Aspirin aus dem Automaten: Hilft das Apotheken und Kunden?

 

Aspirin aus dem Automaten: Hilft das Apotheken und Kunden?

Karte rein, bestellen und wenig später das Medikament abholen. Automaten an Apotheken ermöglichen es, nach Feierabend an Tabletten und Co. zu kommen. Die Lösung aller Probleme ist das aber nicht.

Cochem/Mainz (dpa/lrs) -

Karte rein, Medikament geordert: So einfach kann die Bestellung von Arzneimitteln an einem Apotheken-Automaten sein. Bei der Kreuzberg Apotheke in Cochem setzt Leiterin Ursula Porten-Bergmann gleich auf zwei solcher Automaten: einen zum Bestellen, einen zum Abholen. Der erste Automat sei voriges Jahr im März aufgestellt worden, der zweite im April dieses Jahres, sagte Porten-Bergmann. «Ich finde diese Kombination ganz toll.»

Bei einem der Automaten habe der Kunde die Möglichkeit, seine Gesundheitskarte lesen zu lassen und Medikamente zu bestellen. «Da kann er an dem Touchmonitor sagen, ich hab’ Kopfschmerzen und brauch Aspirin», erklärt Porten-Bergmann. Es gebe auch eine Kurzanweisung, wie das Medikament zu nehmen sei.

Beratung ist das «aller oberste Gebot»

«Aber Beratung ist in der Apotheke natürlich das aller oberste Gebot», sagte sie. «Aus diesem Grund gibt es da auch einen Bildschirm und dann erscheine da oben meistens ich und dann kann der Kunde Fragen stellen.» Der Kunde könne mit Karte bezahlen und habe die Wahl zwischen drei Optionen: Bringt es mir mit dem Botendienst, legt es in den Abholautomaten oder ich hole es gleich in der Apotheke ab. «Und dann machen wir den Auftrag in der Apotheke fertig.»

Über einen Touchscreen lassen sich an dem Automaten Medikamente bestellen.

Über einen Touchscreen lassen sich an dem Automaten Medikamente bestellen. | Thomas Frey/dpa

Und dann kommt der zweite Automat ins Spiel. Liege das Arzneimittel im Abholautomaten, bekomme der Kunde eine SMS mit einer Pin auf sein Handy. «Dann kann er, wenn er Lust hat, da vorne hingehen und braucht auch nicht auf die Öffnungszeiten der Apotheke zu achten», sagte Porten-Bergmann. So werde der Kunde etwa auch am Wochenende versorgt.

Hilft das bei Personalmangel?

«Mir fehlen fünf Leute Personal», sagt die Apothekenleiterin. Können solche Automaten dabei helfen, den Personalmangel auszugleichen? Sie seien eventuell hilfreich, um Botendienste zu vermeiden, erklärte Petra Engel-Djabarian, Pressesprecherin des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz. Eine Beratung müsse aber weiterhin von der Apotheke geleistet werden, sagte sie. Und: «Die Automaten müssen bestückt werden, die Bestückung nimmt natürlich auch ein Mensch vor.» 

Ein Hersteller solcher Bestellautomaten sitzt in Ludwigshafen. «Die Idee ist entstanden, weil ich sehe, dass die Apotheken erstens sterben, zweitens immer belastet sind, sie kriegen kein Personal», sagte Mohammad Atta-ul-Quddus, Geschäftsführer der QuEp GmbH, die die Automaten unter dem Namen «BetterAPO» vertreiben. «Und dann habe ich überlegt: Okay, wie könnte ich Apotheker unterstützen, helfen?» Man müsse den Apotheken ermöglichen, zu überleben und mehr Umsatz zu machen. 

An dem Automaten können die Kundinnen und Kunden auch nach Ladenschluss ihre Medikamente abholen.

An dem Automaten können die Kundinnen und Kunden auch nach Ladenschluss ihre Medikamente abholen. | Thomas Frey/dpa

«Wir sehen immer mehr, dass sie im ländlichen Raum Apotheken schließen und dass die Leute eben längere Wege zurücklegen müssen, an ihre Medikamente zu kommen», ergänzte Geschäftsführer Andreas Epp. «Wir wollen die Apotheken vor Ort stärken.»

Medikamente im Supermarkt bestellen?

Ihr Automat könne in jedem Supermarkt, in einer Bankfiliale oder anderen Räumlichkeiten aufgebaut werden, erläuterte Atta-ul-Quddus. «Wir haben auch die Möglichkeit zur Remote-Beratung», erklärte er. «Das heißt, die Kunden können auf den Button klicken und dann mit dem Apotheker verbunden werden in einem Audio-Video-Call.»

Epp betonte aber: «Der Betreiber eines Terminals ist immer eine Vor-Ort-Apotheke in Deutschland.» Die Medikamente kommen also von der Apotheke vor Ort und nicht von einem Versand oder Ähnlichem. «Das BetterApo-Terminal soll immer als verlängerter Arm oder Mini-Filiale einer Vor-Ort-Apotheke angesehen werden.»

Niedergelassene Apotheken unersetzlich

Solche Automaten seien letztlich nicht für jeden Standort gedacht, sondern quasi eine Nische, sagte die Sprecherin des Landesapothekerverbandes Engel-Djabarian. Gerade im ländlichen Raum, wo Botenwege lang seien, könne das helfen.

Aber: «Solche Geräte sind schon relativ teuer», erklärte sie. «Ich sehe das als eine Ergänzung, über die jeder für sich entscheiden muss.» Es sei jedoch nichts, was eine Versorgungssicherheit herstellen werde. «Dafür braucht es trotzdem die niedergelassene Apotheke.»

dpa

Bild: An einem Automaten können Kundinnen und Kunden ihre Medikamente mit einem Pin abholen. | Thomas Frey/dpa

Alle News aus der Region in der TV Mittelrhein & WWTV App. Jetzt kostenfrei downloaden!

Datum: 11.07.2025
Rubrik: Lokales
Das könnte Sie auch interessieren
Livestream
Neu in unserer Mediathek

caspers mock - Der Rechtstipp

caspers mock - Der Rechtstipp
Folge: Business TV | Alle Infos rund um die Kaution

Sendung vom 07.07.2025

Aktuell

Aktuell
Folge: Alexander Schweitzer besucht den Klimawaldweg

Sendung vom 07.07.2025

Aktuell

Aktuell
Folge: Vortrag zum Arbeitsrecht - Entgelttransparenzrichtlinie

Sendung vom 07.07.2025