
Bei Spendenplattformen gibt es Mitgefühl per Mausklick
Bei einem Online-Portal eine Spendenaktion zu starten, geht schnell. Auch das Spenden ist einfach. Worauf man achten sollte.
Kröv (dpa/lrs) -
Mit ein paar Klicks Gutes tun und Menschen in Not Geld spenden: Das geht über Online-Spendenplattformen wie Gofundme. Bei privaten Spendenaktionen sind es meistens Freunde oder Verwandte der Betroffenen, die eine Aktion starten. Gründe sind Brände mit größeren Schäden, Todesfälle, Krankheiten - oder auch der Hoteleinsturz in Kröv an der Mosel vor einem Jahr.
Knapp 95.000 Euro sind für die Familie des betroffenen Hotels in Kröv bereits zusammengekommen. Eine Gastrogruppe im Ort hatte nach dem Unglück einen Spendenaufruf auf der Plattform gestartet. Sie läuft weiterhin - es kann noch gespendet werden.
Geld soll Hinterbliebenen helfen
Bei dem Einsturz spätabends am 6. August 2024 waren eine 64-jährige Frau und der 59 Jahre alte Hotelbetreiber ums Leben gekommen. Sieben Menschen waren teils über Stunden in den Trümmern gefangen. Mit dem Geld wolle man dazu beitragen, dass die Hinterbliebenen in Ruhe trauern könnten «und sich nicht so sehr um das Finanzielle sorgen» müssten, hieß es im Aufruf.
Fast 65.000 Euro Spenden wurden für die Familie eines tödlich verunglückten Vaters aus der Eifel gesammelt. Er habe Mitte Juli sein Leben verloren, als er am Ärmelkanal in Nordfrankreich versucht habe, seine Kinder aus dem Wasser zu retten, schreibt die Initiatorin der Kampagne, die mit der betroffenen Familie verwandt ist. Die Kinder überlebten. Das Geld sei für die Beerdigung gedacht, zum Lebensunterhalt und für psychologische Betreuung der Kinder.
«Nur spenden, wenn man die Aufrufenden kennt»
Spendenplattformen seien «eine interessante zusätzliche Form, Geld auf einfache Weise digital einzuwerben», sagt der Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, Burkhard Wilke, in Berlin. Man sollte aber wissen, dass Gofundme ein gewinnorientiertes Unternehmen sei. Bei jeder Spende werden 2,9 Prozent plus 0,25 Euro abgezogen. Zudem sei ein freiwilliger Beitrag für Spender möglich.
«Klar ist, es kostet auf alle Fälle mehr Verwaltungs- und Transaktionskosten, als wenn ich der bedürftigen Person das Geld persönlich in die Hand drücke», sagt Wilke. Und: Privaten Spendenaufrufen sollte man nur wirklich trauen, wenn man die Aufrufenden persönlich kenne und ihnen vertraue.
2024 wurden 110 Millionen an Spenden gesammelt
Gofundme ist nach eigenen Angaben in Deutschland auf Wachstumskurs. Die Spendensumme sei im vergangenen Jahr mit 110 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch gewesen wie im Vorjahr. In diesem Jahr (Stand Juni) seien es bereits 66 Millionen Euro. Seit dem Start in Deutschland 2017 seien 320 Millionen Euro an Spenden über die Plattform gesammelt worden.
Die häufigsten Kategorien für Spendenaktionen seien Familie, Medizinisches und Notfälle. Zum Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben.
Die Plattform Gofundme berichtet, dass die Summe an gesammelten Spenden in Deutschland steigt. (Symbolbild) | Karl-Josef Hildenbrand/dpa
97 Prozent der Spenden gelangten direkt an die Empfängerinnen und Empfänger, teilt das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Mit der Transaktionsgebühr von 2,9 Prozent plus 25 Cent decke man die Zahlungsabwicklung durch externe Dienstleister ab. «Unser Betrieb wird hauptsächlich durch freiwillige Beiträge von Spender*innen finanziert.»
Anderer Anbieter ist Betterplace
Anders als bei Gofundme stehe hinter der Spendenplattform Betterplace eine gemeinnützige Aktiengesellschaft namens gut.org, sagt Wilke. Hier gebe es eine Zweiteilung: Für Spenden an gemeinnützige Organisationen die Plattform Betterplace.org, die steuerlich anerkannte Spendenbescheinigungen ausstelle, und für Aufrufe von Privatpersonen gebe es Goodcrowd.org.
Dank der Spenden ist für die Familie der Hotelbesitzerin eine stattliche Summe zusammengekommen. (Archivbild) | Harald Tittel/dpa
Dass für die Hotelfamilie in Kröv so viel Geld über Gofundme gesammelt wurde: «Das ist natürlich super!», sagt eine der Initiatoren, Yvonne Christoffel. «Mit so viel haben wir nicht gerechnet.» Man habe zunächst ein kleines Spendenziel gehabt, dann habe man dieses hochgesetzt. «Und jetzt ist es komplett darüber hinausgeschossen», sagt sie. Die Auszahlungen gingen direkt an die Hotelbetreiberin.
dpa
Bild: Nach wie vor liegen Trümmer des eingestürzten Hotels an der Unglücksstelle in Kröv. (Archivbild) | Harald Tittel/dpa
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