
Koblenz
Heiß, heißer, Notaufnahme? Rheinland-Pfalz schwitzt
Mainz/Koblenz (dpa/lrs) – Draußen knallt die Sonne und drinnen wird die Wohnung zur Sauna: Rheinland-Pfalz schwitzt in diesen Tagen bei Temperaturen weit über 30 Grad. Während die einen ins Schwimmbad flüchten, ist das Wetter für andere lebensbedrohlich.
So heiß ist es in Rheinland-Pfalz
«Heißes Sommerwetter»: So beschreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) das derzeitige Wetter in Deutschland. Bis in die Nacht zum Donnerstag gebe es in Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine «verbreitet starke, teils extreme Wärmebelastung». Nach der Hitze könnte ein Knall folgen: Im Laufe des Abends und in der Nacht sind den Meteorologen zufolge Gewitter möglich.
Wie heiß es am Mittwoch tatsächlich war, gibt der DWD meist erst mit vorläufigen Zahlen am Abend bekannt. Vorhergesagt waren zwischen 36 und 39 Grad, am Oberrhein vereinzelt sogar bis 40 Grad.
Ist das Wetter gefährlich?
«Solche Temperaturen stellen selbst im Zuge des Klimawandels hierzulande immer noch eine Extremsituation dar und sind potenziell gesundheitsgefährdend», erklärt DWD-Meteorologe Adrian Leyser Sturm. «Zu allem Überfluss wird die Luft heute auch immer feuchter und damit schwüler, womit die Wärmebelastung weiter zunimmt.»
In Teilen von Rheinland-Pfalz gilt eine amtliche Warnung vor extremer Hitze. Hitzebelastung könne für den menschlichen Körper gefährlich werden und zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen. «Vermeiden Sie nach Möglichkeit die Hitze, trinken Sie ausreichend Wasser und halten Sie die Innenräume kühl.»
Am Mittag wurden in Mainz und Worms Ozonwerte über der Informationsschwelle von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, wie das Landesamt für Umwelt mitteilte. Es empfiehlt «ozonempfindlichen Personen ungewohnte körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden». Von besonderen sportlichen Ausdauerleistungen in den Nachmittagsstunden werde abgeraten.
Das Umweltbundesamt schreibt zu den Gefahren von Ozon: «An Tagen mit hoher Ozonkonzentration leiden viele Menschen an Reizerscheinungen der Augen (Tränenreiz), Atemwegsbeschwerden (Husten) und Kopfschmerzen.»
Zu wenig Wasser: Das berichtet die Unimedizin Mainz
Bereits seit Sonntag beobachte man in der Notaufnahme der Unimedizin in Mainz eine Veränderung, sagte der Ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme Joachim Riße. «Wir beobachten natürlich einen stetigen Zuwachs von Patienten, die Hitzeprobleme haben.» Das betreffe vor allem ältere und kranke Menschen. Es kämen vermehrt ältere Menschen mit Hitzeerschöpfung, Exsikkose – also Dehydrierung – oder Elektrolytverschiebung in die Notaufnahme. Grund dafür sei der Flüssigkeitsmangel.
«Wir haben viele Patienten, die aus den Pflegeheimen sind oder zu Hause gepflegt werden», sagte Riße. «Es sind vulnerable Patienten, die zu uns kommen, da muss man ein Augenmerk drauflegen, dass die genug trinken.» Manche Patienten nehmen laut Riße auch Entwässerungstabletten wegen einer anderen Erkrankung. Bei Hitze müsse dann besonders auf die Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
«Was man natürlich auch mal hat – das sind aber weniger – die einen Hitzschlag haben, weil die entweder zu anstrengende Arbeiten in der prallen Sonne machen oder Sport», berichtet der Arzt. Das Gros der Patienten seien aber ältere und kranke Menschen.
Fälle von Kindern, die bei Hitze im Auto gelassen wurden, habe es bislang noch nicht gegeben. «Die haben wir zum Glück bis jetzt nicht gehabt», sagte Riße.
Erhöhte Waldbrandgefahr: Das macht das Wetter mit den Wäldern
Ausbleibender Regen und damit die Dürre erhöhen zudem die Brandgefahr in rheinland-pfälzischen Wäldern. So etwa in der Südpfalz, wo aktuell Waldbrandstufe 4 herrscht – eine hohe Gefahr, wie das Forstamt Haardt warnt. Nach einem trockenen Frühjahr fehlt es den Wäldern rund um Landau an Wasser, abgestorbene Äste und trockenes Laub bieten leichtes Brennmaterial. Besonders gefährdet sind Kiefernwälder mit viel Unterholz.
Die Forstleute appellieren an Waldbesuchende, wachsam zu sein und Rauchentwicklungen sofort über den Notruf zu melden. Naturnahe Mischwälder mit hohem Laubbaumanteil sollen langfristig den Brandschutz verbessern.
Heiß auch für andere Lebewesen: Tiere suchen Abkühlung
Die Tiere im Zoo Landau kommen mit der Hitze hingegen gut zurecht – besser als mancher Mensch, meint Zoodirektor Jens-Ove Heckel. Viele von ihnen stammen aus heißen Regionen und sind bestens angepasst. Die afrikanischen Zwergrüssel-Dikdiks etwa regulieren ihren Wasserverlust über ihre rüsselartigen Nasen. Die Watussirinder liegen entspannt auf dem aufgeheizten Sand, während sich Pinselohrschweine lieber in einer kühlen Schlammsuhle wälzen.
Auch die Tierpfleger helfen mit: Emus genießen eine Dusche aus dem Gartenschlauch, Otter freuen sich über Eisbomben aus Muscheln und Fisch. Die Affen bekommen gefrorenes Fruchtmus serviert. «Tiere wissen instinktiv, was ihnen guttut», sagt Heckel. «Bei Hitze machen sie einfach langsamer.»
Foto: Symbolbild
Regionale News aus Koblenz