
ZF in der Krise: Ist ein weiterer Stellenabbau geplant?
Beim Autozulieferer ZF läuft es seit Jahren mies. Die Krise spitzt sich zu und es werden Stellen abgebaut. Das Management sieht sich auf dem richtigen Weg. Kritisch beäugt das der Betriebsrat.
Friedrichshafen (dpa) -
Der kriselnde Autozulieferer ZF Friedrichshafen macht den Beschäftigten in Deutschland keine Hoffnung auf ein schnelles Ende des Personalabbaus. Der schleppende Hochlauf der Elektromobilität und die Unsicherheit durch die US-Zölle bedeuteten geringere Umsätze und steigende Kosten, teilte Vorstandschef Holger Klein anlässlich der Halbjahresbilanz mit. «Dem begegnen wir und beschleunigen unser Restrukturierungsprogramm. Damit ist ZF auf einem zwar schwierigen, aber erkennbar richtigen Weg.»
Das Stiftungsunternehmen erhöhte das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Halbjahr von 780 auf 874 Millionen Euro. Der Umsatz sank um 10,3 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Der Rückgang geht auf einen Einmaleffekt zurück. Seinerzeit war der Bereich Achsmontage, der inzwischen in das Gemeinschaftsunternehmen ZF Foxconn eingebracht worden ist, noch Teil von ZF. Angaben zum Ergebnis unter dem Strich wurden nicht gemacht.
ZF-Chef Klein steht vor einer schwierigen Aufgabe. (Foto Archich) | Felix Kästle/dpa
Der zweitgrößte deutsche Zulieferer hat seit Anfang 2024 weltweit 11.200 Vollzeitstellen abgebaut, davon 5.700 hierzulande. Zusätzlich seien für weitere 4.700 Vollzeitstellen bereits Altersteilzeitverträge vereinbart worden - oder die Mitarbeiter gingen planmäßig in den Ruhestand. Man komme voran und wolle diese Reduzierung weiterhin so weit wie möglich sozialverträglich vornehmen. Vorstandschef Klein schloss weiterhin betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Bis Ende 2028 will ZF früheren Angaben zufolge bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen - grob jeder vierte ZF-Arbeitsplatz im Land.
Schonfrist für Antriebstechnik
Am Dienstag waren mehr als 10.000 Beschäftigte bundesweit auf die Straße gegangen, um ein Zeichen gegen eine Verschärfung der Sparmaßnahmen zu setzen. Besonders schlecht steht es um die Kernsparte, die intern «Division E» genannt wird. Sie ist derzeit in Teilen nicht wettbewerbsfähig. Der Bereich, der nicht nur elektrische, sondern auch hybride Antriebe und Verbrenner umfasst, leidet besonders unter dem langsamen Hochlauf der E-Mobilität.
Weltweit ist in der Division etwa jeder fünfte ZF-Beschäftigte tätig. Zuletzt gab es Gerüchte über Pläne für einen möglichen Verkauf des Bereichs oder dass dafür ein Partner an Bord geholt werden soll. Management und Gesamtbetriebsrat in den kommenden Wochen über die Neuausrichtung der Sparte verhandeln.
Milliardenschulden durch Zukäufe
ZF hatte im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen geschrieben. Der Verlust hatte knapp über eine Milliarde Euro betragen. Neben dem schleppenden Geschäft und einem enormen Investitionsdruck belasten auch Schulden in Milliardenhöhe den Konzern. Insbesondere die Käufe des Automobilzulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco aus der Vergangenheit müssen gestemmt werden. Die Nettoverbindlichkeiten beliefen sich Ende Juni auf rund 11,5 Milliarden Euro.
dpa
Bild: In den kommenden Wochen wird über die Zukunft der ZF-Kernsparte verhandelt. (Archivbild) | Felix Kästle/dpa
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