Bildungsminister: Aus Gräfenauschule positive Lehren ziehen

 

Bildungsminister: Aus Gräfenauschule positive Lehren ziehen

Gezielte Förderung für Erstklässler, mehr Personal, regelmäßige Gespräche, damit soll die Zahl der Sitzenbleiber an der Ludwigshafener Schule verringert werden. Ist das auch ein Weg für andere?

Mainz/Ludwigshafen (dpa/lrs) -

Die Erfahrungen und Lehren aus der Gräfenauschule in Ludwigshafen sollen auch anderen Grundschulen in Rheinland-Pfalz zugutekommen. Bildungsminister Sven Teuber (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur in Mainz, an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) werde ein entsprechendes Konzept für diesen Schultypus erarbeitet. 

Die Gräfenauschule war mehrfach wegen einer großen Zahl versetzungsgefährdeter Erstklässler in die Schlagzeilen geraten. Der Schulstandort Hemshof in Ludwigshafen gilt als «Problemviertel». Oft sprechen die Kinder schlecht Deutsch oder kommen aus bildungsfernen Familien. 

Bauliche Herausforderungen müssen bewältigt werden

In Folge dessen war vom Bildungsministerium gemeinsam mit der RPTU das Projekt «First Class» gestartet worden, bei dem ab Schuljahresbeginn für sechs Wochen Schulanfänger in der Gräfenauschule von Studierenden gezielt gefördert und unterstützt wurden. Im Fokus standen vor allem die Förderung der Sprachkenntnisse, der mathematischen Grundkenntnisse sowie der feinmotorischen Fähigkeiten wie etwa das Stifthalten.

Maßgeblich beteiligt war bei dem Projekt Anja Wildemann, Leiterin des Instituts für Bildung im Kindes- und Jugendalter an der RPTU. Sie ist auch federführend bei dem Konzept für alle Grundschulen. «Sie hat den Auftrag bekommen, aus ihrer Praxiserfahrung an der Gräfenauschule und der wissenschaftlichen Perspektive nun ein Instrument für Grundschulen in RLP zu erarbeiten, so dass wir aus der Gräfenauschule heraus positive Lehren ziehen», sagte Teuber.

Abgehen davon werde die Ausstattung der Gräfenauschule und anderer Grundschulen in Ludwigshafen mit mehr Personal fortgesetzt, erläuterte der Minister. Bei Gesprächen mit der Stadtspitze habe sich gezeigt, dass es hierfür auch bauliche Herausforderungen gebe. «Das ist der Hauptproblempunkt, der häufig genannt wird.»

Regelmäßige Gespräche in Ludwigshafen

Er und Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) hätten eine Gesprächsrunde mit allen Grundschulleitungen in Ludwigshafen etabliert, die nächste sei direkt nach der Sommerpause, sagte Teuber. «Ungleiches muss ungleich behandelt werden, sagt der Ministerpräsident immer so schön. Das finde ich richtig. Wo die Schultern kleiner sind, müssen wir mehr Mittel hinstellen, um sie breiter zu machen.» In Ludwigshafen sei besprochen worden, noch mehr in den Ganztag gehen zu wollen - «und dass wir als Land schauen, wo wir unterstützen können.»

Ein größeres Engagement in Ludwigshafen solle sich aber nicht negativ auf die Unterstützung anderer Schulen auswirken, betonte Teuber. Das gelte auch für das Startchancen-Programm für Schulen in Brennpunkten. Hierfür waren vor einiger Zeit 200 Schulen nach sozialen Kriterien ausgewählt worden. 

«Wollen Bildungsgerechtigkeit erhöhen»

«Im ersten Schuljahr sollten sie sich ihre Ziele für die nächsten zehn Jahre überlegen», sagte Teuber. Das sei mit der Schulaufsicht ADD diskutiert und festgelegt worden, auf der Grundlage seien Profile erstellt worden, wie Geld eingesetzt werden könne, für Personal, Teamentwicklung oder bauliche Entwicklung. 

«Die Schulen dürfen nicht herunterfallen, sie haben eine so herausfordernde Lage», betonte der Bildungsminister. «Es wäre ein Treppenwitz, wenn wir deren Mittel nicht so behandeln, dass sie ihre Projekte in zehn Jahren umsetzen können. Wir wollen Bildungsgerechtigkeit erhöhen und wir brauchen das, damit die Kinder, die ohne Abschluss bleiben, nicht mehr werden, sondern weniger.»

dpa

Bild: «Wo die Schultern kleiner sind, müssen wir mehr Mittel hinstellen, um sie breiter zu machen», sagt Teuber. | Helmut Fricke/dpa

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Datum: 13.08.2025
Rubrik: Lokales
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