Saarländer haben bei Autoindustrie «große Zukunftsangst»

 

Saarländer haben bei Autoindustrie «große Zukunftsangst»

Der Strukturwandel ist im Saarland besonders massiv. In der Autoindustrie werden Tausende Stellen abgebaut. Das bewegt das ganze Land.

Mannheim/Saarbrücken (dpa/lrs) -

Die Menschen im Saarland machen sich große Sorgen um die Zukunft der für ihr Land bedeutsamen Automobilindustrie. «Es gibt da wirklich eine große Zukunftsangst und vergleichsweise wenig Hoffnung in dieser Branche», sagte Politikwissenschaftler Felix Hörisch von der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Mannheim. 

Anders sehe es beim Stahl aus, der zweiten wichtigen Industriebranche im Saarland: «Da sehen wir, dass es durchaus Hoffnung gibt. Mehr als zwei Drittel in unserer Umfrage zum Strukturwandel-Report im Saarland sagen, die Umstellung auf grünen Stahl wird gelingen», sagte der Professor. Bis Ende dieses Jahres werde ein weiterer Strukturwandel-Report veröffentlicht.

Strukturwandel im Saarland ist «Riesen-Herausforderung»

Die deutsche Autoindustrie und ihre Zulieferer stecken in einer schwierigen Lage – besonders ZF Friedrichshafen am Bodensee, der auch im Saarland mit einem Werk vertreten ist. Derzeit zählt ZF im Saarland rund 8.500 Beschäftigte. Bisherige Planungen sehen einen möglichen Stellenabbau von 4.500 Stellen bei einst rund 10.000 Stellen bis Ende 2028 vor.

«Wenn man Angst vor einem Arbeitsplatzverlust hat, ist das natürlich etwas Angsteinflößendes und Frustrierendes, das eine große soziale Herausforderung darstellt», sagte Hörisch. Es gebe Studien, die zeigten, «wie krass die sozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und die Angst vor Arbeitslosigkeit sind, auch etwa auf die Demokratiezufriedenheit der Menschen» - vor allem, wenn sie ganze Regionen treffe. Hörisch ist Experte für Arbeitsmarkt und Sozialpolitik sowie für Arbeitsmarkttransformation.

Der Strukturwandel im Saarland sei «eine Riesen-Herausforderung», sagte der Experte weiter. Das Land sei eines der industrialisiertesten Bundesländer und habe die drittgrößte Industriequote von allen Bundesländern nach Bayern und Baden-Württemberg. Der Fokus an der Saar liege auch historisch auf Stahl und Auto. «Und das sind die Branchen, die jetzt von der sozialen und ökologischen Transformation ganz besonders betroffen sind.»

Saar-Wirtschaft noch wenig diversifiziert

Dies sei eine schwierige Situation, weil viele Industriearbeitsplätze wegfielen. Das Land bemühe sich um eine Diversifizierung seiner Wirtschaftsstruktur - etwa mit der Ansiedlung des Pharmaunternehmens Vetter in Saarlouis oder der Rüstungsbranche. «Historisch betrachtet und gewachsen ist das Saarland aber relativ wenig diversifiziert. Das ist nun eine der Kernaufgaben, dies zu ändern.»

Auf dem Weg zur Umgestaltung helfe der Transformationsfonds. Den hatte die SPD-Landesregierung Ende 2022 mit insgesamt 2,9 Milliarden Euro aufgelegt, um den Strukturwandel zu unterstützen. «Das war ein weitgehender Schritt», sagte Hörisch. Im Saarland seien die schuldenfinanzierten Investitionen auf relativ breite Zustimmung gestoßen: In der Befragung des ersten Strukturwandel-Reports sagten 68 Prozent der Befragten, sie fänden das richtig.

Im Ländervergleich sind im Saarland laut Wirtschaftsministerium die meisten Arbeitsplätze von der Automobil- und der Zulieferindustrie abhängig: Rund 38.000 Menschen sind direkt und indirekt im saarländischen Fahrzeugbau beschäftigt. Von Stahl erzeugenden Unternehmen hingen direkt rund 12.000 Beschäftigte ab. Hinzu kommen dort Tausende in der Zulieferindustrie.

dpa

Bild: Die Saarländer sorgen sich um die Zukunft der Autoindustrie in ihrem Land (Archivbild) | Oliver Dietze/dpa

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Datum: 08.08.2025
Rubrik: Lokales
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