
Illegale Online-Sportwetten - Razzia gegen mutmaßliche Bande
Hunderte Polizisten durchsuchen Wettbüros und andere Gebäude. Ihr Verdacht: illegale Sportwetten. Die Ermittlungen führen ins virtuelle Hinterzimmer.
München (dpa) -
Es ist ein bisschen wie im Film: Im öffentlichen Teil spielen Hobby-Zocker um kleine Beträge - und im dunklen Hinterzimmer geht es um die ganz großen Summen: Ermittlern ist ein nach eigener Einschätzung «bedeutender Schlag» gegen illegale Sportwetten im Internet gelungen. Die Staatsanwaltschaft München I und die Münchner Polizei, die bei den internationalen Ermittlungen federführend sind, gehen davon aus, dass es seit 2012 im Umfeld legal betriebener Wettbüros so etwas wie virtuelle Hinterzimmer gab.
Es geht um Webseiten, die per verborgenem Pfad oder Einladungslink zugänglich waren und auf denen illegale Sportwetten, meist Fußballwetten, angeboten wurden. Gespielt wurde den Angaben zufolge um Summen in bis zu sechsstelliger Höhe. Die Ermittler sprechen von organisierter Kriminalität und einem hierarchisch angelegten Pyramidensystem.
950 Polizisten, 162 Durchsuchungen
Fast 950 Polizisten hätten am Mittwoch in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Berlin und dem Saarland, aber auch in Österreich, Spanien und Malta 162 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt, sagte Guido Rissmann von der Münchner Kriminalpolizei. Festnahmen gab es den Angaben zufolge allerdings nicht. Laut der ermittelnden Staatsanwältin Anja Biel liegt bei keinem der Verdächtigen ein Haftgrund wie Fluchtgefahr vor.
Anja Biel, Staatsanwältin von der Staatsanwaltschaft München I, bei der Pressekonferenz im Polizeipräsidium München. | Matthias Balk/dpa
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verdächtigen vordergründig legale Sportwetten betrieben - und im Hintergrund ihr illegales Geschäft. Wie die Firma IBA Entertainment, die unter dem Namen «Bet3000» Sportwetten anbietet, mitteilte, richten sich die Vorwürfe «gegen einzelne Personen, auch aus dem Umfeld der Gesellschaft» - aber nicht gegen den Wettveranstalter selbst. «Wir nehmen diese Vorwürfe sehr ernst und werden vollumfänglich mit den Behörden kooperieren», hieß es in der Mitteilung.
Einsätze in sechsstelliger Höhe
Auf den «schwarzen Webseiten», die ohne Lizenz betrieben worden seien, hätten gesetzliche Regelungen keine Gültigkeit gehabt, Einsätze seien «limitlos» gewesen, sagte Rissmann. Hohe Gewinne lockten. Laut Gesetz gilt für derartige Wetteinsätze eine Obergrenze von 1.000 Euro. Glücksspielsteuern seien nicht gezahlt worden. Insgesamt sei ein Schaden im zweistelligen Millionenbereich entstanden.
Teure Autos, Luxusurlaube, Immobilien
Die mutmaßlichen Bandenmitglieder sollen sich dadurch einen luxuriösen Lebensstil mit teuren Autos und Immobilien geleistet haben, sagte Rissmann. Vermögenswerte im sechsstelligen Bereich seien sichergestellt worden. Unter den Beschuldigten, gegen die schon seit 2023 ermittelt wurde, sind nach Angaben der Ermittler auch Frauen - unter den Spielern hingegen ausschließlich Männer. Die Zahl liege im vierstelligen Bereich.
Laut Ermittler Guido Rissmann gab es mehr als 160 Durchsuchungen. | Matthias Balk/dpa
Durchsucht worden sei am Mittwoch auch bei Spielern, die wussten, dass das Wettangebot illegal war, und bei Zeugen. Allein in München gab es demnach 51 Durchsuchungen. Die Beamten hätten unter anderem Handys, Datenträger und Unterlagen sichergestellt, die jetzt als Beweismaterial ausgewertet werden müssten. Rissmann sprach von umfangreichen Ermittlungen.
dpa
Bild: Die Bande soll auch die Infrastruktur für die illegalen Online-Angebote bereitgestellt haben. (Symbolbild) | Karl-Josef Hildenbrand/dpa
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