Gestaltung von Helmut-Kohl-Grab beendet: Ein Denkmal im Park

 

Gestaltung von Helmut-Kohl-Grab beendet: Ein Denkmal im Park

Ein Gedenkstein wie ein Monolith erinnert jetzt in Speyer an den Kanzler der Einheit. Die letzte Ruhestätte soll ein Ort des Respekts sein.

Speyer (dpa/lrs) -

Ein Gedenkstein wie ein Monolith: Nach wochenlangen Arbeiten ist das Grab des langjährigen Kanzlers Helmut Kohl als letzte Ruhestätte mit Denkmalcharakter umgestaltet worden. Im Adenauerpark in Speyer (Pfalz) steht nun ein etwa 2,50 Meter hoher Gedenkstein aus hellgelbem Sandstein mit dem Namen sowie dem Geburts- und Sterbedatum von Kohl (1930-2017). Darunter ist «Kanzler der Einheit» und «Ehrenbürger Europas» zu lesen. Die Schrift ist von Hand in den Stein gehauen.

Kohl war am 16. Juni 2017 in Ludwigshafen gestorben und am 1. Juli 2017 in Speyer beigesetzt worden.

Kohl war am 16. Juni 2017 in Ludwigshafen gestorben und am 1. Juli 2017 in Speyer beigesetzt worden. | Boris Roessler/dpa

Am Montag wurde der Ende September aufgebaute Sichtschutz rund um die letzte Ruhestätte des CDU-Politikers entfernt. Kohls Witwe Maike Kohl-Richter sagte vor Ort der Deutschen Presse-Agentur:

«Für mich war immer klar, dass das Grab letztlich Denkmalcharakter haben muss. Mit dem öffentlichen Interesse an meinem Mann ist ein bepflanzbares, insoweit offenes Grab nicht gut vereinbar. Wir sind hier außerdem in einem Park, mitten im Leben, nicht auf einem Friedhof. Auf dem Spielplatz gegenüber spielen Kinder unbefangen und rennen die Wege entlang. Sie sollten nicht an ein Grab stoßen. Aber natürlich bleibt es weiterhin ein Grab.»

Was das Steinfeld bedeutet

Das Grabmal ist ein leichtes Rechteck, fast so tief wie breit. Der mittlere Stein ist mehr als einen Meter breit und fast einen Meter tief. Er steht auf einem Sockel, den Abschluss bildet eine Verdachung.

«Das Ganze war ein intensiver Reifeprozess», sagte Kohl-Richter der dpa. «Das ging nicht über Nacht. Wir haben es ja gewissermaßen für die Ewigkeit gestaltet. Das Grabmal passt wunderbar in die Umgebung und wirkt genau so, wie wir es uns vorgestellt haben: Stattlich, aber nicht erdrückend. Schlicht, aber würdig. Klar, aber freundlich.»

Entstanden ist ein Platz, der vieles ist: Erinnerungsort, Denkmal, Grab.

Entstanden ist ein Platz, der vieles ist: Erinnerungsort, Denkmal, Grab. | Boris Roessler/dpa

Das Denkmal ist von einem Steinfeld umgeben, das die Grabfläche symbolisiert - der Bereich, in dem Kohl begraben liegt. «Das Steinfeld ist so gestaltet, dass die Menschen es als natürliche Hürde erkennen, damit sie nicht auf dem Grab herumlaufen. Es dient dem Schutz der Totenruhe.»

Um das Steinfeld stehen Gold Rider-Zypressen in U-Form. Sie verdecken den Zaun, mit dem das Domkapitel den dahinter liegenden Kapitelsfriedhof abgrenzt.

Warum es auch Kritik gab

Bisher war das Grab auch vorn mit einem Zaun abgetrennt. Mit der Neugestaltung wurde diese Barriere entfernt. Stattdessen wurde ein Dreiklang aus Natur, Stein und Symbolik geschaffen. Eine dichte Bepflanzung mit stachelblättrigem Osmanthus schützt vor direktem Zutritt. Auf zwei gepflasterten Flächen können Blumen abgelegt werden, eine Bank lädt zum Verweilen ein. Ein QR-Code führt zu Informationen über das Denkmal sowie Leben und Werk von Helmut Kohl.

Die Kosten für die Gestaltung – auch die Folgekosten für die Pflege – trägt Kohl-Richter nach eigener Aussage selbst. Zur Höhe wollte sie keine Angaben machen. Der Betrag soll sich nach dpa-Informationen im hohen fünfstelligen Bereich bewegen.

Das frühere Grab war aus Pflanzen, Pfälzer Buntsandstein und einem schlichten, massiven Holzkreuz gestaltet. (Archivbild)

Das frühere Grab war aus Pflanzen, Pfälzer Buntsandstein und einem schlichten, massiven Holzkreuz gestaltet. (Archivbild) | Boris Roessler/dpa

Kohl war am 16. Juni 2017 in seiner Heimatstadt Ludwigshafen gestorben und am 1. Juli 2017 in Speyer beigesetzt worden. Seitdem war die Ruhestätte aus Pflanzen, Pfälzer Buntsandstein und einem schlichten, massiven Holzkreuz gestaltet. Kohl-Richter brachte es Kritik ein, dass sie bei einer Neugestaltung 2019 das Kreuz mit Helmut Kohls Namen nicht gegen einen Grabstein getauscht hatte.

Doch Trauer ist kein Weg, den man eilig gehen kann. «Für die konkrete Gestaltung brauchte es aus mehreren Gründen Zeit. So war es mir wichtig, für mich noch eine Weile ein bepflanzbares Grab zu haben.»

Was sich Maike Kohl-Richter wünscht

Kritik gab es auch an den Bauarbeiten, die Kohl-Richter über die Medien angekündigt und für die sie mit einem Schild um «Respekt und Geduld» gebeten hatte. Trotzdem sollen Besucher den Sichtschutz beiseitegeschoben und Arbeiter am Grab ungefragt fotografiert haben.

«Null Verständnis», sagte Kohl-Richter, habe sie für den «Voyeurismus» mancher Menschen und «überhaupt das mediale Kesseltreiben, das seit Jahren zum Grab betrieben» werde. «Das ist respektlos und unwürdig. Ein Grab ist ein Grab und außerdem Privatangelegenheit.»

Mit Abschluss der Arbeiten endet ein jahrelanger Gestaltungsprozess am Grab eines der prägendsten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte. Entstanden ist ein Platz, der vieles ist: Erinnerungsort, Denkmal, Grab.

«Viele verbinden mit Helmut Kohl das Gefühl von Sicherheit, Frieden und Freiheit und kommen mit viel Respekt und Dankbarkeit an sein Grab. Das erlebe ich erst recht in diesen wieder unsicheren, schwierigen Zeiten», sagte Kohl-Richter. «Entsprechend seiner Lebensleistung sollte sein Grab ein freundlicher Ort der freiheitlich-friedlichen Erinnerung an Helmut Kohl sein.»

dpa

Bild: Für Maiko Kohl-Richter «war immer klar, dass das Grab letztlich Denkmalcharakter haben muss». | Boris Roessler/dpa

Up-to-date mit TV Mittelrhein - dem Nachrichtensender der Region Koblenz

Datum: 27.10.2025
Rubrik: Lokales
Das könnte Sie auch interessieren