Hilfsorganisationen rufen zu Bonus-Spenden auf

Kirchen und Hilfsorganisationen rufen auf, für Bedürftige zu spenden

Hilfsorganisationen rufen zu Bonus-Spenden auf

Nicht alle brauchen die Hilfen aus den staatlichen Entlastungspaketen. Über Spendenaktionen kann eine Umverteilung an der Basis stattfinden.

Mainz (dpa/lrs) - Kirchen und Hilfsorganisationen rufen Wohlhabende auf, einen Teil ihrer Mittel aus staatlichen Entlastungsmaßnahmen für Bedürftige zu spenden. «Es gibt viele sinnvolle Verwendungen für das Energiegeld, wenn man das Gefühl hat, es selbst nicht unbedingt zu brauchen», sagt Caritas-Direktorin Nicola Adick im Bistum Mainz. Diakonie-Pfarrer Albrecht Bähr vermisst bei den staatlichen Hilfen die «Differenzierung zwischen wirklich Bedürftigen und solchen, die auch ein oder zwei Krisenjahre gut durchstehen können».

Beim Verein Armut und Gesundheit in Deutschland sagt Sozialmediziner Gerhard Trabert zu dem im September ausgezahlten Energiebonus von 300 Euro: «Wir haben etliche Anfragen bekommen von Menschen, die uns schreiben: Wir brauchen das Geld nicht, wir würden es gerne Menschen spenden, die es dringender nötig haben.» Der Verein hat daher die Spendenaktion «Solidarität wärmt» gestartet. Das eingehende Geld soll zu 100 Prozent an Menschen gehen, die unter der aktuellen Teuerungskrise leiden und akut Unterstützung benötigen.

Er stelle fest, dass es in der Bevölkerung vielfach ein differenzierteres Bewusstsein zu sozialen Fragen gebe als bei politischen Entscheidungsträgern, sagt Trabert. «Das Geld ist da, es ist nur nicht ausreichend bei denen, die es am dringendsten benötigen.»

«In die Sozialberatungsstellen der Caritas kommen immer mehr Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen sollen», sagt Nicola Adick und nennt Alleinerziehende oder Familien mit mehreren Kindern. «Der Anteil von Menschen mit Energieschulden in der Sozialberatung der Caritas hat sich innerhalb von drei Jahren verdoppelt.»

Die Caritas ruft daher auf, Geld aus den Entlastungsmaßnahmen zu spenden. «Es gibt viele sinnvolle Verwendungen für das Energiegeld, wenn man das Gefühl hat, es selbst nicht unbedingt zu brauchen», sagt Caritas-Direktorin Regina Freisberg. Als eine Möglichkeit nennt sie das Projekt «Stromspar-Check», das Menschen mit geringem Einkommen in Energiefragen berät.

Die Kirchen spenden auch selbst. Da der Energiebonus besteuert wird, erhalten sie zusätzliche Einnahmen aus der Kirchensteuer. Diese sollen nach einem Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) «zur Unterstützung der von der Energiepreiskrise besonders betroffenen Menschen verwendet werden».

Pfarrer Bähr nennt für die evangelischen Kirchen einen Betrag von mindestens 1,2 Millionen Euro. «In den Gemeinden soll dies durch Spenden aufgestockt werden. Die Mittel seien bestimmt für konkrete Unterstützung im Einzelfall und Projekte wie die Tafeln.

Die Auswirkungen der vom Krieg in der Ukraine ausgelösten Krisen seien nicht nur in Rheinland-Pfalz spürbar, sondern «global noch massiver», sagt Pfarrer Bähr. So sei die Inflation in vielen Ländern im Süden stark gestiegen. Er hoffe daher, dass die evangelische Spendenaktion Brot für die Welt zugunsten von Menschen im globalen Süden mit Spenden bedacht werde.

 

"Gerhard Trabert, Mainzer Arzt und Hochschuldozent, fotografiert in Mainz. Ähnlich wie die beiden großen Kirchen ruft er dazu auf, Spenden aus staatlichen Entlastungsmaßnahmen für Bedürftige zu spenden." Foto: Boris Roessler/dpa/Archiv

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Datum: 03.12.2022
Rubrik: Soziales
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