Wie die Saar-Foodies tonnenweise Lebensmittel retten

 

Wie die Saar-Foodies tonnenweise Lebensmittel retten

Lebensmittelrettung im Saarland: Der Verein Saar-Foodies versorgt jede Woche mehr als 100 Menschen – Ehrenamtliche stemmen Arbeit nach Feierabend

Saarbrücken (dpa/lrs) -

Sie sind sechs Tage pro Woche im Einsatz für bedürftige Menschen: Die Mitglieder des Vereins Saar-Foodies fahren zu Supermärkten im Saarland, holen abgeschriebene Lebensmittel ab und liefern sie direkt aus. Ohne Bedürftigkeitsprüfung, ohne Termine, komplett ehrenamtlich. «Wer Hilfe braucht, bekommt sie», sagt Vereinsgründerin Isabella Litzenburger.Der Verein arbeitet nach dem Vollabholerprinzip: Alles, was im Markt nicht mehr verkauft werden darf, wird mitgenommen und vor Ort sortiert – in Ware für den menschlichen Bedarf und in Ware für Tiere. Rund 420.000 Euro an Produkten haben die Helfer in nur neun Monaten vor der Tonne bewahrt, darunter etwa 200.000 Euro an Tierfutter. Inzwischen kooperieren 16 Märkte regelmäßig mit dem Verein.

Ehrenamt nach Feierabend 

25 Mitglieder zählt der Verein – ein Mix aus Bankkauffrau, Erzieherin, Industriemechaniker, Bauarbeiter, Augenoptiker, Therapeutin und Beamtin. Viele arbeiten Vollzeit, manche im Schichtdienst. Nach Feierabend steigen die Mitglieder trotzdem erneut ins Auto, sortieren Paletten auf der Rampe und bringen Lebensmittel in Wohnungen, in denen sie dringend gebraucht werden.

Das jüngste aktive Mitglied ist 29 Jahre alt, das älteste 74. Einige bringen sogar ihre Kinder mit, die bereits tatkräftig mithelfen. Als Motivation nennen die Ehrenamtlichen Menschlichkeit, Nachhaltigkeit und den Wunsch, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen.

118 Haushalte im Saarland – direkte Anlieferung

Derzeit versorgt der Verein 118 Haushalte im Saarland – von Senioren über Alleinerziehende bis zu Familien mit schwer kranken Kindern. Die Saar-Foodies liefern die Lebensmittel direkt nach Hause. Viele Betroffene seien nicht mobil oder würden sich schämen, öffentliche Ausgabestellen zu besuchen.

Eine der Unterstützten ist Beate Kuhl (56). Sie sagt: «Ich kenne die Saar-Foodies jetzt seit etwa zwei Monaten. Ohne ihre Hilfe wüsste ich im Moment nicht, wie es gehen soll. Mein Kind ist schwer herzkrank, ich musste deswegen meinen Job aufgeben und bin rund um die Uhr verfügbar. Natürlich bekommen wir Unterstützung, aber bei einem so kranken Kind reicht das Geld hinten und vorne nicht. Obst zum Beispiel kostet ein Vermögen – hier sparen wir dank der Saar-Foodies enorm viel ein.»

Die Mitglieder zahlen zehn Euro Monatsbeitrag und nutzen ihre eigenen Fahrzeuge für Abholung und Auslieferung. Übrig gebliebene Lebensmittel dürfen sie selbst verwerten – im Schnitt sparen sie so bis zu 200 Euro pro Monat.

Wachsende Nachfrage – zu wenig Helfer

Die Zahl der Märkte, die mit den Saar-Foodies arbeiten wollen, steigt weiter. Auch Drogeriemärkte könnten künftig eine Rolle spielen – dort würden derzeit viele Produkte entsorgt, die nutzbar wären. «Wir brauchen mehr Mitglieder, um neue Märkte überhaupt bedienen zu können», sagt Litzenburger.

Als nächster soll der Landkreis Saarlouis erschlossen werden, langfristig das gesamte Saarland. In fünf Jahren könne man sich auch eine bundesweite Struktur vorstellen – mit Partnervereinen, die nach demselben Prinzip arbeiten.

Ein dringender Wunsch bleibt: ein eigener Transporter. «Ein Sponsor, der ein Fahrzeug bereitstellt, würde uns enorm entlasten», so Litzenburger. Bis dahin retten die Ehrenamtlichen täglich Lebensmittel mit ihren Privatwagen – und tragen damit dazu bei, dass Wertvolles nicht im Müll landet.

dpa

Bild: Die Helfer bringen die Lebensmittel nach Hause. | Laszlo Pinter/dpa

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Datum: 19.11.2025
Rubrik: Lokales
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