Rechnen, schreiben, löschen: Zivilschutz als Schulfach

 

Rechnen, schreiben, löschen: Zivilschutz als Schulfach

Wenn es brennt oder ein anderes Unglück geschieht, ist schnelles und richtiges Handeln wichtig. Das lernen Kinder und Jugendliche an einer Schule im Saarland. Ein Novum.

Saarbrücken (Saarland) – Mehr Zivilschutz an die Schulen – das hatte Ex-Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) im Frühjahr gefordert. Wenige Monate später setzt die Gemeinschaftsschule Bruchwiese in Saarbrücken genau das um: Zum neuen Schuljahr ist dort ein neuartiges Profilfach zu Zivilschutz, Gesundheit und Prävention gestartet. Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 und 9 lernen praxisnah, wie sie Gefahren erkennen, einschätzen und im Ernstfall reagieren können.

Zwei Klassen beschäftigten sich jetzt in einer ersten Stunde mit dem Thema «Brennen und Löschen», gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr St. Johann. Nach einem kurzen theoretischen Einstieg folgte ein Praxisteil: Feuerwehrmann Christian Cazaux demonstrierte im Klassenraum mit einem kleinen Feuer-Experiment, wie gefährlich ein Fettbrand werden kann, wenn er falsch - mit Wasser - gelöscht wird. Zum theoretischen Teil gehörte unter anderem, den Schülern zu vermitteln, welche Stoffe wie in Brand geraten können und womit die Flammen am besten gelöscht werden.

Vier Stunden Theorie und Praxis

Das neue Fach zählt als eigenständiges Prüfungsfach für den Hauptschulabschluss und die Mittlere Reife. Anders als in Deutsch oder Mathematik gibt es keine schriftliche Abschlussarbeit – die Leistung wird in einer Präsentations- oder Projektprüfung erbracht. Damit wird das Fach zwar anders gewichtet als die klassischen Hauptfächer, ist aber dennoch prüfungsrelevant und soll Jugendlichen auch berufliche Perspektiven im Bereich Sicherheit, Gesundheit und Zivilschutz eröffnen.

Das Fach umfasst vier Stunden pro Woche und kombiniert Theorie- mit Praxismodulen: von der Analyse von Gefahren über den Umgang mit Kleinlöschgeräten bis hin zu Übungen an realen Lernorten wie Feuerwehrwachen. Auch Aspekte wie Notfallpsychologie oder der Umgang mit Angst stehen auf dem Plan.

«Wir haben eine lange Tradition eines starken Schulsanitätsdienstes – und die Nachfrage nach Angeboten wie Erste Hilfe, Brandschutzerziehung oder Kooperationen mit Hilfsorganisationen ist ungebrochen hoch», erläutert Schulleiterin Pia Götten den Hintergrund. Die Schule sieht sich auch als Vorreiter im Saarland: «Wir schaffen einen systematischen und fächerübergreifenden Rahmen für Inhalte, die unsere Gesellschaft dringend braucht», so Götten. 

Hoffen auf Freiwillige

Entwickelt wurden die Lehrinhalte von Lehrerin Stefanie Lade, die auch den Unterricht verantwortet. «Die Schülerinnen und Schüler lernen, Fachbegriffe sauber zu unterscheiden und können so mit Feuerwehr oder Hilfsorganisationen auf Augenhöhe sprechen», erklärt die Pädagogin.

Zu den Kooperationspartnern zählen die Freiwillige Feuerwehr Saarbrücken, die Berufsfeuerwehr, das Technische Hilfswerk (THW) und die Johanniter. Man unterstütze die Schule gerne bei dem neuen Fach, sagt Jens Löffler, Löschabschnittsführer-Mitte der Freiwilligen Feuerwehr Saarbrücken. Er fungiert als Bindeglied zwischen Schule, Freiwilliger Feuerwehr und Berufsfeuerwehr und unterrichtet den Bereich Brandschutz in Theorie und Praxis. «Gleichzeitig verbinden wir damit die Hoffnung, junge Menschen für das Ehrenamt zu begeistern und vielleicht auch künftige Mitstreiterinnen und Mitstreiter für unsere Hilfsorganisationen zu gewinnen.»

Bereits im Juli war das neue Unterrichtsfach angekündigt worden. Es ist Teil der Neuausrichtung der Verordnung für Gemeinschaftsschulen im Saarland und verankert Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Unterricht – auch die Themen «Gesundheit und Wohlergehen» sowie «Verantwortung für andere übernehmen».

dpa

Bild: Was passiert, wenn es brennt - und mit falschen Mitteln gelöscht wird? Saarländer Schüler lernen es. | Laszlo Pinter/dpa

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Datum: 10.09.2025
Rubrik: Lokales
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