
Albertinum in der Eifel
Bericht legt Misshandlungen in früherem katholischen Internat in der Eifel offen
Trier (dpa/lrs) - Schüler des ehemaligen bischöflichen Internats Albertinum in der Eifel sind regelmäßig misshandelt worden. Für viele Jungen, die dort zwischen 1946 bis zur Schließung des Hauses in 1983 zur Schule gingen, sei körperliche, sexuelle und psychische Gewalt an der Tagesordnung gewesen, hieß es im Abschlussbericht eines kirchenunabhängigen Projekts zur Aufarbeitung. Die traumatischen Kindheitserlebnisse belasteten viele der Betroffenen bis heute, berichteten die Projektleiterinnen Claudia Bundschuh und Bettina Janssen am Freitag in Trier.
Der Berichts stützt sich auf Schilderungen von 54 ehemaligen Schülern des Jungeninternats. «Wir erfahren hier von körperlicher Gewalt, die überwiegend als Misshandlung von Kindern einzustufen ist», sagte die Pädagogik-Professorin Bundschuh. Von allen drei Leitern des Internats, die Priester waren, sowie einem weltlichen Mitarbeiter sei auch sexualisierte Gewalt ausgeübt worden. Insgesamt richteten sich die Vorwürfe gegen zwölf damals im Internat beschäftigte Männer.
Die ehemaligen Schüler berichteten den Expertinnen von Stockschlägen, vom Ziehen an den Haaren sowie vom speziellen Kneifen und Verdrehen der Wangen. Es gab Gertenschläge auf den Hintern und Essenszwang «bis zum Erbrechen». Zu sexuellen Übergriffen zählten gezielte Berührungen des Penis bis zur Penetration. Psychische Gewalt habe sich bemerkt gemacht durch Einschüchterungen, Androhungen, unterlassene Hilfeleistung und Einsperren über einen längeren Zeitraum.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann bat die ehemaligen Internatsschüler um Verzeihung «für das, was Ihnen an Schmerz in einer Institution des Bistums zugefügt worden ist». Es beschäme ihn, dass Kindern und Jugendlichen dies widerfahren sei. Es sei «richtig und wichtig», dass diese dunkle Seite des Albertinums nun öffentlich sei und die Täter beim Namen genannt würden. Das Aufarbeitungsprojekt hatte im Oktober 2019 begonnen.
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