
Wie Straßentunnel in Rheinland-Pfalz überwacht werden
Wer Auto fährt, muss regelmäßig auch durch Tunnel. Damit das immer sicher gelingt, kümmern sich Experten um die Sicherheit. Eine neue Zentrale soll die Abläufe nun noch einmal verbessern.
Koblenz (dpa/lrs) -
Rheinland-Pfalz bekommt erstmals eine zentrale Stelle, um Straßentunnel zu überwachen. Bisher waren neben dem Landesbetrieb Mobilität verschiedene Stellen für die Tunnel und deren Sicherheit zuständig, etwa Straßenmeistereien, Polizeiinspektionen oder integrierte Leitstellen. Die Aufgaben sollen künftig zentral gebündelt werden.
Die neue Tunnel- und Verkehrszentrale soll Mitte 2027 in Koblenz ihren Betrieb aufnehmen. Der Bau kostet knapp 5,6 Millionen Euro - die Kosten trägt der Bund, weil vor allem Tunnel an Bundesstraßen überwacht werden. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten:
Warum ist die Überwachung von Straßentunneln wichtig?
Das ist in erster Linie eine Frage der Sicherheit. Durch eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung können im Ernstfall bei Unfällen oder Bränden Polizei und Rettungskräfte schnell alarmiert werden - und gegebenenfalls der Tunnel gesperrt werden.
Besonders gefürchtet sind brennende Fahrzeuge. Es können sich in einer Röhre verheerende Brände entwickeln mit giftigem Rauch und enormer Hitze. Bei einer Feuerkatastrophe im Mont-Blanc-Tunnel im Jahr 1999 starben 39 Menschen, nachdem ein Lastwagen in Brand geraten war. Seither wurde im Hinblick auf Sicherheit noch einmal aufgerüstet.
Wie viele Straßentunnel gibt es in Rheinland-Pfalz?
Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz kümmert sich nach eigenen Angaben um 26 Tunnel und damit um eine Länge von 12,4 Kilometern.
Der Landesbetrieb Mobilität ist für alle Tunnel von Landes- und Kreisstraßen sowie im Auftrag des Bundes für die der Bundesstraßen zuständig. Um Autobahntunnel kümmern sich die Autobahngesellschaften. Die Tunnel befinden sich logischerweise meist dort, wo es hügelig und bergig ist - im Pfälzer Bergland etwa oder auch an Mosel und Rhein. Der längste Straßentunnel im Land ist demnach der Malbergtunnel in Bad Ems als Teil der B 260, er kommt auf eine Länge von 1.522 Metern.
Welche Tunnel im Straßenverkehr werden aktuell von Koblenz aus permanent überwacht?
Das sind nach einer Liste des Landesbetriebs Mobilität in dessen Verantwortungsbereich derzeit sieben, sechs davon befinden sich in der Pfalz: Barbarossatunnel, Stauffertunnel, Löwenherztunnel und Kostenfelstunnel als Teil der B10 bei Annweiler. Hinzu kommen der Fehrbachtunnel bei Pirmasens (ebenfalls B10), der in diesem Jahr eröffnete Mühlbergtunnel bei Imsweiler sowie der Burgbergtunnel bei Bernkastel-Kues.
Weitere Tunnel sollen aber künftig von der neuen Zentrale aus überwacht werden. Insgesamt sollen es rund 26 Tunnel werden, die in den nächsten fünf Jahren sukzessive zugeschaltet werden.
Wie läuft die Überwachung konkret ab?
Das geht mit moderner Technik und digitalen Systemen. Eine wichtige Rolle spielen Videoanlagen in den Tunneln. Per Video können die sogenannten Operatoren - so heißen die Mitarbeiter dort - die Tunnel rund um die Uhr einsehen und entsprechend handeln.
Die neue Zentrale ist auch für die verkehrstelematischen Anlagen zur Steuerung des Verkehrs in Rheinland-Pfalz zuständig. Über diese fließen Daten in Echtzeit in die Zentrale ein - mit dem Ziel, den Verkehr zu überwachen und flüssiger zu gestalten.
Wie werden Tunnel sicher gemacht?
Ab einer Länge von 400 Metern benötige man spezielle Sicherheitsausstattung wie Videoanlagen, Lautsprecher und Fluchttüren, schreibt der LBM. Dadurch sollen demnach Gefahren erkannt und die Selbstrettung optimiert werden. Jeder Tunnel sei ein Unikat, deshalb könne es keine pauschale Aussage zur Überwachungs- und Steuerungstechnik geben, schrieb der Betrieb.
Es gibt neben der Videoüberwachung beispielsweise teils separate Rettungs- und Fluchtwege, die gesichert sind mit Feuerschutztüren, oder auch Anlagen zur Be- und Entlüftung. Es gibt Notrufstationen und spezielle Beleuchtung. Im Tunnel ist außerdem über Antennenkabel Radioempfang möglich, damit Autofahrer im Notfall gewarnt werden können.
Ziel ist es, bei einem Feuer alle schnell und sicher aus dem Tunnel herauszubekommen. Bei längeren Tunneln sorgen Ampeln oder sogar Schranken dafür, dass bei einem Unfall oder Brand keine weiteren Autofahrer hineinfahren. Die Tunnel werden zudem regelmäßig gewartet und überprüft.
Wie oft wird der Zustand der Tunnel überprüft?
Laut LBM wird jeder Tunnel mindestens alle drei Jahre untersucht. «Alle 6 Jahre gibt es eine Hauptprüfung, alle 3 Jahre eine Zwischenprüfung», heißt es. Hinzu kommen demnach weitere Prüfungen «nach unvorhergesehenen Ereignissen» also etwa einem Unfall.
«Die Technik der Tunnel wird permanent gewartet und instand gehalten», schreibt der LBM es. IT, Hard-und Software werde nach fünf bis zehn Jahren, komplett erneuert, Steuerungstechnik nach etwa 15 Jahren, und Strahlventilatoren nach 20-25 Jahren.
dpa
Bild: Der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) errichtet aktuell am Standort Koblenz eine moderne Tunnel- und Verkehrszentrale (TVZ). | Sascha Ditscher/dpa
Berichterstattung regional und aktuell aus Koblenz und der Region Mittelrhein.















































