
Internationaler Schlag gegen Schockanrufer
Markenuhren, Kokain und ein deutsches Telefonbuch: Was Ermittler in einem Warschauer Callcenter entdeckten.
Winnenden/Warschau (dpa) -
Ermittlungsbehörden haben in Baden-Württemberg und Polen drei mutmaßliche Telefonbetrüger festgenommen. In Winnenden (Rems-Murr-Kreis) nahmen Polizisten einen 29-Jährigen fest, der Geld einer Seniorin abholen wollte, wie es in einer Mitteilung hieß. Die Frau hatte zuvor einen sogenannten Schockanruf erhalten.
Zur gleichen Zeit durchsuchten Beamte ein Callcenter in Warschau und nahmen zwei Männer im Alter von 24 und 49 Jahren fest. Alle drei Männer sind inhaftiert.
Teure Uhren, Kokain und Marihuana gefunden
Im Callcenter in Polen seien ein deutsches Telefonbuch, Laptops und Mobiltelefone, Markenuhren im Wert von etwa 400.000 Złoty (knapp 94.000 Euro) sowie Schmuck, Kokain und Marihuana sichergestellt worden.
Gegen das Callcenter sei seit längerer Zeit ermittelt worden. Auf diese Weise seien zwölf Straftaten dokumentiert worden, die aus Polen heraus in Deutschland begangenen wurden. Die Übergabe von Bargeld oder Wertgegenständen sei in allen Fällen verhindert worden.
Internationale Zusammenarbeit
Am Freitag vor einer Woche schlug die Polizei dann in Winnenden und Warschau zu. Am Einsatz in Warschau waren auch Beamte der Kriminalpolizei Trier beteiligt.
An den internationalen Ermittlungen waren die polnische Kriminalpolizei, das Landeskriminalamt Berlin, die Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Trier (Rheinland-Pfalz) sowie die Kriminalpolizei Waiblingen (Baden-Württemberg) beteiligt.
Das Verfahren gegen die in Polen festgenommenen Männer wird von der polnischen Justiz geführt, das Verfahren gegen den in Winnenden festgenommenen Mann von der Staatsanwaltschaft Stuttgart.
Schockanrufe erhalten oft ältere Menschen
Bei einem sogenannten Schockanruf geben sich die Betrüger am Telefon oft als Verwandte oder Polizeibeamte aus und berichten den meist älteren Opfern beispielsweise von einem Verkehrsunfall, in den ein Familienmitglied verwickelt gewesen sei und nun sofort operiert werden müsse. Für die OP werde sofort Bargeld benötigt.
In anderen Szenarien soll der Angehörige einen Verkehrsunfall verursacht oder eine Straftat begangen haben. Um eine Gefängnisstrafe zu vermeiden, soll umgehend eine Kaution bezahlt werden. Dieses Geld holen die Betrüger dann bei ihren Opfern ab.
dpa
Bild: Drei Männer sind festgenommen worden. (Symbolbild) | Karl-Josef Hildenbrand/dpa
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