
Mobilfunklücken sind da, wo die Landschaft am schönsten ist
Kein Handyempfang? Das nervt. Gerade in der unbeschwerten Freizeit. Damit das besser wird, gibt es neue Kooperationen.
Mainz (dpa/lrs) -
Telefonieren beim Spaziergang im Wald oder beim Besuch eines Naturschutzgebietes: Das ist oft wegen einer schlechten Verbindung schwer möglich. Rheinland-Pfalz will deshalb die Mobilfunkversorgung in schwer zugänglichen Gegenden wie im Pfälzer Wald, Hunsrück und Westerwald verbessern.
«Die Lücken sind da, wo die Landschaft am schönsten ist», sagte Digitalisierungsministerin Dörte Schall (SPD) der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Mainz. Darin unterscheide sich Rheinland-Pfalz nicht von anderen Regionen in Deutschland.
Gute Stromversorgung wichtig für Mobilfunkmasten
Damit Mobilfunkmasten in schwer erschließbaren ländlichen Gebieten einfacher aufgestellt werden können, gebe es nun gemeinsame Treffen von Mobilfunkunternehmen mit örtlichen Energieversorgern. Die Funkmastbetreiber, die seit September Teil des neuen Mobilfunkpakts mit der Landesregierung sind, seien sehr an dieser Zusammenarbeit interessiert, berichtete die Ministerin.
Die Anbindung an das Stromnetz sei ein erheblicher Zeit- und Kostenfaktor bei der Realisierung der Mobilfunkanlagen, erklärte Schall. Wichtig sei daher, im Austausch mit den Energieversorgern günstige Konditionen für die Stromanbindung von Mobilfunkmasten für eine verlässliche Versorgung zu erreichen. Wegen der sehr ausgedehnten Waldgebiete in Rheinland-Pfalz sei es auch nötig, geeignete Liegenschaften in diesen schwer zugänglichen Regionen als potenzielle Mobilfunkstandorte zu identifizieren.
Naturschutz und digitale Versorgung schließen sich nicht aus
Naturschutz und digitale Versorgung schließen sich grundsätzlich nicht aus, erklärte Alina Decker vom Naturschutzbund NABU. Bei Mobilfunkmasten im Wald und in Schutzgebieten komme es aber ganz entscheidend auf die konkrete Standortwahl an. Eingriffe entstünden vor allem durch Rodungen und die Errichtung der Maststandorte. Deshalb müssen sensible Bereiche wie etwa Brutplätze seltener Arten oder naturnahe Waldstrukturen unbedingt gemieden werden.

Die Mobilfunkverbindung ist noch nicht flächendeckend gut. (Archivbild) | Daniel Karmann/dpa
Es gebe Orte, an denen sich ein Mast mit vertretbarem Aufwand realisieren lässt und Bereiche, an denen der Naturschutzbund aufgrund der ökologischen Bedeutung eindeutig widersprechen würden, teilte Decker der dpa mit. Grundsätzlich unterlägen solche Vorhaben der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung.
Entscheidend sei dabei nicht der Mast selbst, sondern der Eingriff durch Rodungen, Baustellenflächen und Zuwegungen, berichtet die Naturschutzexpertin. Gerade in ökologisch sensiblen Bereichen wie Naturschutzgebieten, Natura-2000-Gebieten oder Lebensräumen gefährdeter Arten sei deshalb eine Artenschutzprüfung zwingend notwendig.
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor deutlichen Eingriffen durch das Aufstellen von Sendemasten speziell in Schutzgebieten. Eine weitere Abdeckung mit Funkversorgung wäre auch für die Pflanzen, Vögel und Insekten eine weitere Störwirkung des Menschen in diesen Schutzräumen, erklärte Michael Ullrich von der BUND-Geschäftsführung.
Weitere Mobilfunkmesswoche vorgesehen
Die Digitalisierungsministerin kündigte für die Verbesserung der Mobilfunkversorgung insbesondere in ländlichen Regionen auch eine weitere Mobilfunkmesswoche in Rheinland-Pfalz an. Bei dieser Messung wird von Bürgerinnen und Bürgern mit dem Smartphone sowie einer entsprechenden App der Bundesnetzagentur die Mobilfunkversorgung in der Umgebung erfasst. Die Daten fließen anonymisiert in ein erweitertes Mobilfunk-Monitoring ein.
«Ich finde das super», sagte Schall. Durch diese Messungen werde immer auch «der Finger in die Wunde gelegt. Aber nur so können wir ja strategisch an der richtigen Stelle ausbauen und bestehende Anlagen modernisieren.» Es gab bereits zwei Mobilfunkmesswochen mit mehreren Tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die zuletzt rund 1,6 Millionen valide Messpunkte geliefert hatten.
Neuer Mobilfunkpakt
In Rheinland-Pfalz gibt es seit dem Jahr 2022 einen Mobilfunkpakt, der zuletzt bis zum Jahr 2027 erneuert wurde. Teilnehmer sind die vier Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica/O2 und das Unternehmen 1&1. Neu sind seit September auch aktive Funkmastbetreiber. Dabei handelt es sich um die ATC Germany Holdings GmbH, die DFMG Deutsche Funkturm GmbH, die Phoenix Tower Germany GmbH sowie Vantage Towers AG und 5G Synergiewerk GmbH.

Digitalministerin Dörte Schall (SPD) ist für eine weitere Mobilfunkmesswoche. (Archivbild) | Helmut Fricke/dpa
Die vier Netzbetreiber haben sich in dem neuen Mobilfunkpakt dazu verpflichtet, bis Ende 2027 rund 2.100 weitere Standortmaßnahmen in Rheinland-Pfalz zu realisieren. Das können sowohl Neubauten als auch Erweiterungen bestehender Anlagen sein, also vom Standard 2G auf 4G oder 5G. Im Blick sind dabei vor allem die ländlichen und schwer zugänglichen Gebiete in Rheinland-Pfalz.
Wie ist die Mobilfunkversorgung in Rheinland-Pfalz?
Mitte 2025 verfügen laut Digitalministerium 99,85 Prozent der rheinland-pfälzischen Haushalte eine Versorgung über den Standard 4G/LTE. 96 Prozent der Landesfläche seien damit abgedeckt. Bei der Versorgung mit dem Standard G5 liege der Wert bei 98,73 Prozent und über 91 Prozent der Fläche in Rheinland-Pfalz.
Die bundesweite Auswertung der Daten der letzten Mobilfunkmesswoche vom Juli 2025 hatte eine insgesamt hohe Abdeckung im deutschen Mobilfunknetz ergeben. Es zeigten sich aber weiterhin regionale Lücken, besonders in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
dpa
Bild: In schwer zugänglichen Gegenden wie im Pfälzer Wald, Hunsrück und Westerwald soll die Mobilfunkverbindung besser werden. (Archivbild) | Martin Schutt/dpa
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