
Uber-Fahrgast erschossen - Sicherungsverwahrung droht
Ein Uber-Fahrgast wird im Düsseldorfer Bahnhofsviertel nachts auf dem Rücksitz erschossen, der Fahrer überlebt geschockt. Auf der Anklagebank sitzt nun ein 24-Jähriger.
Düsseldorf (dpa) -
Nach den tödlichen Schüssen auf einen Uber-Fahrgast im Düsseldorfer Bahnhofsviertel droht dem mutmaßlichen Todesschützen im Fall einer Verurteilung die Sicherungsverwahrung. Wie beim Prozessauftakt in Düsseldorf bekannt wurde, war der 24-Jährige bereits 2019 wegen versuchten Totschlags zu drei Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Als Wiederholungstäter komme die Sicherungsverwahrung für ihn infrage, sagte der Staatsanwalt am Rande der Verhandlung. Der 24-Jährige war zur Tatzeit im Saarland gemeldet, hatte aber bei seinem Onkel im hessischen Bad Soden gewohnt. Dort war auch die Tatwaffe entdeckt worden.
Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Vor einem halben Jahr soll er derjenige gewesen sein, der vier Schüsse auf einen 49-jährigen Kameruner abgab, der im Fond eines Wagens des Fahrdienstleisters Uber saß.
Nun muss er sich am Landgericht in Düsseldorf wegen Totschlags und illegalen Waffenbesitzes verantworten. Für den Staatsanwalt bestehen keine Zweifel an der Täterschaft des Deutsch-Türken: Überwachungskameras einer Autovermietung hätten die Tat damals aufgezeichnet.
Viermal soll der 24-Jährige durch die Seitenscheibe des Autos geschossen haben. (Archivbild) | Christoph Reichwein/dpa
Videos aus einem Hotel zeigten den Angeklagten und das Opfer zudem zwei Tage vor der Tat gemeinsam im Foyer, Aufzug und Flur. Auf den Angeklagten waren die Ermittler über einen nach der Tat gesicherten Fingerabdruck eines seiner Begleiter gekommen, erklärte der Staatsanwalt. Der 24-Jährige und seine Begleiter waren zwei Wochen nach der Tat von Spezialeinheiten im hessischen Wetzlar festgenommen worden.
«Der schuldet mir 4.700 Euro»
Der Lebensgefährte seiner Mutter hatte ausgesagt, was den Angeklagten und mehrere Verwandte nach Düsseldorf geführt habe: «Wir müssen zu dem, der schuldet mir 4.700 Euro», soll der 24-Jährige demnach vor der Tat gesagt haben. Zu fünft seien sie aus Hessen in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt gefahren.
Das spätere Opfer war der Polizei als mutmaßlicher Trickbetrüger bekannt. Der Kameruner soll seinen Opfern vorgegaukelt haben, dass er mit Hilfe von Papier und Chemikalien Bargeld herstellen kann. Damit soll er den 24-Jährigen betrogen haben.
Laut Anklage tauchte der 49-Jährige am 12. März vor dem Hotel auf, nachdem es zuvor schon ein Wortgefecht gegeben hatte, sprang in einen Wagen des Fahrdienstleisters Uber und versuchte zu flüchten.
Stopp an roter Ampel wurde zum Verhängnis
Doch der Fahrer stoppte nach wenigen Metern an einer roten Ampel. Die Verfolger konnten den Wagen zu Fuß einholen. Viermal soll der 24-Jährige durch die Seitenscheibe des Autos geschossen haben. Der Fahrer überlebte äußerlich unverletzt, erlitt aber einen Schock. Im Fond starb der Kameruner.
Der 24-Jährige und seine Begleiter waren zwei Wochen nach der Tat von Spezialeinheiten im hessischen Wetzlar festgenommen worden. (Archivbild) | Christoph Reichwein/dpa
Der 35 Jahre alte Uberfahrer hatte nach eigener Aussage damals nur drei Personen wahrgenommen und konnte den Angeklagten im Gerichtssaal nicht als Täter identifizieren. «Der Täter war klein, dick, hässlich und nur 1,50 Meter groß», erklärte er - eine Beschreibung, die auf den Angeklagten nicht zutrifft.
Bei der Tatwaffe handelt es sich laut Anklage um eine halbautomatische Selbstladepistole vom Typ Beretta 70. Sie war bei einer Durchsuchung im hessischen Bad Soden in dem Zimmer entdeckt worden, indem der 24-Jährige bei seinem Onkel lebte. Einen Waffenschein soll der Angeklagte nicht besitzen. Für den Prozess sind neun Verhandlungstage angesetzt.
dpa
Bild: Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. | Martin Höke/dpa
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