Jobs in Gartenbaubranche sehr beliebt

 

Jobs in Gartenbaubranche sehr beliebt

Die Debatten über den Klimawandel und das Engagement vieler junger Menschen für eine bessere Welt bringen der Branche Zulauf. Das zeigt sich auch bei den Azubizahlen.

Mainz (dpa/lrs) -

«Im Sommer ist es zu heiß draußen, im Winter zu kalt. Im Frühjahr und im Herbst regnet es aus Eimern - wenn das Spaß macht, dann ist das eine gute Grundvoraussetzung für einen wunderbaren Traumberuf.» Michael Gesellchen ist mit Leib und Seele Garten- und Landschaftsbauer. Trotz mancher Probleme bei der Übergabe der Geschäfte an die nächste Generation und der Suche nach geeignetem Personal boomt die Branche.

«Das Berufsfeld ist in der Mitte der Bevölkerung angekommen», berichtet der Präsident des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau für Rheinland-Pfalz und das Saarland. «Ich möchte jetzt nicht sagen, dass wir so bekannt sind wie die Bäcker, Metzger und Autoschlosser», sagt Gesellchen. Ein exotischer Ausbildungsberuf sei es aber nicht mehr.

Größter Ausbildungsgang - noch vor den Winzern

Die Statistiken belegen den Trend: Nach dem Agrarbericht 2025, den Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) am Mittwoch im Mainzer Landtag vorstellt, rangiert im Weinland Rheinland-Pfalz der Ausbildungsgang der Gärtnerin und des Gärtners mit 33 Prozent als größter noch vor der Ausbildung zur Winzerin und des Winzers. 

Diese Ausbildung ist seit einigen Jahren besonders gefragt. (Archivbild)

Diese Ausbildung ist seit einigen Jahren besonders gefragt. (Archivbild) | Silas Stein/dpa

Die Nachfrage nach einer Ausbildung in der Branche zog merklich ab dem Jahr 2019 an. Die Diskussionen über den Klimawandel und die Debatten über die Stadterwärmung hätten viele junge Menschen auf die Straße gebracht, auch durch Aktionen wie Fridays für Future, berichtet der langjährige Inhaber eines Betriebs. Von dem Ziel, die Welt verändern und verbessern zu wollen, habe auch der Garten- und Landschaftsbau profitiert. 

Azubi-Suche via Social Media

Der Ausbildungsberuf gliedert sich in unterschiedliche Bereiche und Spezifikationen: Neben dem klassischen Beruf des Blumen- und Zierpflanzengärtners umfasst die Branche auch die Friedhofsgärtner, den Obst- und Gemüsebau sowie die Baumschul-Gärtner. Der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau macht jedoch rund 80 Prozent der Branche aus und hat bei den vielen, teils sehr kleinen Betrieben die größten Strukturen bei den Beschäftigten und der Umsatzentwicklung.

Bundesweit gibt es rund 8.000 Auszubildende. (Archivbild)

Bundesweit gibt es rund 8.000 Auszubildende. (Archivbild) | Martin Schutt/dpa

Die Suche nach Nachwuchs läuft mittlerweile fast ausschließlich im Internet, auch in den sozialen Medien. «Natürlich besuchen wir auch noch die Schulen und die klassischen Ausbildungsmessen», berichtet der Verbandspräsident. «Aber gefühlt kann man sich das fast alles schenken.» Stattdessen laufen vielfache Social-Media-Kampagnen für die Gewinnung von Auszubildenden und Mitarbeitern im Bund in den Ländern.

Bundesweit knapp 20.000 Betriebe

Die Branche kämpft aber trotz der guten Nachfrage wie etliche andere Ausbildungsberufe auch mit dem Ausscheiden der Babyboomer-Generation. «Kunden zu gewinnen, ist ein kleineres Problem, als insgesamt Arbeitnehmer noch an Bord zu haben, die die Baustellen abarbeiten», sagt Gesellchen. 

In Rheinland-Pfalz waren zuletzt noch 4.500 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Diesen standen nach Angaben der Regionaldirektion der Arbeitsagentur im August noch 5.800 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. 

Der Verband für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau fordert eine Meisterschule in Rheinland-Pfalz. (Archivbild)

Der Verband für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau fordert eine Meisterschule in Rheinland-Pfalz. (Archivbild) | Silas Stein/dpa

Bundesweit gibt es im Garten- und Landschaftsbau knapp 20.000 Betriebe mit mehr als 131.000 Beschäftigten. Jedoch sind nur rund 4.200 Firmen bei dem Dachverband engagiert. Die Zahl der Auszubildenden lag Ende vergangenen Jahres bundesweit insgesamt bei rund 8.000. Die Unternehmen erzielten zusammen dem Verband zufolge einen Umsatz von etwas mehr als zehn Milliarden Euro.

Rufe nach Meisterschule

In Rheinland-Pfalz und im Saarland gibt es etwa 1.000 Betriebe, von denen ungefähr 200 dem Verband angehören. Laut Arbeitsagentur lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Auszubildenden in den Gartenbauberufen und der Floristik Ende vergangenen Jahres bei 564. Knapp 300 Bewerberinnen und Bewerber waren Mitte des vergangenen Jahres registriert worden. 

In Rheinland-Pfalz ist der größte Ausbildungsgang der der Gärtnerinnen und Gärtner. (Archivbild)

In Rheinland-Pfalz ist der größte Ausbildungsgang der der Gärtnerinnen und Gärtner. (Archivbild) | Jens Kalaene/dpa

Für die Förderung von Landwirtschaft und Weinbau, Umwelt-, Natur-, Klimaschutz und Tierwohl sowie des ländlichen Raums in Rheinland-Pfalz stehen insgesamt für die Jahre 2023 bis 2027 rund 1,54 Milliarden Euro zur Verfügung. Zwei Forderungen hat der Verband der Garten- und Landschaftsbauer an Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP): eine Meisterschule in Rheinland-Pfalz - und mehr Lehrerinnen und Lehrer für den Ausbildungsbereich an den Berufsschulen.

dpa

Bild: Die Diskussionen über den Klimawandel haben dem Garten- und Landschaftsbau Zuwachs gebracht. (Archivbild) | Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Aktuelle und regionale Berichte mit dem TV Mittelrhein

Datum: 10.09.2025
Rubrik: Lokales
Das könnte Sie auch interessieren