf/Neuwied je eine neue Interventionsstelle eingerichtet.

381 Frauen mit 382 Kindern haben im vergangenen Jahr in den Frauenhäusern des Landes Zuflucht gefunden, wie Binz sagte. Die insgesamt rund 300 Plätze für Mütter und ihre Kinder in den 18 Einrichtungen seien aber häufig voll belegt, berichtete Claudia Berlingen von der Konferenz der Frauenhäuser. Die Gewaltopfer blieben vor allem wegen des angespannten Wohnungsmarkts bis zu einem Jahr in den Einrichtungen. Vor rund 20 Jahren seien die Frauen spätestens nach sechs Monaten ausgezogen.

«Second Stage» solle auch die Fluktuation in den Frauenhäusern steigern, sagte Berlingen. Frauen und Kinder fänden in den Wohnungen mehr Privatspähre, müssten die Adresse aus Schutzgründen nicht mehr verheimlichen und könnten so auch leichter - unterstützt von Fachleuten - eine eigene Wohnung finden. Dies solle spätestens nach sechs Monaten gelingen. Das Ministerium fördert die beiden Standorte in Trier und Koblenz mit je 60 000 Euro pro Jahr. Binz kündigte an, das Modellprojekt solle auf andere Standorte ausgeweitet werden.

Die Kinder-Interventionsstellen richten sich sowohl an Mütter von Babys und Kleinkindern als auch an Kinder ab sechs Jahren, Jugendliche und junge Erwachsene. Was die Gewalterfahrung mit den Kindern mache, werde nicht immer gesehen, sagte Christine Grundmann Koordinatorin der Interventionsstellen. Mit Kindern bis zu sechs Jahren sei es aber schwierig, dies direkt aufzuarbeiten, daher würden auch deren Mütter beraten. Je früher die Kinder unterstützt würden, desto größer sei die Chance, ihnen zu helfen. Jedes fünfte Kind in Deutschland werde Opfer oder Zeuge von Gewalt im sozialen Nahraum, sagte Binz. Viele von ihnen würden später wieder Opfer oder auch Täter.

Für von Gewalt betroffene Frauen gebe es bereits 18 Interventionsstellen mit 22 Standorten, sagte Grundmann. Die Fachleute dieser Einrichtungen kommen auf die Frauen zu, wenn diese bei einem Polizeieinsatz einer Beratung zugestimmt haben. 4193 Fälle seien dies 2020 gewesen mit 4310 betroffenen Kindern, ein Anstieg um 346 Fälle innerhalb eines Jahres. «Die Dunkelziffer ist bedeutend höher», betonte Grundmann.

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Datum: 10.08.2022
Rubrik: Gesellschaft
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