Ein letzter Dienst für die Einsamen

 

Ein letzter Dienst für die Einsamen

Viele Menschen sterben allein – und werden von der Gemeinde bestattet, falls es keine Angehörigen gibt. Ein Blick auf das stille Ende in Rheinland-Pfalz.

Mainz (dpa/lrs) -

Es ist ein leiser Abschied. Einmal im Monat werden Tote, deren Angehörige nicht zu ermitteln sind, in Ludwigshafen gemeinsam zur letzten Ruhe gebettet. Die Urnen stehen zunächst in der Trauerhalle, evangelische und katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger wechseln sich mit der Zeremonie ab. Der Name des oder der Gestorbenen wird gesprochen, ein Gedicht gelesen, auf dem Grab liegt ein kleines Blumengebinde. Mehr bleibt oft nicht.

Im vergangenen Jahr verzeichnete die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes rund 150 sogenannte Sterbefälle der öffentlichen Ordnung – Bestattungen, die von der Ordnungsbehörde veranlasst wurden. Bei etwa der Hälfte konnten Angehörige ermittelt werden, wie ein Sprecher mitteilt. Die anderen wurden auf dem Hauptfriedhof bestattet. 2025 kamen bis Anfang Juli 96 neue Fälle hinzu. Innerhalb von zehn Tagen wird eingeäschert. Pro Bestattung liegen die Kosten bei etwa 3.200 Euro. 

Religiöse Rituale

Nicht nur in Ludwigshafen, auch andernorts in Rheinland-Pfalz ist die Verantwortung der Kommunen spürbar. In Koblenz wurden seit Anfang 2024 rund 203 Sterbefälle gemeldet. Auch hier ist die Feuerbestattung die Regel. Ein religiöses Ritual findet nur dann statt, wenn ein entsprechender Wunsch dokumentiert ist.

Kaiserslautern meldet 143 Fälle im Jahr 2024, bei denen sich zunächst niemand zuständig fühlte. 79 davon musste die Ordnungsbehörde selbst beauftragen. 2025 waren es bis Anfang Juli weitere 68, davon 42 durch die Stadt. Bestattet wird in anonymen Rasengräbern auf dem Hauptfriedhof. Religiöse Rituale? Das entscheidet jede Glaubensgemeinschaft selbst.

Anonyme Urnenbeisetzungen

In Bad Kreuznach sind es etwa 81 Fälle seit Anfang 2024, davon 62 im vergangenen und 19 im laufenden Jahr (Stand Juni). Auch hier: anonyme Urnenbeisetzungen. Von möglichen Ritualen hat die Kommune keine Kenntnis. «Die Bestattungen wickelt der Bestatter mit dem Friedhof ab.»

Trier zählt 147 bearbeitete Fälle seit Anfang 2024 (Stand Juni). Nicht alle wurden von Amts wegen beerdigt – oft konnten Angehörige ausfindig gemacht werden, die sich dann kümmerten. Die Regelbestattung auch hier: Feuerbestattung, sofern keine religiösen oder persönlichen Gründe dem entgegenstehen. Ein seelsorgerliches Ritual? «In der Regel nicht.»

In Idar-Oberstein hat das Ordnungsamt seit Anfang 2024 etwa 48 Fälle bearbeitet – etwa 20 davon ganz ohne Angehörige. «Die Zahlen schwanken jedoch von Jahr zu Jahr.» In der Regel erfolgen anonyme Urnenbestattungen ohne religiöse Rituale.

Testamentarische Wünsche

In 88 Fällen seit Anfang 2024 hat die Landeshauptstadt Mainz ordnungsbehördlich bestattet, meist durch Feuerbestattung mit Beisetzung auf dem Friedhof Mainz-Mombach. 60 Fälle gab es in 2024, 28 bis Juni 2025. In insgesamt 26 Fällen konnten durch Ermittlungen noch Angehörige ausfindig gemacht werden. Falls religiöse oder testamentarische Wünsche bekannt seien, werde darauf Rücksicht genommen, heißt es. Angehörige der jeweiligen Glaubensgemeinschaften, soweit möglich, werden einbezogen.

Fachleute sehen einen Trend. Familienstrukturen brechen auf, soziale Isolation nimmt zu. Räumliche Distanz, Entfremdung, weniger Kinder, bilanzieren sie. Auch deswegen nehme die Zahl ordnungsbehördlich betreuter Bestattungen zu. Kommunen springen ein – pragmatisch, pflichtbewusst, aber nicht gefühllos.

Zurück in Ludwigshafen, auf den Hauptfriedhof. Der Bereich Grünflächen und Friedhöfe beim Wirtschaftsbetrieb bereitet dort Metallstelen vor, an denen die Namen, Geburts- und Sterbedaten angebracht werden. Ein Ort der Erinnerung, damit etwas bleibt. Und vielleicht ein Zeichen dafür, dass sich jemand kümmert.

dpa

Bild: Räumliche Distanz, Entfremdung oder keine Nachkommen sind oft der Grund für eine Bestattung durch die Kommune. (Symbolbild) | Jens Kalaene/dpa

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Datum: 07.07.2025
Rubrik: Lokales
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