Rheuma-Patienten sollen besser versorgt werden

 

Rheuma-Patienten sollen besser versorgt werden

Rheuma hat viele Facetten, wird aber oft erst spät erkannt. Dagegen will der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Hoch etwas tun - mit Hilfe der Unimedizin.

Mainz (dpa/lrs) -

Die Generation der Boomer kommt ins Rheuma-Alter, aber es fehlen Fachärzte: Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) will die Prävention und Behandlung rheumatischer Erkrankungen in Rheinland-Pfalz mit einem Aktionsplan verbessern. Unterstützung bekommt er vom Rheumatologen Andreas Schwarting von der Unimedizin Mainz, der «sehr froh ist, dass der Minister erkannt hat, dass wir etwas ändern müssen». 

Der Leiter des Schwerpunkts Rheumatologie und klinische Immunologie an der Uniklinik befasst sich schon lange mit der Versorgung von Rheuma-Patienten in Rheinland-Pfalz und hat unter anderem ein Vor-Screening entworfen, das sich im Internet unter Rheuma-vor.de findet. 

Rheumatologe: Frühe Prävention und Diagnose sind wichtig

«Bei einer frühen Diagnose und Therapie hat man gute Chancen», sagte der Professor der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Wer sechs Wochen schmerzhaft geschwollene Gelenke habe, sollte einen Fachmann sehen. Nach drei Monaten gebe es bereits die ersten irreversiblen Schäden. Aber bei den meisten Patienten daure es viel länger, weil Rheumatologen fehlten. 

Die durchschnittliche Beschwerdedauer bis zur Diagnosestellung liege bei der rheumatoiden Arthritis bei 0,9 Jahren. Bei der Psoriasis-Arthritis (mit Schuppenflechte) seien es etwa zwei Jahre und bei für die axiale Spondyloarthritis (betroffen sind vor allem Wirbelsäule und Gelenke) sogar vier Jahre, sagte Schwarting. 

Das sind nach Darstellung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie die häufigsten Formen. Insgesamt gebe bis zu 150 verschiedene rheumatische Erkrankungen, erläuterte Schwarting. 

Rund 2,6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland haben eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, heißt es bei der Fachgesellschaft. Dies entspreche etwa 1,8 Millionen Menschen. 

Alternde Gesellschaft verschärft Versorgungslücken

Die meisten Menschen, die an einer rheumatoiden Arthritis erkrankten, seien 55 bis 70 Jahre alt, sagte der Experte. Damit verschärfe der demografische Wandel die Versorgungsdefizite. Stationär werde Schätzungen zufolge mindestens jeder fünfte Patient mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen primär in Krankenhäusern ohne Facharztexpertise behandelt. 

Hoch richtet Wahlfach für Studenten ein und fördert Weiterbildung 

«Wir werden Medizinstudierenden in der Unimedizin im Rahmen des praktischen Jahres ab dem Wintersemester 2025/26 ein Wahlfach Rheumatologie anbieten», kündigte Hoch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. «Damit sie mit dem Fachbereich in Berührung kommen.» 

Zum sogenannten Rheuma-Aktionsplan des Landes gehöre auch die Förderung von ärztlichen Weiterbildungsassistenten mit jährlich rund einer Million Euro. «Dadurch können wir die Weiterbildung rheumatologischer Internisten an unseren Krankenhäusern stärken», sagte Hoch. «Damit wir mehr Menschen in die Fläche bekommen, die möglichst früh Anzeichen von Rheuma erkennen.» 

Die Früherkennung soll besser werden 

Geplant ist weiter ein Pilotprojekt mit dem Titel «Tele-Rheumaplus». In Zusammenarbeit mit Schwarting und der Universitätsmedizin Mainz sollen in Hausarztpraxen rheumatologische Sprechstunden inklusive Vorscreenings zur Früherkennung eingerichtet werden. Damit sollen dringend Betroffene schneller einen Facharzttermin erhalten.

Der Rheumatologe Professor Andreas Schwarting von der Mainzer Unimedizin macht sich für eine bessere Behandlung und Versorgung in Rheinland-Pfalz stark.

Der Rheumatologe Professor Andreas Schwarting von der Mainzer Unimedizin macht sich für eine bessere Behandlung und Versorgung in Rheinland-Pfalz stark. | Andreas Arnold/dpa

Zu wenig Rheumatologen

«Wir haben viel zu wenig Rheumatologen in der Niederlassung», kritisierte Hoch. Das liege auch daran, dass ihre Arbeit vergleichsweise schlecht vergütet werde. «Da müsste die Kassenärztliche Vereinigung (KV) einfach Budgets umschichten.» 

In Rheinland-Pfalz gibt es nach Angaben der KV 27 Sitze für Rheumatologen, davon seien 6,5 nicht besetzt. Ideal wären nach Darstellung von Schwarting etwa 50 bis 60 Rheumatologen mehr allein in Rheinland-Pfalz. Er sieht auch ein deutliches Stadt-Land-Gefälle bei der Versorgung. Bei einer fünftägigen Rheumabustour im vergangenen Sommer hätten 850 Betroffene Hilfe gesucht. 2026 soll der Bus wieder durchs Land fahren.

dpa

Bild: Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) will die Früherkennung von Rheuma verbessern. | Helmut Fricke/dpa

Alle Meldungen, aktuell und regional aus Koblenz und dem Mittelrhein-Gebiet auf tv-mittelrhein.de

Datum: 23.07.2025
Rubrik: Lokales
Das könnte Sie auch interessieren
Livestream
Neu in unserer Mediathek

caspers mock - Der Rechtstipp

caspers mock - Der Rechtstipp
Folge: Business TV | Neu! EU-weite Entgelttransparenzrichtlinie

Sendung vom 21.07.2025

Film ab!

Film ab!
Folge: Film ab! - Die Schlümpfe: Der große Kinofilm

Sendung vom 18.07.2025

Hallo im Zoo

Hallo im Zoo
Folge: Ganzkörperfütterung aus eigener Haltung im Zoo Neuwied

Sendung vom 18.07.2025